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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh
Autoren: Benjamin Hoff
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Idee. Woher kommt sie? Kommt sie von diesem, und dieses kommt von jenem? Wenn du sie bis zu ihrem Entstehungspunkt zurückverfolgen kannst, merkst du, daß sie aus dem Nichts kommt. Und aller Wahrscheinlichkeit nach kommt sie um so direkter daher, je großartiger sie ist. „Ein Geniestreich! Nie dagewesen! Ein revolutionärer Gedanke!“ Praktisch jeder hat schon einmal so eine Idee gehabt, vermutlich nach einem tiefen Schlaf, der dich so klar und so leer gemacht hat, daß aus dieser Fülle von Nichts plötzlich eine Idee aufblitzt. Wir müssen aber nicht unbedingt ein paar Stunden schlafen, damit das geschieht. Wir brauchen nur wach zu sein — vorkommen wach. Und das ist ein ganz natürlicher Vorgang.
    Er fängt in unserer Kindheit an. Als Kinder sind wir zwar hilflos, uns jedoch der Dinge um uns herum bewußt und freuen uns daran. Dann, als Jugendliche, sind wir zwar immer noch unselbständig, versuchen aber, wenigstens unabhängig zu erscheinen. Und schließlich lassen wir auch diese Entwicklungsstufe hinter uns und werden erwachsen — selbstbewußte Persönlichkeiten mit der Fähigkeit und Reife, ändern zu helfen, wie wir uns selbst zu helfen gelernt haben.
    Aber Erwachsensein ist nicht die höchste Stufe der Entwicklung. Am Ende des Kreislaufes steht wieder das Kindsein in völliger Selbständigkeit, mit innerer Klarheit und sehendem Blick. Das ist die Stufe der Weisheit. Im Tao Te King und andern Büchern der Weisheit heißt es: „Kehre zum Anfang zurück; werde wieder wie ein Kind.“ — Genau das ist gemeint. Warum wirken die Erleuchteten so hell und glückselig wie Kinder? Warum sehen sie manchmal sogar aus wie Kinder und reden auch so? Weil sie so sind. Die Weisen sind wissende Kinder. Ihr Geist ist leer geworden von den unzähligen Nichtigkeiten törichter Gelehrsamkeit und angefüllt mit der Weisheit des Großen Nichts, des alldurchdringenden SINNES.
     
    Sie gingen weiter und dachten an dies und das, und so kamen sie endlich an eine verzauberte Stelle ganz oben im Wald, die „Koggenbusch“ hieß, weil dort über sechzig Bäume im Kreis herum standen; und Christoph Robin wußte, daß sie verzaubert war, denn niemand hatte bisher zählen können, ob es dreiundsechzig oder vierundsechzig waren, selbst dann nicht, wenn er gleich nach dem Zählen um jeden Baum eine Schnur band. Da es sich um einen verzauberten Platz handelte, war der Erdboden nicht, wie sonst der Waldboden, mit Stechginster, Farnkraut und Heide bedeckt, sondern dicht mit Gras bewachsen, still und weich und grün. . . Wenn sie da saßen, konnten sie die ganze Welt vor sich ausgebreitet sehen bis dahin, wo sie den Himmel berührte, und alles auf der Welt war mit ihnen im Koggenbusch.
     

     
    Hier, am verzauberten Ort auf der Waldeshöhe, enden die Puh- Bücher. Wir können aber jederzeit dorthin. Es ist nicht weit von hier; es ist auch nicht schwer zu finden. Nimm einfach den Weg zum Nichts und geh nach Nirgendwo, bis du ankommst. Denn der verzauberte Ort ist genau da, wo du gerade bist, und wenn du mit Bären gut Freund bist, kannst du ihn leicht finden.
     

Puh — - was nu?
     
     
    In der Morgensonne, in der Abenddämmerung streift ein kleiner Bär durch einen Wald. Warum sind wir ihm bloß gefolgt, als wir noch soviel jünger waren? Schließlich ist er nur ein kleiner Bär mit wenig Verstand. Aber ist Verstand denn so wichtig? Ist es wirklich der Verstand, der uns dahin bringt, wohin wir müssen? Oder ist es nicht allzuoft gerade der Verstand, der uns auf den Irrweg schickt, so daß wir dem Echo des Windes in den Baumwipfeln nachgehen, das wir für wirklich halten, statt auf die Stimme in unserm Innern zu hören, die uns sagt, wo es langgeht?
    Mit dem Kopf kann man alle möglichen Sachen machen, aber diese Sachen sind nicht das, worauf es ankommt. Abstraktes Denken trennt den Denker nur von der wirklichen Welt, und diese Welt, der wirkliche Wald um uns herum, ist jetzt in einem schrecklichen Zustand, weil zu viele zuviel denken und zuwenig Mitgefühl zeigen. Ganz ungeachtet dessen, was sich viele Verstandesmenschen ausdenken, bis sie es selber glauben, kann es so nicht viel länger weitergehen, wenn die Welt überleben soll. Unsere einzige Chance, die sichere Katastrophe noch abzuwenden, besteht darin, unsere Einstellung zu ändern und Weisheit und Zufriedenheit schätzen zu lernen. Danach wird überall gesucht, mit Wissensdurst und Klugheit, aber durch Wissen und Klugheit sind sie nicht zu erlangen. Nie und nimmer. Und wir
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