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Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers

Titel: Tarean 01 - Sohn des Fluchbringers
Autoren: Bernd Perplies , Bernd
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ab, um dem vorausgehenden Wilfert den schmalen Trampelpfad hinab ins Heerlager zu folgen.
    Ein leises, langgezogenes Heulen erhob sich in der Ferne, hinter den Anhöhen, die den Drakenskal gen Osten begrenzten. Der Ritter hielt inne, und sein Gesicht verfinsterte sich. Es war nicht der Wind, der dieses Geräusch verursachte.
    Das Heerlager hatte gewaltige Ausmaße. Hunderte von Zelten übersäten die sanft abfallende Westflanke der Zwölf Zinnen, die sich über zwei Tagesmärsche bis hinab nach Thal erstreckte, das östlichste der noch freien Länder des Westens. Die schlichten weißen Rundzelte der agialonischen Garde unter Fürst Kalander beherrschten den mittleren Teil des Lagers. Darum gruppierten sich die mit Fellen behängten Behausungen der wilden Rûnländer, die grünen Wohnstätten der Rebellen aus Thal und die aus edlem rot-blauem Tuch gefertigten Zelte der Gildensöldner aus Bristaja.
    Am fernen, südlichen Ende des Lagers standen die schlanken grau-grünen Zelte des Albenheeres unter Hochkönig Jeorhel von Albernia. Dorthin wandte Wilfert seine Schritte, und Anreon folgte ihm.
    Der Ordensritter bemerkte, dass eine unübersehbare Betriebsamkeit das Lager ergriffen hatte, seit er heute am frühen Abend aufgebrochen und auf die Anhöhe gestiegen war. Krieger legten ihre Rüstungen an, gürteten ihre Waffen um und sattelten ihre Reittiere. Anreon wusste, dass bald der Befehl zum Aufbruch gegeben würde.
    »Herr?«, sprach der Knappe ihn an, während sie an den Zeltreihen vorbeischritten.
    »Ja, Wilfert.«
    »Ihr seht aus, als plagten Euch düstere Gedanken. Glaubt Ihr, wir sind nicht bereit für die bevorstehende Schlacht?« Wilferts Stimme war fest. Doch als Anreon ihm einen Blick zuwarf, glaubte er in den Augen des Knappen die dumpfe Angst zu sehen, die auch an seinem eigenen Herzen nagte – allen seinen Mühen, sie zu verbannen, zum Trotz.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das Licht, für das wir stehen, jemals wirklich darauf vorbereitet sein kann, der absoluten Finsternis zu begegnen, die Calvas ausgespien hat«, erwiderte der Ritter. »Doch das ist es nicht. Es will mir einfach nicht gefallen, dass mein Platz auf einem fernen Feldherrenhügel sein soll, während sich jeder, der ein Schwert zu tragen vermag, der Brut des Hexers entgegenwirft.«
    Wilfert schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr dort vollbringt, was wir uns alle erhoffen, so erreicht Ihr tausend Mal mehr, als wenn Ihr uns mit der blanken Klinge anführen würdet. Und vergesst nicht die anderen Recken, die uns zur Seite stehen. Heymdrahl von Rûn mit Malm, dem Donnerhammer, Aíren Solard und seine Graue Garde, Zaeena Tsaar und Lord Orten aus unseren eigenen Reihen …«
    Anreon hob abwehrend die behandschuhte Linke. »Halt ein, Wilfert. Ich wollte den Ruhm und die Tapferkeit dieser Männer und Frauen keineswegs infrage stellen, genauso wenig wie den Glauben und die Beherztheit aller, die sich entschlossen haben, Calvas die Stirn zu bieten.«
    »Ihr seht also ein, dass der Weg, der vor uns liegt, der einzig gangbare ist?«
    Anreons Mundwinkel verzogen sich zu einem verkniffenen Lächeln. »Das tue ich, Wilfert, aber deswegen muss er mir nicht gefallen.«
    Unterdessen hatten sie ein Zelt erreicht, das sich in der Mitte des albernianischen Lagers erhob. Seine schiere Größe und die Standarten und Banner mit dem Zeichen des Sturmfalken, die den Eingang und die Spitzen des Zeltdaches schmückten, legten beredt Zeugnis von der Bedeutung des Mannes ab, der in ihm residierte. Und doch hatte Anreon schon bedeutend prunkvollere Felddomizile gesehen, in denen weitaus unwichtigere Männer gewohnt hatten. Nein, Geltungssucht konnte man dem Hochkönig der Alben keineswegs vorwerfen.
    Er passierte die beiden Gardisten, die vor dem Lager Jeorhels Wache hielten, schlug die Zeltplane zurück und trat ein. Wilfert folgte schweigend zwei Schritte hinter ihm.
    Das Innere wurde von einer Handvoll immerleuchtender Feenfeuer erhellt. Ein halbes Dutzend Männer und eine Frau waren hier versammelt. Anreon erkannte Hochkönig Jeorhel von Albernia in seiner kunstvoll geschmiedeten, smaragdgrünen Rüstung. Neben ihm standen der in Blau und Silber gewandete Großmeister des Kristalldrachenordens, Ulrik von Agialon, und die beiden Ritter Lord Orten und Zaeena Tsaar. Anreon nahm an, dass die übrigen Anwesenden drei kleineren Bündnisparteien vorstanden, auch wenn er mit ihren Gesichtern keine Namen verbinden konnte.
    Bei seinem Eintreten blickten sie von einem Tisch auf, der
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