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Tapas zum Abendbrot

Tapas zum Abendbrot

Titel: Tapas zum Abendbrot
Autoren: Basel Nicole Frick Marike
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damit Folgendes: Nur am Abendbrottisch Spanisch zu reden, reicht leider nicht, solange Roberto und ich mit unseren Kindern in Deutschland leben. Dann lernen sie zwar, wie man vom Tag berichtet, mehr aber auch nicht. Elke Montanari rät deshalb: Wenn wir unseren Kindern einen reichen Wortschatz vermitteln möchten, dann sollten wir erstens in beiden Sprachen sehr viel mit ihnen reden und das zweitens in ganz verschiedenen Situationen: auf dem Spielplatz, beim Märchenvorlesen, auf Ausflügen. »Da muss man fantasievoll sein, sich immer wieder etwas einfallen lassen«, sagt Montanari. Vor allem aber müssen die Kinder möglichst viele spanischsprachige Menschen kennenlernen – denn umso größer ist das Angebot an Vokabular, Ausdrücken und Redewendungen. Das macht es deutlich einfacher, eine Sprache in all ihrer Komplexität weiterzugeben.
    Aber was, wenn ein Kind die Sprache des einen Elternteils verweigert? Auch bei Sonjas und Manojs kleinem Sohn war das so: Lange Zeit wollte und wollte er einfach nicht englisch sprechen. Und das, obwohl Manoj sich die meiste Zeit um ihn kümmerte und nur englisch mit ihm redete. Doch wenn er seinen Sohn etwas fragte, antwortete Leo auf Deutsch. Wirklich beunruhigt waren Sonja und Manoj allerdings nicht. Immerhin ist Manoj selbst sogar dreisprachig aufgewachsen: Mit seinen indischen Eltern sprach er Hindi, in seiner Heimatstadt Singapur war die Amtssprache Englisch, und darüber hinaus ging er auf eine chinesische Schule. »Wir wussten also, dass das funktioniert«, sagt Sonja. Tatsächlich ist es global gesehen der Normalfall, dass ein Kind zwei- oder mehrsprachig aufwächst – denn in vielen Ländern gibt es neben lokalen Sprachen oder Dialekten noch eine Amtssprache.
    Mit vier Jahren sagte Leo schließlich eines Tages seine ersten englischen Sätze. »Allerdings mit einem furchtbaren deutschen Akzent«, erzählt Sonja. »Das ist mir fast peinlich.« Aber Leo ist nun mal ein ziemlich deutsches Kind: Er isst am liebsten Leberwurstbrote und besteht auch im hitzig-schwülen Singapur auf Socken in den Sandalen. Deutsch ist bis heute die Hauptsprache des Vierjährigen. Nix da mit fließender Zweisprachigkeit! Dabei haben Sonja und Manoj eigentlich alles richtig gemacht: Manoj sorgt für den englischen Input, Sonja für den deutschen, tagsüber geht Leo außerdem in einen deutschenglischen Kindergarten. Er verbringt also genug Zeit mit jeder der Sprachen. Wie kann man ihn dazu bringen, das Englische mehr anzunehmen?
    Elke Montanari kennt solche Situationen: »Es ist für Eltern häufig sehr verletzend, wenn das Kind die Sprache des einen nicht sprechen will.« Sie rät in solchen Situationen zu mehreren Schritten. Man kann erstens einen ausgedehnten Urlaub machen, und zwar dort, wo Gleichaltrige die andere Sprache sprechen. »Etwa auf einem Campingplatz, oder beim Besuch von Cousins und Cousinen.« Dann merkt das Kind nämlich: Wenn ich dazugehören will, muss ich auf die andere Sprache umschwenken.
    Zweitens kann man aber auch erst einmal die eigenen Erwartungen herunterschrauben. »Vielleicht gibt das Kind ja Zeichen, dass es das Englische durchaus versteht – zum Beispiel, indem es die passende Antwort auf Deutsch gibt. Das ist schon ein Erfolg – nur bemerken das Eltern oft nicht, leider.«
    Und man kann drittens helfen, etwa, indem man Worte anbietet. Wenn Leo beispielsweise auf Deutsch sagt: »Ich möchte gerne zum Spielplatz«, dann könnte Manoj auf Englisch antworten: »Ah, you want to go to the playground!« Denn wenn das Wort »Spielplatz« in Leos Umgebung vor allem auf Deutsch gebraucht wird, ist es schließlich nicht verwunderlich, dass er die gesamte Bitte auf Deutsch formuliert. Selbst wenn er mit Manoj spricht.
    Generell ist es so, dass mehrsprachige Kinder selten zu den ganz frühen Sprechern gehören. Sie fangen allerdings auch nicht wesentlich später als einsprachige Kinder damit an. Immer weitermachen, lautet also die Devise. »Viele Eltern machen den Fehler, dass sie irgendwann aufgeben, weil es ihnen zu anstrengend wird«, sagt Elke Montanari. Dabei soll das Kind doch auch mit den Großeltern, Onkel und Tanten reden können!
    Gerade über diese ausländische Verwandtschaft wundern sich die meisten zweisprachigen Kinder anfangs sehr: Es gibt also Spanier, die kein Deutsch verstehen! »Das begreifen Kinder oft erst mit etwa
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