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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
Autoren: Andrina L. Vögele
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Schulter vergrub und mir Freudentränen übers Gesicht liefen.
    »Ich habe dich so vermisst!«, sagte ich wahrheitsgemäss.
    »In …Ordnung?«
    Ich sah ihm ins Gesicht. Seine Augenbrauen waren leicht gehoben und er hatte einen kalkulierenden Ausdruck in den Augen.
    »Es tut mir so leid. Du kannst der Polizei sagen, dass nichts passiert ist. Es war einfach, weil ich so genervt war und dann ist da die Sternschnuppe gewesen und der Wunsch und … es tut mir wirklich leid, dass ich dir so viel Kummer bereitet habe. Es war keine Absicht und …«
    Er legte mir sanft die Hand auf den Mund.
    »Polizei? Kummer? Von was faselst du da?«
    »Hast du nicht die Polizei kontaktiert? Ich meine, ich bin ja ziemlich lange weg gewesen. Es mussten mindestens zwei, drei Wochen gewesen sein, oder?«
    Er sah mich forschend an. »Schätzchen, geht es dir gut? Bist du krank? Hast du vielleicht Fieber?« Besorgt berührte er meine Stirn. »Scheint normal zu sein.«
    Normal? Bemerkte er denn nicht die Kälte? Schliesslich war ich ein Vampir. Aber … wieso verspürte ich kein Brennen in der Kehle? Ich war ihm schliesslich sehr nahe. Oder …? Schnell löste ich mich aus seiner Umarmung und rannte zum Spiegel, der im Foyer hing. Meine Wangen waren leicht rosa und meine Augen von einem satten Smaragdgrün.
    »Aber …aber ich …«,stammelte ich. Was war passiert?
    »Schätzchen? Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Natürlich nicht! Nichts war in Ordnung! Alles war falsch! Ich war zwar bei meinem Vater, aber nicht bei Giardio und Quintus und Millicent und den anderen. Und ich war irgendwie … normal. Nicht mehr so vampirig wie zuvor. Was war geschehen? Und mein Vater hatte mich anscheinend gar nicht vermisst.
    Langsam drehte ich mich um.
    »Dad? Wie lange haben wir uns nicht gesehen?«
    Er war immer noch besorgt.
    »Du bist vor etwa anderthalb Stunden in dein Zimmer verschwunden, wieso?«
    »Anderthalb Stunden?«
    Er nickte und beäugte mich beunruhigt. Anderthalb Stunden. Das konnte doch nicht sein. Ich war etwa neun Tage bewusstlos bei Servalva gewesen, dann noch die letzten zwei Tage und etwa vier im Palast. Mehr oder weniger. Neun plus zwei plus vier ergibt 15. 15 Tage. 15 Tage mal 24 Stunden ergab 360 Stunden. Ich war mindestens 360 Stunden von meinem Vater getrennt gewesen, nicht anderthalb. Das war unmöglich. Ausser … mir stockte der Atem. Ausser die Zeit in Taquanta lief anders oder ich hatte – es kostete mich einige Überwindung weiterzudenken – das Ganze tatsächlich nur geträumt. Aber die Uhr war ja noch gelaufen. Und Giardio … alles hatte sich so … so …
echt
angefühlt.
    »Schätzchen? Bist du sicher, dass es dir gutgeht? Vielleicht solltest du dich ins Bett legen und einen Tee trinken.«
    Vielleicht war alles nur ein Traum gewesen. Vielleicht war alles nur ein Traum gewesen. Vielleicht war alles nur ein Traum gewesen. Aber das Kleid, meine verbundene Schulter …aber wieso war ich dann kein Vampir?
    »Ins Bett? Ja, klingt gut. Gute Nacht.« Ich stolperte benommen die Treppen hinauf und ging in mein Zimmer, wo ich kraftlos auf den Boden sank.
    Vielleicht war alles nur ein Traum gewesen …

    Die nächsten Wochen waren geprägt von gar nichts. Ich war an jenem Abend direkt ins Bett gegangen, hatte die aggressivste CD eingelegt, die ich besass, und mich durch die hämmernden Bässe ablenken lassen, und war Stunden später eingeschlafen, ohne dass ich auch nur einen Gedanken an das Land Taquanta und die dort verbrachte Zeit verschwendet hatte.
    Am ersten Tag nach meiner Rückkehr schlief ich nahezu ununterbrochen. Ich trank nur, wenn es absolut nötig war, essen konnte ich nichts. Mein Vater liess mich gewähren, im Glauben, ich sei krank. Und das war ich auch. Liebeskrank. Krank vor Sehnsucht nach einem Ort und nach Personen, an die ich krampfhaft versuchte nicht zu denken.
    Ich vergoss keine einzige Träne. Meine Augen waren leer. Ich wusste nicht, um was ich weinen sollte. Einen Traum? Das wäre lächerlich. Daher ging ich einfach nur durch das Leben. Ich ass nach einigen Tagen wieder, weil ich wusste, dass es das war, was normale Menschen taten. Nicht, weil ich Hunger verspürte. Ich spürte gar nichts mehr. Ich trank, schlief, stand auf, ass, ging bald wieder zur Schule, schlurfte durch den Garten und traf mich nach einigen Wochen auch wieder mit meinen Freunden ausserhalb der Schule. Wenn jemand einen Witz machte, lachte ich, weil es die anderen taten. Doch hätte mich später jemand gefragt, was daran
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