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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh
Autoren: Benjamin Hoff
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eines einzigen Mannes einem tausendköpfigen Heer zum Sieg verhelfen kann. Wenn jemand, der doch nach ganz normalen Verdiensten strebt, eine solche Wirkung zu zeitigen vermag, wieviel mehr kann derjenige ausrichten, der nach höheren Zielen trachtet!
     
    (Beifall.) Ein Hoch! Auf das ritterliche Ferkel und den furchtlosen Puh —
     
    Hoch soll es leben!
    Ein Hoch für Ferkel, Hoch!
    und
    Ein Hoch für einen Bären!
    Ein Hoch für einen Puh!
    Hoch soll er leben!
    Der Bär, er lebe hoch!
     
    Als sie alle ziemlich satt waren, klopfte Christoph Robin mit seinem Löffel auf den Tisch, und alle hörten auf zu reden und waren still, außer Ruh, die gerade einen Schluckauf hatte und so dreinzuschauen versuchte, als kämen die Gluckser von einem Verwandten Kaninchens.
    „Dieses Fest“, begann Christoph Robin, „ist deshalb ein Fest, weil jemand etwas getan hat, und wir alle wissen, wer das war, und es ist deshalb sein Fest, weil er etwas getan hat, und ich habe ein Geschenk für ihn — hier ist es.“ Dann tastete er ein wenig herum und flüsterte: „Wo ist es denn?“
    Während er noch suchte, hüstelte I-Ah höchst eindrucksvoll und fing daraufhin zu reden an:
    „Freunde“, sprach er, „alles Kleinvolk mit eingeschlossen, es ist mir eine große Freude, oder vielleicht sollte ich lieber sagen, es ist mir bis jetzt eine große Freude gewesen, euch auf meinem Fest begrüßen zu dürfen. Was ich getan habe, war nicht der Rede wert. Jeder von euch — mit Ausnahme von Kaninchen und Eule und Känga — hätte das gleiche getan. Oh, und Puh. Meine Ausführungen gelten natürlich auch nicht für Ferkel und Ruh, weil sie zu klein sind. Jeder von euch hätte das gleiche getan, aber zufällig war ich es eben. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, daß nicht etwa der Gedanke an das, was Christoph Robin gerade sucht, für mich ausschlaggebend gewesen wäre“—und jetzt hielt er sein Vorderbein vor das Maul und flüsterte vernehmlich: „Versuch's doch mal unter dem Tisch!“ — „sondern weil ich meine, daß wir alle helfen sollten, wie wir nur können. Ich meine, wir alle sollten —“
     
    Ja, ja, ja. . . . Blablabla . . .
     
    „Hier ist es!“ rief Christoph Robin aufgeregt. „Gebt es mal weiter an den dummen alten Puh! Es ist für Puh.“
    „Für Puh?“ sagte I-Ah.
     
    Natürlich ist es für Puh. Weil er so ein Bär ist.
     

     
    „Aber was ist denn an Puh bloß so besonders?“ fragte I-Ah entrüstet.
    „Nun, I-Ah, wenn du das nächste Kapitel liest, findest du es vielleicht heraus“, erwiderte ich.
    „Wenn's denn sein muß“, sagte I-Ah.
     

     

Nichts und Nirgendwo
     
     
    „Wohin gehen wir eigentlich?“ fragte Puh, der hinter ihm hereilte und sich wunderte, ob das nun eine Forschungsreise oder ein Was- soll-ich-wohl-mit-du-weißt-schon-was werden würde. „Nirgendwohin“, sagte Christoph Robin.
    Also gingen sie dahin los, und als sie ein kleines Stück gelaufen waren, fragte Christoph Robin:
    „Was machst du am allerliebsten von der Welt, Puh?“
     
    (Und was Puh am allerliebsten tat, war natürlich Christoph Robin zu Hause zu besuchen und zu essen, aber da wir das ja bereits erwähnt haben, brauchen wir es wohl hier nicht zu wiederholen.)
     
    „Das mag ich auch gern“, sagte Christoph Robin, „aber was ich am liebsten tue, ist nichts.“
    „Wie tut man denn nichts?“ fragte Puh schließlich, nachdem er lange darüber nachgedacht hatte.
    „Na ja, das geht so, wenn du es nämlich gerade tun willst und die Leute dir zurufen: ,Was machst du, Christoph Robin?' und du sagst: ,Ach. nichts' und gehst dann hin und tust es.“
    „Ach so“, sagte Puh.
    „Und genau das machen wir gerade, Nichtstun.“
    „Ach so“, sagte Puh wieder.
    „Es bedeutet, daß man einfach dahinschlendert, auf alles horcht, was man nicht hören kann, und sich um nichts bekümmert.“
     
    Chuang-tse schreibt darüber {3} :
     
    Erkenntnis wanderte im Norden an den Ufern des dunklen Wassers und bestieg den Berg des steilen Geheimnisses. Da begegnete sie von ungefähr dem schweigenden Nichtstun.
    Erkenntnis redete das schweigende Nichtstun an und sprach: „Ich möchte eine Frage an dich richten. Was muß man sinnen, was denken, um den SINN zu erkennen? Was muß man tun und was lassen, um im SINNE zu ruhen? Welche Straße muß man wandern, um den SINN zu erlangen?“
    Dreimal fragte sie, und das schweigende Nichtstun antwortete nicht. Erkenntnis kam im Süden an das weiße Wasser und bestieg den Berg der Zweifels-Endung.
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