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Tatort Oktoberfest (German Edition)

Tatort Oktoberfest (German Edition)

Titel: Tatort Oktoberfest (German Edition)
Autoren: Barbara Ludwig
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zum Spektakel.“ In seiner Stimme schwingt ein bitterer Unterton.
    Di Flavio nickt. „Verstehe.“ Er ist froh, dass der Kollege nicht ahnt, dass sogar seine Frau es unumgänglich findet, mit ihren reichen Freunden von Mallorca zur Wiesn zu jetten.
    „Aufgrund des enormen Ansturms hat der Stadtrat beschlossen, die Wiesn-Fläche im nächsten Jahr zu erweitern. Ein neues Zelt soll hinzukommen. Der Stadtrat entscheidet im Januar, wem das neue Zelt überantwortet und wem die Ehre eines neuen Wiesn-Wirts zuerkannt wird. Das wäre nicht weiter tragisch und ist nicht unser Bier. Doch die Medien haben bereits in diesem Jahr einen Wettbewerb angezettelt. Eine Art Vorausscheidung unter dem Motto ‚München sucht seinen Super Wiesn-Wirt‘. Zwei Bewerber sind im Wettbewerb und müssen diverse Prüfungen bestehen. Die eingesessenen Wirte, die Gäste im Zelt und natürlich die Fernsehzuschauer werten über eine Hotline. Vier Tage lang läuft jeden Tag eine Sendung. Das Ergebnis des Vortages wird groß und breit eingeblendet, fast wie bei einer Weltmeisterschaft, mit viel Brimborium drum herum versteht sich.“
    Di Flavio schaut ungläubig, so dass Wimmer sich verpflichtet fühlt nachzuschieben: „Der Bewerber muss zum Beispiel beim Ausschank oder beim Service arbeiten, die Abtritte reinigen, Gläser spülen. Keine Ahnung, was dem Wirt oder den Fernsehleuten so einfällt.“
    „Capito, sozusagen Bewährung im Oktoberfestdschungel?“
    „Ich finde diesen Zirkus zum Auswachsen. Als echtem Münchner geht mir der Hut hoch. Ich frage mich, ob die Stadträte sich nicht entgegen der Tradition bald verpflichtet fühlen, Stellung zu beziehen. Sie sind zwar nicht an die Auswahl gebunden, aber bei dem Druck, der dann entsteht.“ Wimmer gießt sich etwas von der auf dem Tisch stehenden Giftmischung in seine Tasse und würgt das schwarzbraune Gesöff mit ein paar Schlucken runter. Seine Wangen sind gerötet, und seine hellen Augen blitzen vor Ärger. Mit einem Poltern stellt er die Kaffeetasse wieder auf den Tisch. Die restliche Flüssigkeit schwappt auf die polierte Tischplatte. Heimstetten beeilt sich, den Schaden mit einem Tempotaschentuch zu beheben und entsorgt das vollgesogene Teil in einem Papierkorb in der Ecke. Mit wieder gefasster Stimme setzt Wimmer die Einweisung fort. „Keine Angst, ich komme gleich zum Punkt. Uns interessieren die beiden Bewerber. Ein Mann und eine Frau. Die Bewerberin, jung und fesch, ist, obwohl in München geboren, italienischer Abstammung. Sie besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Ihre Mutter ist Deutsche. Ihr Vater ist Italiener der ersten Generation, Inhaber zweier Nobelrestaurants, in denen unsere Reichen und Schönen sich ein Schickimicki-Stelldichein geben. Also hat unsere Schöne die Medien geschlossen hinter sich, denn natürlich hat sie ihre wöchentliche Kochshow und kennt sich mit PR bestens aus. Die Pressefritzen können gar nicht genug von ihr bekommen. Sie überschlagen sich von wegen der Einmaligkeit …, und Migration sei wichtig und so weiter und so weiter. Sie ist 35, noch zu haben, und alle Männerherzen schlagen höher, wenn sie die Bühne betritt.“
    „Und der andere ist ein richtiger Bajuware durch und durch?“ frohlockt di Flavio.
    „Allerdings. Ihm gehört eine Wurstfabrik, und so ziemlich die gesamte Wurst, die beim Oktoberfest gegessen wird, stammt von ihm.“
    „Nun, da könnte ihm die Sache doch wurscht sein? Verzeih, kleiner Scherz am Rande, die deutsche Sprache hat manchmal so herrliche Verquickungen. – Und warum will der Wurstfabrikant sich den Stress mit einem Wiesn-Zelt antun? Das ist mir unklar. Die Frau … Nun gut. Sie will ihrem Vater imponieren, rate ich mal.“
    „Tja, warum er den Hals nicht voll kriegen kann, weiß ich nicht. Es ist wohl eher die gesellschaftliche Anerkennung, die mit dem Posten verbunden ist. Die Kutsche beim Wiesn-Umzug und alles, was so dazugehört. Aber das ist für uns nicht der springende Punkt und würde uns nichts angehen, wenn wir nicht eine Information bekommen hätten, nach der die Mafia beziehungsweise die ’Ndrangheta unauffällig mitspielen will. Lange Rede, kurzer Sinn, darum haben wir dich als Spezialisten angefordert. Wir können uns einfach nicht erlauben, dass auf dem Oktoberfest etwas passiert.“
    „Eine Italienerin, und sofort soll die Mafia im Spiel sein? Seid ihr da nicht etwas voreilig? Entschuldige, Hans, aber ist an den Informationen wirklich was dran? Natürlich könnte ich mir vorstellen, dass die
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