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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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zog er sich zurück und befahl dem Wolf mit kalter Stimme: »Und jetzt töte ihn.«
    Doch der Druck der Pfote auf Tareans Brust verstärkte sich nicht. Unsicher suchte der Blick des Jungen den des Grimmwolfs, und er hatte das Gefühl, als läge ein Zögern in dessen glutroten Augen. Und auf einmal stiegen die Bilder eines längst vergessenen Traums wieder in ihm auf, eines Traums, den er in einem, wie es schien, anderen Leben auf dem Friedhof von Ortensruh gehabt hatte. Dort war er dem Grimmwolf schon einmal so nahe gewesen wie heute. Und schon damals hatte er für einen kurzen Moment zwischen Träumen und Wachen das verwirrende Gefühl gehabt, dass …
    »Vater?«, fragte er leise.
    Der Grimmwolf grollte, und sein heißer, trockener Atem schlug Tarean ins Gesicht. Es war, als wolle ein Teil von ihm dem Befehl seines Meisters Folge leisten, ein anderer aber, der unvermittelt erwacht war und nun die Kontrolle über sein Handeln beanspruchte, hinderte ihn daran.
    »Vater, kannst du mich hören?«
    »Was ist los?«, keifte der Hexer, der sich in Richtung seines Throns zurückgezogen hatte. »Töte ihn!«
    »Höre nicht auf ihn, Vater«, flüsterte Tarean heiser, und seine Augen ließen die des Grimmwolfs nicht mehr los. »Du hast diesen Kampf noch nicht verloren. Wehre dich, Vater. Wehre dich mit aller Macht, und gemeinsam können wir Calvas noch immer besiegen.«
    Der Grimmwolf schwieg und starrte ihn nur aus glühenden, roten Augen an.
    »Lass mich dich erlösen. Das Bad der Tränen wartet auf dich.« Mit klopfendem Herzen packte der Junge Esdurial fester, und er hoffte, keinen Fehler begangen zu haben.
    »Hast du mich nicht gehört?«, rief der Hexer. Er fügte zwei Worte in einer dunklen Sprache hinzu, und die Flammen auf dem Rücken des Grimmwolfs loderten hell auf, während ein Zittern durch den Körper des Dämons lief wie durch den eines verstockten Hundes.
    Dann nahm er die Pfote von Tareans Brust.
    Vergib mir, mein Sohn.
    Und mit einem furchtbaren Grollen richtete sich der Grimmwolf hoch über dem Jungen auf.
    Aber statt ihn unter dem Frohlocken seines Meisters zu zermalmen, entblößte er ihm die breite, ungeschützte Brust und blickte ihn erwartungsvoll an. Tarean nickte unmerklich, verstehend und vergebend in gleichem Maße. Dann sprang er auf, drehte die Klinge von Esdurial und rammte dem Dämonenwolf das Schwert bis zum Heft in den Leib.
    »Esdurial!«, rief er, und die uralte, machterfüllte Waffe, von Câch’drokk vor Tareans Abreise aus Tiefgestein im Bad der Tränen gesegnet, explodierte inmitten des Dämonenkörpers in einem Ball aus gleißendem, weißen Licht.
    Draußen, über der Ebene, ertönte ein gewaltiger, dreifacher Donnerschlag.
    »Karno!«, schrie Auril, und sie wollte ihren Greif gerade in einen halsbrecherischen Sturzflug zwingen, als plötzlich ein Grauen erregendes Heulen von At Arthanoc her über das Schlachtfeld getragen wurde, das jeden Kampfeslärm übertönte. Und im nächsten Augenblick sah die Albin, die, wie alle anderen auch, erschrocken und verwirrt den Kopf gewendet hatte, dass die Spitze des höchsten Turmes von Calvas’ Festung wie von einer gewaltigen Kraft getroffen zerplatzte. Ein gleißender Ring weißen Lichts breitete sich in alle Himmelsrichtungen aus, zertrümmerte einen Teil des rückwärtigen Felsmassivs und trieb schwarzes Mauerwerk und glutroten Staub vor sich her.
    Einen Augenblick lang war es auf dem Schlachtfeld totenstill.
    »Der Grimmwolf ist vernichtet«, erhob sich schließlich eine donnernde Stimme, und als die Albin nach unten blickte, sah sie Jeorhel von Albernia mit siegesgewiss zum Himmel gerecktem Langschwert auf dem Feldherrenhügel stehen. »Der Grimmwolf ist vernichtet!«
    Und obschon damit die Schlacht noch keineswegs geschlagen war, brandete sofort ohrenbetäubender Jubel unter den Alben und Menschen auf, in den die Taijirin mit gellenden Kampfschreien einstimmten. Die Wolflinge aber heulten und jaulten, mit ihrer Führung gleichzeitig ihrer Einigkeit beraubt. Und auch wenn sich einige sofort wieder mit doppelter Wut in den Kampf stürzten, um ihren gefallenen Gott zu rächen, suchte ein guter Teil doch das Weite, denn sie sahen keinen Sinn mehr darin, in einem fernen Land für einen albischen Hexenmeister zu sterben. Der Rest schließlich wandte sich gegeneinander, denn nachdem der Bann des Grimmwolfs von ihnen genommen war, fiel den Rudeln und Rotten plötzlich wieder ein, dass sie eigentlich mehr trennte als verband, und so ließen sie die
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