Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
Vom Netzwerk:
 
Der Sheriff von Canyon Gulch
     
    Es wäre fast ins Auge gegangen. Alexander Jones brachte mehrere Minuten damit zu, sich darüber zu freuen, daß er am Leben war.
    Dann sah er sich um.
    Es hätte beinahe die Erde sein können – beinahe, in der Tat, und sogar Nordamerika, wo er herkam. Er stand unter einem weiten, windzerzausten Himmel inmitten einer ausgedehnten Prärie, deren schlanke Grashalme hin und her wogten. Ein Vogelschwarm, aufgeschreckt durch sein Erscheinen, schwang sich in die Lüfte; die Vögel unterschieden sich nicht sonderlich von denen, die er kannte. Der Fluß wurde von einer Baumreihe umsäumt, und sich langsam verziehender Dampf markierte den letzten Liegeplatz seines Forschungsbootes. In der nebelhaften Ferne des Ostens konnte er blaue, verschwommene Hügel sehen. Dahinter, das wußte er, lagen die Berge, an die sich die ausgedehnten, finsteren Wälder anschlossen, die schließlich an dem Meer landeten, an dem die Draco lag. Er hatte einen verdammt weiten Weg zurückzulegen.
    Immerhin war er unverletzt geblieben und befand sich auf einem Planeten, der beinahe ein Zwillingsbruder seiner eigenen Welt war. Die Luft, die Schwerkraft, der biochemische Aufbau und die Spätnachmittagssonne konnte von der der Erde lediglich mit hochempfindlichen Instrumenten unterschieden werden. Die Rotationsphase des Planeten betrug ungefähr vierundzwanzig Stunden, sein Jahr beinahe zwölf Monate und sein Neigungswinkel wies einen auffälligen Wert von 11,5 Grad auf. Die Tatsache, daß zwei kleine Monde am Himmel standen und ein dritter sonstwo lauerte, die kontinentalen Umrisse einem bizarren Gekritzel glichen und die Schlange, die sich auf einem naheliegenden Felsen ringelte, mit Schwingen ausgestattet war und er sich etwa fünfhundert Lichtjahre vom Solar-System entfernt befand – all das waren nichts weiter als Spitzfindigkeiten. Unwichtige Bagatellen. Darüber konnte Alex nur lachen.
    Der Klang seines lauten Gelächters erzeugte in der ihn umgebenden Leere einen solchen Mißton, daß er zu der Überzeugung gelangte, ein dezentes Schweigen stünde ihm als Offizier und – aufgrund eines vom US-Senat ratifizierten Parlamentsbeschlusses – Gentleman weitaus besser zu Gesicht. Deswegen glättete er rasch die mit einem Stehkragen versehene blaue Marinetunika, strich mit nervöser Hand über die Bügelfalten der weißen Marinehosen, reinigte die polierten Marinestiefel an dem ausgedienten Fallschirm und langte nach seinem Notgepäck.
    Sein zerzaustes, braunes Haar zu kämmen unterließ er, denn seine schlaksige Gestalt würde so oder so kein großes Aufsehen erregen. Immerhin befand er sich mutterseelenallein in der Landschaft.
    Nicht daß er etwa die Absicht gehabt hätte, in dieser möglicherweise unübersichtlichen Situation zu verbleiben. Er ließ den schweren Packsack von den Schultern gleiten. Als das Rettungsboot versagt hatte, war dies – abgesehen von dem Fallschirm – der einzige Gegenstand gewesen, den er hatte ergreifen können. Und mehr brauchte er auch nicht. Seine Hände öffneten den Sack und tasteten nach dem zwar kleinen, aber durchaus leistungsfähigen Funkgerät, das ihm Hilfe bringen würde.
    Stattdessen zog er ein Buch heraus.
    Irgendwie kam es ihm unbekannt vor … Hatte man etwa während der Zeit, die er in der Ausbildung verbracht hatte, einen neuen Satz Instruktionen herausgegeben? Er öffnete es und hielt Ausschau nach dem Kapitel, das sich mit Funkgeräten und ihrer Bedienung in Notfallen auseinandersetzte.
    Auf der ersten Seite, die er aufschlug, hieß es:
    „… auf den ersten Blick unglaublich glückliche geschichtliche Entwicklung war natürlich völlig logisch. Der relative Niedergang des politisch-ökonomischen Einflusses der nördlichen Hemisphäre während des späten zwanzigsten Jahrhunderts und die Übernahme zivilisatorischer Dominanz durch die südostasiatische Region mit ihren größeren Rohstoffreserven führte nicht, wie aufgeschreckte Gemüter dieser Zeit voraussagten, zum Ende der westlichen Zivilisation, sondern rief eher ein Erstarken des demokratisch-liberalistischen Einflusses der angelsächsischen Tradition hervor, und zwar aus dem simplen Grund, weil die Regionen, die nun alle Fäden der Erde in ihren Händen hielten, hauptsächlich von Australien und Neuseeland angeführt wurden, deren Völker ihre ursprüngliche Loyalität zur britischen Krone aufrechterhielten. Das folgerichtige Wiederaufleben und das erneute Anwachsen des Britischen Commonwealth of
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher