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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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Frieden ruhen, doch der Junge empfand keine Spur des Triumphes über die errungenen Siege. Stattdessen fühlte er eine Leere in seinem Innern, die durch nichts von dem, was heute erreicht worden war, wettgemacht werden konnte.
    Moosbeere war tot.
    Er konnte es einfach nicht glauben, wollte es einfach nicht wahrhaben, aber hier lag sie leblos in seiner hohlen Hand, die goldene Lichtaura vollständig erloschen, und der zarte, kleine Körper, so makellos und unversehrt er schien, fühlte sich kalt an.
    Hinter ihm stand Kiesel, der zwar im Gegensatz zu dem Irrlicht furchtbar zugerichtet aussah, doch wortwörtlich die Widerstandskraft eines Steins zu haben schien. Mitfühlend drückte er die Schulter des Jungen, doch mehr Trost konnte er ihm auch nicht spenden. Daher wandte er sich ab und stapfte hinüber zu Auril, die ihrerseits zu Bromm geeilt war, kaum dass der letzte Schrei des Hexers verklungen war.
    Denn auch um den Bären war es schlimm bestellt. Er hatte im Duell gegen den Grimmwolf furchtbare Verletzungen davongetragen, nicht zuletzt durch sein Bad im heißen Blut des Dämons, und für einen kurzen Moment stieg in Tarean das schlechte Gewissen hoch, dass er um eine Tote trauerte, statt einem Sterbenden beizustehen. Er hob den Kopf und sah, dass die Albin neben dem Werbären kniete und Kilrien in der Hand hielt. Und da wusste er, dass Auril alles, was in ihrer aller Macht stand, tun würde, um den Gefährten zu retten.
    »Oh, Moosbeere«, murmelte er leise, »warum hast du das nur getan? Warum hast du dein Leben für das meine gegeben?« Seine Gedanken wanderten zurück zu ihrer ersten Begegnung, und er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen, als er sich daran erinnerte, wie sie ihn mit ihren blauen Augen bezaubert, mit ihren schnippischen Bemerkungen verwirrt und mit ihrem unbedarften Leichtsinn verrückt gemacht hatte. Und dann stiegen Worte in seinem Inneren auf, die sie damals an ihn gerichtet hatte: Du trägst ein mächtiges Schwert an deiner Seite, Tarean. Die Alte Macht ist stark in ihm. Doch bevor du es das nächste Mal anrufst, lass es mich wissen, denn auch ich bin ein Geschöpf der Alten Macht und spüre seine Wirkung.
    Für einen Moment hielt Tarean inne. Eine wahnwitzige Idee stieg in seinem Kopf auf, derweil sein Blick zu Esdurial wanderte, das in der Scheide an seinem Gürtel steckte und ruhte, nachdem er heute bereits zweimal seine Macht entfesselt hatte. Einmal noch, einmal, treue Klinge, musst du deinen Wert beweisen. Dann magst du auf ewig ruhen …
    Sanft legte er Moosbeere auf den Boden. Dann zog er langsam sein Schwert und hielt die flache Seite der Schneide direkt über ihren kleinen Körper. Gib acht, Moosbeere, ich rufe …
    »Esdurial.«
    Lautlos und beinahe zärtlich glitten die weißen Flammen über die Klinge hinweg, leckten um die in das makellose Silber der Schneide eingelassenen Kristallrunen und fanden an der Spitze zusammen. Fauchend erwachte die Alte Macht zum Leben, und heller als die Sonne erstrahlte das Schwert vor seinen Augen. Geblendet wandte der Junge den Kopf ab, doch aus den Augenwinkeln sah er, wie Moosbeere in gleißendes Licht gebadet wurde. Der Körper des Irrlichts wirkte beinahe durchscheinend und zerbrechlich wie ein Glasgefäß, während er von Esdurials Magie umschmeichelt, durchdrungen und erfüllt wurde. Ihr Dreigötter, bitte lasst es klappen.
    Nach einer kurzen Weile verlor das intensive Leuchten an Kraft, die Flammen verschwanden, und zuletzt erloschen auch die glimmenden Runen. Es war vorbei.
    Und zunächst geschah nichts. Schlaff und leblos lag das Irrlicht auf dem kalten Stein, und jetzt konnte und wollte Tarean seine Tränen nicht länger zurückhalten, denn es schien, als hätte auch Esdurials Macht nicht gereicht, Moosbeere ins Reich der Lebenden zurückzuholen. Behutsam hob er sie hoch, legte seine Wange an ihren kleinen Körper und weinte stumm.
    Da gewahrte er plötzlich mit halbem Auge ein sanftes Leuchten, das über Moosbeeres Körper irrlichterte. Verwundert ließ er seine Hand sinken und blinzelte, unsicher, ob er sich das Ganze vielleicht nur eingebildet hatte. Nein! Da war es wieder! Ein bronzener Schimmer, der über Moosbeeres bleiche Haut glitt, ihre Beine empor, dann über ihre Arme und ihr Gesicht, wie die Reflexion einer Kerze auf einem Medaillon, das man sanft hin und her dreht.
    »Moosbeere?«, flüsterte er.
    Und auf einmal erblühte das goldene Licht des Lebens wieder in ihrem Körper, gewann rasch an Kraft, und dann hob
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