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Taqwacore

Taqwacore

Titel: Taqwacore
Autoren: M Knight
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Amazing Ayyub. »Nach Dope und Kotze und … scheiß Bier.«
    »Astaghfirullah«, entgegnete Umar, zog ein Fläschchen mit Rosenwasser oder Sandelholz oder Ägyptischem Moschus oder sonst was heraus – er überraschte einen immer wieder mit seiner Raffinesse, wenn es um solchen Kram ging – und verteilte es im Zimmer. Mit zweifelhaftem Erfolg.
    »Allahu Akbar, Allahu Akbar«, sagte Jehangir, und wir versammelten uns hinter Umar. »Allahu Akbar, Allahu Akbar, aschhadu an la ilaha illa Allah, aschhadu anna muhammada rasulullah, hajja ’ala-salah, hajja ’ala-l-falah, qad qamati-salah, qad qamati …«
    Umar drehte dem großen Loch in der Wand, den Tafeln und Postern mit den Koransprüchen und der saudischen Flagge mit dem gesprayten Anarcho- A den Rücken zu und sah uns an.
    »Stellt euch ordentlich hin«, sagte er, bevor er sich wieder umdrehte. Umar konnte manchmal ganz schön nervtötend sein, aber er war der Richtige, um das Gebet zu leiten. Er nahm es ernst und ging das Ganze mit einer festen religiösen Überzeugung an, die mich sofort in die richtige Stimmung versetzte.
    Umar sprach das Du’a lautlos, es stellte sich eine nervöse Spannung ein, während ich darauf wartete, dass er die Hände zu den Ohren erhob und endlich mit dem Gebet begann. Die untergründige Feindseligkeit zwischen Umar und Jehangir oder Umar und Fasiq war verschwunden, bevor wir unsere erste Sadschda vollzogen hatten. Als Imam Umar die Engel zu seiner Linken grüßte, waren wir alle wieder Brüder.
    Ich war vor etwas über einem Jahr eingezogen. Als ich Ummi und Abu zuhause in Syracuse erzählt hatte, dass ich in ein Haus voller Muslime ziehen würde, waren sie überglücklich, mir jeden Monat die Miete schicken zu dürfen.
    »Das ist besser als das Studentenwohnheim«, sagte Abu zu mir. »Dort herrschen nämlich sehr schlechte Sitten.«
    »Du lebst mit anderen Muslimen zusammen«, sagte Ummi, »und wirst nicht abgelenkt.«
    »Assalamu alaikum«, sagte Umar am Telefon, als ich die Nummer auf dem Flyer gewählt hatte. Nachdem er mir einen kurzen Überblick über die Höhe der Miete, die Nebenkosten und so weiter gegeben hatte, vergewisserte er sich, ob ich darüber im Bilde war, dass es sich um ein muslimisches Haus handelte. Er sagte, mein Vorgänger sei schon vor über einem Jahr ausgezogen. Sein Name sei Mustafa gewesen und er habe streng nach den Regeln des Islam gelebt, erläuterte Umar mir, und zwar auf eine Weise, dass kein anderer der damaligen oder späteren Mitbewohner es ihm jemals hätte gleichtun können. Ich begriff sofort, was er meinte, als ich das Zimmer inspizierte, in dem Mustafa einige Bücher zurückgelassen hatte: alle neun Bände von Sahih Bukhari, gebunden in grünes Leder, eine Ausgabe von The Spectacle of Death von Khawaja Muhammad Islam und einen Karton voller prachtvoll verzierter Korane. »Er bekam sie immer umsonst von der saudischen Botschaft«, erklärte Umar. Der Karton hatte einen Aufkleber, auf dem Mustafas Name und die Anschrift des Hauses standen.
    Zusammen mit unserem inoffiziellen Mitbewohner Fasiq Abasa, der auf einem der Sofas schlief und gelegentlich etwas zu den Lebensmitteln beisteuerte, bildete ich die dritte Generation in der islamischen Geschichte des Hauses. Jehangir Tabari und Amazing Ayyub waren mit der zweiten Welle aufgetaucht. Davor, zu der Zeit, die Umar mir nachdrücklich als goldene Ära beschrieb, hatten Mustafa, Umar, Rabeya und Rude Dawud (der damals nur Dawud genannt wurde) hier gewohnt.
    »Damals hatten wir es wirklich drauf«, erzählte mir Umar, als wir einmal in seinem Pick-up saßen. »Es«, vermutete ich, stand für Islam . »Deshalb ist Rabeyas Zimmer auch unten«, erklärte er. »Damals wollten wir eigentlich nicht mit einer Frau zusammenwohnen, aber Mustafa sagte, wir könnten ihr das untere Zimmer geben, das gleich bei der Hintertür liegt, sodass sie dort hinein- und hinausgehen konnte. Die Männer durften das untere Badezimmer nicht benutzen, nur sie. Und wir haben im Durchgang zur Küche Vorhänge aufgehängt, man musste anklopfen, wenn man irgendetwas brauchte. Wenn sie nicht da war, konnte man hineingehen, aber man musste sich unbedingt bemerkbar machen, für den Fall, dass sie bereits auf dem Weg zur Küche war, und wenn sie da war, dann schob sie einem das, was man brauchte, unter dem Vorhang durch.«
    »Maschallah«, entgegnete ich. »Also war sie schon damals völlig verschleiert?
    »Alhamdulillah, natürlich war sie das, und sie trug auch noch keine
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