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Mörderspiel

Mörderspiel

Titel: Mörderspiel
Autoren: Heather Graham
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PROLOG
    C assandra Stuart war schön, und sie wusste es. Sie konnte andere manipulieren, und auch das wusste sie. Wenn sie ihn doch nur dazu bringen könnte, sich umzudrehen und sie anzusehen…
    „Jon!
Jon!“
    Sie wusste, dass er sie gehört hatte, doch er blieb nicht stehen. Diesmal war er wirklich wütend auf sie. Während sie ihn beobachtete, ging er weiter den Kiesweg zum See hinunter. Vielleicht hatte sie den Bogen diesmal überspannt, aber sie wollte einfach nicht hier im Hinterland leben, in diesem gottverlassenen, entlegenen Flecken von Schottland. Trotz der berühmten Gäste und der nicht minder berühmten Wohltätigkeitsveranstaltung. Schließlich waren es
seine
Gäste und
seine
Veranstaltung. Sie hasste das Landleben, sie wollte nach London.
    Allerdings kannte sie ihren Mann und wusste, was jetzt in ihm vorging. Er hatte geahnt, dass es übel endete, dass sie grob und unleidlich werden und allen den Tag verderben würde. Zur Hölle mit ihm! Trotz allem wollte er nicht nachgeben! Seit Jahren war er Gastgeber dieser Veranstaltung. Er machte seine Pläne und lebte sein Leben. Die Krimi-Woche war bereits in vollem Gang. Außerdem hatte er gesagt, gleichgültig, wie entzückend seine Frau vielleicht sein mochte – und dabei hatte er schrecklich sarkastisch geklungen –,
er
wolle verdammt sein, wenn er sich von einer Frau, egal von welcher, auf der Nase herumtanzen ließe.
    „Jon!“
    Er vermied es zurückzublicken, damit er sie nicht anschauen musste.
    Denn er durchschaute, was sie vorhatte. Er traf seine Vorkehrungen und machte ihr Spiel nicht mit. Er ließ sich nicht mehr von ihr manipulieren.
    Deshalb würde sie abreisen. Heute noch. Die endgültige Trennung sollte der letzte Trumpf sein, den sie aus dem Ärmel zog. Ihre Abreise brachte ihn hoffentlich zur Vernunft, was ihr Schmollen und ihre Auflehnung bisher nicht geschafft hatten.
    Doch zuerst sollte er zu ihr zurückkommen. Sie wollte ihn lieben, leidenschaftlich und verzehrend, und ihm klarmachen, dass er ohne sie nicht existieren konnte. Sie würde ihm sagen, dass sie ihn brauchte, und sie würde ihn daran erinnern, warum er sie geheiratet hatte. Sie konnte ihn glücklich machen, sie konnte ihn zum Lachen bringen, und sie war verdammt gut im Bett. Auch wenn sie sich gerade einen Liebhaber zugelegt hatte, weil sie es einfach nicht mehr ertrug, wie abwesend Jon manchmal wirkte, wenn er mit seinen Gedanken bei einer anderen war. Komm zurück! dachte sie wütend. Lass dich ein letztes Mal von mir verführen, damit du mich nicht vergisst, damit du vielleicht…
    Sie würde warten, bis er fort war. Dann würde sie packen und ihm einen Brief hinterlassen mit der Anrede: „Mein geliebter Schatz“. Sie würde ihm erklären, dass sie im London Hilton auf ihn wartete, falls er sich seinen langweiligen Freunden entziehen konnte. Und vielleicht, aber nur vielleicht, kam er dann zu ihr. Er konnte ein solcher Narr sein! Sie wusste etliches mehr über seine Gäste und den gesamten Haushalt als er. Sie wusste, wer mit wem schlief. Und warum. Genau genommen, dachte sie lächelnd, kenne ich einige der Anwesenden sehr gut. Sogar intim, könnte man sagen.
    Und trotzdem war da diese entsetzliche Eifersucht in ihrem Herzen.
    „Jon, komm zurück!“ rief sie wieder und empfand, abgesehen von Gefühlen der Machtlosigkeit und des Verlustes, die ihr in letzter Zeit so vertraut geworden waren, eine neue, sonderbare Angst. „Jon. Bitte komm zurück! Oder du wirst es bereuen!“
    Ihr Tonfall war gleichermaßen provozierend wie ärgerlich. Trotzdem ging Jon weiter. Er war groß, mit schwarzem Haar und breiter, muskulöser Brust. Ein attraktiver Mann, den sie soeben verlor.
    Panik beschlich sie. Er ahnte, dass sie eine außereheliche Beziehung hatte. Wusste er, dass sie es ihm nur heimzuzahlen versuchte, weil sie sicher war, dass auch er eine Affäre hatte?
    „Jon! Jon, verdammt!“
    Ihr Ton wurde bockiger. Sie stand in der oberen Etage auf dem Balkon des großen Schlafzimmers und blickte über den hinteren Hof. Ihre Privaträume waren hübsch eingerichtet. Sie waren Ende des siebzehnten Jahrhunderts umgebaut und vor einigen Jahren von Jon selbst noch einmal modernisiert worden. Der halbrunde, geräumige Balkon gestattete Ausblicke zu drei Seiten des Anwesens. Von der Rückfront hier blickte man direkt hinab auf einen eleganten Brunnen mit einem wertvollen Marmorposeidon in der Mitte, komplett mit Dreizack. Obwohl der Winter rasch nahte, blühten noch Rosen längs des
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