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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh
Autoren: Benjamin Hoff
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glaube schon, denn wir wollten gerade Tee trinken, und bis jetzt haben wir noch nichts bekommen.“
    „Ach“, wunderte sich Ferkel, „aber hat denn Eule immer einen Briefkasten an der Zimmerdecke gehabt?“
     
    Nun, nachdem der Lehnstuhl von Puh gezogen worden war und er sich umgesehen hatte, rückte er mit einem Plan heraus. Eule sollte mit einem Stück Schnur zum Briefkasten hinauf fliegen, die Schnur durch den Drahtkorb fädeln und wieder damit herabfliegen. Dann sollte Ferkel sich an dem einen Ende der Schnur festhalten, während Puh und Eule an dem andern Ende zogen . . .
     
    „Und dann ist Ferkel oben“, sagte Eule, „falls die Schnur nicht reißt.“
    „Aber angenommen, sie reißt?“ wollte Ferkel wissen.
    „Dann versuchen wir es mit einem neuen Stück Schnur.“
    Das war nicht gerade beruhigend für Ferkel, denn wie viele Stücke Schnur sie auch ausprobieren würden, um es hochzuziehen, wäre es doch immer dasselbe Ferkel, das herunterfiele; aber anscheinend war es die einzige Möglichkeit. Und so rief es sich noch ein letztes Mal all die glücklichen Stunden ins Gedächtnis zurück, die es im Wald verbracht hatte, ohne an einem Stück Schnur zur Zimmerdecke hochgezogen zu werden, nickte dann Puh tapfer zu und sagte, es sei ein sehr kluger P-pap-pap-pap, kluger Plap-plap Plan.
     
    Und schließlich. . .
     
    Und es quetschte und es quatschte, und mit einem letzten Quietsch war es dann endlich draußen. Aufgeregt und glücklich wandte es sich noch einmal um und quiekte den Gefangenen eine letzte Nachricht zu.
    „Alles in Ordnung“, rief es durch den Briefkasten. „Dein Baum ist ganz und gar umgeblasen worden, Eule, und ein Ast geht über die Tür weg, aber den können Christoph Robin und ich schon fortdrücken, und wir werden ein Seil für Puh mitbringen, und ich geh' jetzt und erzähl' es ihm, und ich kann ziemlich leicht hinunterklettern, ich meine, es ist zwar gefährlich, aber ich werde es schon schaffen, und Christoph Robin und ich sind in etwa einer halben Stunde zurück. Auf Wiedersehn, Puh!“ Und fort war es, ohne noch Puhs „Auf Wiedersehn und vielen Dank, Ferkel!“ abzuwarten. „Eine halbe Stunde“, murmelte Eule und machte es sich bequem. „Da habe ich eben noch genug Zeit, die Geschichte zu beenden, die ich gerade zu erzählen begonnen hatte über meinen Onkel Robert — dessen Bildnis du dort unter dir siehst. Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Es war an genauso einem stürmischen Tag wie diesem, daß mein Onkel Robert —“
     
    „Eule hat mir gesagt, du wolltest mit mir reden“, sagte Puh.
    „Richtig, Puh. Was machen die Schuhkartons im Vorratsschrank?“
    „Ich konnte nichts dafür“, rechtfertigte sich Puh.
    „Wieso?“
    „Na ja, zuerst kam diese Karte an Herrn Puh Bär. Dann, als ich zu dem Laden hinging, um mich nur einmal umzugucken ...“
    „Was dann?“
    „Da war der Verkäufer so nett zu mir. ,Kann ich Ihnen behilflich sein, mein Herr?' fragte er. Ich kam mir richtig wichtig vor.“
    „Aber Puh, du brauchst diese Schuhe doch gar nicht“, sagte ich.
    „Ich bringe sie zurück“, gelobte Puh.
    „Schon besser.“
    „Eine Menge Leute bringen Sachen zurück, nehme ich an.“
    „Warum?“
    „Ich habe viele Leute dort Sachen kaufen sehen, die sie überhaupt nicht brauchen. Überall im Laden.“
    „Gut möglich“, bemerkte ich.
    „Ich war nicht der einzige“, fuhr er fort.
    „Natürlich nicht, Puh. Es gibt viele Leute, die versuchen sich auf diese Weise Glück und Ansehen zu kaufen. Aber du kannst doch ohne sowas glücklich und angesehen sein!“
    „Sie auch“, sagte Puh.
    Das ist allerdings wahr. Jeder kann das. Ungeachtet dessen, was I-Ah einmal gesagt hat, können wir uns wirklich alle unseres Lebens freuen und sinnvollen Gebrauch machen von dem, was wir sind und was wir haben; nur tun wir das nicht alle.
    Ein weiser Beobachter schrieb einmal vor Jahren, als er gerade rundum zufrieden am Ufer von Waiden Pond saß: »Die Masse Mensch führt ein Leben in stiller Verzweiflung.“ Damals mag die Verzweiflung ja still gewesen sein. Jetzt ist sie ohrenbetäubend. Aber wir brauchen uns ihr nicht hinzugeben. Lassen wir doch einfach davon ab, uns an ein schales Ersatzleben zu klammern — machen wir uns frei. Ein Schritt in die richtige Richtung, und schon sind wir auf dem Weg.
    Damit kommen wir zum Tiddeldidum-Prinzip, das aus einem Lied von Puh stammt:
     
    Schneit es heiter,
                   (tiddeldidum),
    geht es
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