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Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)

Titel: Taquanta: Zwischen Traum und Wirklichkeit (German Edition)
Autoren: Andrina L. Vögele
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Gelächter.
    »Keine Sorge, das ist nicht die Überraschung. Aber der Ritt war schön, nicht wahr?«
    Und wie. Es war wundervoll gewesen, durch die Nacht zu reiten, die Bewegung des Pferdes unter mir zu spüren, Giardios Anwesenheit mit jeder Faser meines Körpers zu fühlen und einem nur durch die Sterne und den Mond beleuchteten Weg zu folgen.
    Diesen Teil hatte ich geliebt, das Wandern weniger. Schmollend antwortete ich ihm nicht. Er prustete abermals los und ich streckte ihm die Zunge raus. Er grinste nur noch mehr. Endlich erreichten wir die Kuppe.
    »War das jetzt so schlimm?«, erkundigte sich Giardio. Gespielt beleidigt stakste ich an ihm vorbei. Er schlang einen Arm um meine Taille.
    »Tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern. Kann ich es je wiedergutmachen?«
    Das Glänzen in seinen Augen verriet mir, dass er sich über mich lustig machte.
    »Vielleicht«, sagte ich hoheitsvoll.
    Er küsste meine Stirn, und ich fühlte das Lächeln, das auf seinen Lippen lag.
    »Bereit für deine Überraschung?«
    Jetzt gab ich meine Fassade auf und strahlte.
    »Also, dieser Hügel heisst Vultestella. Das heisst in Latan ungefähr so viel wie Sternenwollen. Du wirst gleich sehen wieso.« Er nahm mich an der Hand und zog michauf eine Gestalt zu, die ich noch gar nicht bemerkt hatte. Giardios Gesicht leuchtete wie das eines kleinen Jungen, der genau das zu Weihnachten bekam, was er sich sehnlichst gewünscht hatte.
    »Lizzy, das ist Zirkatrius, der Sternenpflücker. Zirkatrius, das ist Elizabeth Angel.« Zirkatrius verbeugte sich vor mir und küsste meine Hand.
    »Sehr erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen, Elizabeth.«
    »Die Freude ist gegenseitig.«
    Zirkatrius war ein grossgewachsener, schlaksiger Mann mit langen Armen und Beinen. Er hatte kurze Stoppelhaare, aber im Dunkeln konnte ich die Farbe nicht erkennen.
    »Bereit?«, fragte Giardio.
    Ich nickte aufgeregt und sah erwartungsvoll zu Zirkatrius. Giardio streckte ihm eine Münze hin, und er liess sie in seiner Jacke verschwinden.
    »Und jetzt?«, flüsterte ich.
    »Abwarten.« Giardio hielt meine Hand, und ich kuschelte mich an ihn. Zirkatrius ging von uns weg, streckte die Arme zum Himmel empor und murmelte unverständliche Worte. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah die Sterne an. Plötzlich verschwand einer von ihnen.
    Für einen kurzen Moment wurde der Hügel hell erleuchtet und wir wurden in goldenes Licht getaucht, dann verschwand es und zurück blieb ein schwaches Glühen in Zirkatrius’ Händen. Er trat wieder zu uns heran und ich sah, dass er einen perfekt geformten, fünfzackigen Stern hielt. Er war wunderschön und leuchtete golden.
    »Wow«, hauchte ich. Ich konnte meine Augen nicht von dem Stern abwenden. Er war einfach perfekt. Unser Stern.
    Er leuchtete noch einmal grell auf und war dann verschwunden. Ich sah in den Himmel hinauf; dort, einige Meter neben der nun leeren Stelle erschien ein neuer leuchtender Punkt. Ich lächelte Giardio an.
    »Danke.« Er strahlte zurück, nahm mich in den Arm und hielt mich ganz fest. Wir standen einfach nur da, die Arme um den jeweils anderen geschlungen und genossen den Moment. Er war vollkommen.
    Ich befand mich an der Seite der Person, die ich liebte, meine Freunde schliefen tief und fest oder feierten, und Giardio und ich hatten gerade einen der schönsten Augenblicke miteinander geteilt. Glücklich seufzte ich. Nichts fehlte jetzt noch, bis auf meinen Vater. Eine Welle der Sehnsucht überrollte mich. Plötzlich vermisste ich meinen Vater schrecklich. Die kleinen Fältchen um seine tiefgrünen Augen, wenn er lächelte, seinen Geruch, seine Umarmung. Unauffällig steckte ich meine Hand in das Aussenfach meiner Tasche und tastete nach dem Foto, dass ich vor einigen Tagen darin gefunden hatte. Es war vor etwa einem halben Jahr aufgenommen worden. Darauf waren mein Vater und ich an einem Wohltätigkeitsball abgebildet. Er stand neben mir und strahlte stolz auf mich herab.
    Betroffen schloss ich die Augen und eine einzelne Träne rollte mir über die Wange. Nicht schon wieder. Seit ich in Taquanta gelandet war, hatte ich wirklich nahe am Wasser gebaut. Ich wollte nicht, dass Giardio sich sorgte, es war eine wunderschöne, klare Nacht und die Sterne leuchteten so hell, als lächelten sie auf uns herab.
    »Sieh mal, da vorne, eine Sternschnuppe«, murmelte Giardio. Ich schaute in die Richtung, in die er zeigte. Tatsächlich. Ich konnte gerade noch sehen, wie sie am Himmel verglühte. Ich schloss die Augen.
    Ich
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