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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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eine zweite Stimme in ihrem Rücken laut. »Eine Gefährtin hat Tarean noch.«
    »Was?« Überrascht drehte sich Calvas um, und da stand Auril inmitten der Trümmer auf der Plattform oberhalb des Throns, und hinter ihr wartete ein Greif. Ohne den Hexer auch nur zu Wort kommen zu lassen, schnellten ihre Hände nach vorne, und zwei blitzende Wurfklingen schossen ihm entgegen, die sich mit dumpfen Schlägen links und rechts in seinen Brustkorb bohrten.
    Calvas keuchte gepeinigt auf und krümmte sich. Die Zeit schien sich unendlich zu verlangsamen. Drei, vier Herzschläge lang schien es, als sei der Hexer endlich besiegt. Stattdessen richtete er sich langsam wieder auf. »So leicht bin ich nicht zu töten.« Er bedachte Auril mit einem höhnischen Lächeln, als er sich die beiden Dolche aus dem Leib zog. Klirrend fielen die nutzlosen Klingen auf den Stein.
    Dann aber verwandelte sich sein Lächeln unvermittelt in eine Fratze, als plötzlich die runenverzierte Schneide eines Schwertes aus seiner Brust hervorbrach. Mit vor Anstrengung und Schmerz verzerrtem Gesicht erhob sich Tarean hinter ihm und klammerte sich an den Griff seiner Waffe. »Esdurial«, flüsterte er.
    Und das weiße Drachenfeuer leckte über die silberne Klinge und brannte sich seinen Weg durch den Körper des Hexenmeisters, bevor das Schwert in einer Welle gleißenden Lichts einmal mehr seine volle Macht entfaltete. Als dies aber geschah, begann der Hexer auf einmal, wie verrückt zu kreischen. »Das kann nicht sein! Das ist nicht richtig!«
    »Ihr irrt!«, erklärte die Albin mit blitzenden Augen. »Genau so wurde es vom Wasser des Sehens prophezeit. Es hat Euer Ende vorhergesehen.«
    »Die Prophezeiung?!«, schrie Calvas. »Die Prophezeiung?! Ich schickte euch die Prophezeiung! Ein Schatten der Vergangenheit erhebt sich. « Er brach unvermittelt ab und hustete. Schwarzes Blut lief aus seinem Mundwinkel. Doch er sprach weiter: » Der Sohn des Fluchbringers geht nach Osten … Das Drachenfeuer … brennt in der Halle aus Eis … Und so … beginnt es … « Er rang keuchend nach Atem. » Meine … Worte …«
    Mit einem eleganten Satz sprang Auril von der Plattform und trat auf den röchelnden Hexer zu. Sie musterte ihn mit gerunzelter Stirn, aber dann hellten stilles Verstehen und ein triumphierendes Lächeln ihr Gesicht auf. »Und wie steht es hiermit: Was lange getrennt war, steht Seite an Seite. Der Vater bittet den Sohn um Vergebung. Das Dunkel erlischt in den Flammen aus Licht. Und so endet es … «
    Bei jedem Wort der Albin schien Esdurial aufzuleuchten, und die Augen des Hexenmeisters weiteten sich wie die eines Wahnsinnigen. Ein letztes Mal kehrte Leben in seinen tödlich verwundeten Körper zurück. Er heulte und schrie und entriss mit einer Drehung seines Körpers dem Jungen die Waffe. Während die Klinge heller brannte denn je, torkelte Calvas über die Brücke in der Mitte des Saals, wobei er mit fahrigen Gesten versuchte, den Griff des in seinem Rücken steckenden Schwertes zu erreichen.
    »Oh nein!«, rief Tarean, als er sah, was geschehen würde. Doch es war schon zu spät, um einzugreifen. Blind vor Schmerz und Enttäuschung taumelte Calvas auf den gähnenden Abgrund jenseits der Brücke zu, stolperte über den noch immer am Boden liegenden Kiesel, trat ins Leere und kippte kreischend vornüber.
    »Esdurial!«, schrie der Junge entsetzt, und im selben Augenblick kam Leben in den tot geglaubten Unterirdischen. Eine steinerne Hand zuckte vor und umschloss den Griff des magischen Schwertes, während es an dem Liegenden vorüberfiel. Für einen Moment schien Calvas in der Luft zu hängen, nur vom unnachgiebigen Arm des Steinernen gehalten, der die Waffe nicht preisgab, die im Rücken des Hexers steckte. Dann glitt der Körper an der makellosen Klinge herab und Calvas stürzte mit einem letzten, langen Schrei in die Tiefe. Wirbelndes Weiß verschlang ihn.
    Knirschend richtete sich der Unterirdische auf und wiegte bedächtig den malträtierten Schädel, als wolle er prüfen, ob er noch da sei. Eines seiner Augen war blind geworden, doch das andere leuchtete ungebrochen in strahlendem Blau, als er auf den Jungen zustapfte und ihm das Schwert entgegenhielt. »Esdurial«, sagte er.

EPILOG
    EIN NEUER MORGEN
    Tarean kauerte auf dem Boden von Calvas’ Thronsaal und wünschte sich, er hätte Bergen nie verlassen.
    Zwar hatte Calvas sein gerechtes Schicksal ereilt, der Grimmwolf war gebannt worden, und die Seele seines Vaters konnte endlich in
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