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Tao Te Puh

Tao Te Puh

Titel: Tao Te Puh
Autoren: Benjamin Hoff
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schöne Musik? Claude Debussy hat einmal gesagt: „Musik ist der Raum zwischen den Noten.“
    „Huuh, Baby! Oooaiih, BABY! (Bang bang bang.) Baby, don't leave me! (Bängbäng zosch bang!) Baby, don't LEA VE me!“ (Klick.) Wie die Stille nach dem Lärm oder kühles, klares Wasser an einem staubigen, schwülen Tag, so reinigt die Leere den Geist von Unrat und lädt die Batterien wieder mit neuen Kräften auf.
    Viele Leute fürchten sich vor der Leere, weil sie ihnen wie die Einsamkeit vorkommt. Alles muß irgendwie ausgefüllt werden — Terminkalender, Berghänge, unbebaute Grundstücke — aber erst wenn alles ausgefüllt ist, kommt wirklich die Einsamkeit. Dann schließt man sich Gruppen an, schreibt sich für Kurse ein und macht sich Gönn-dir-was-Geschenke. Wenn die Einsamkeit zur Tür hereinschleicht, wird der Fernsehapparat angedreht, um sie zu vertreiben, aber sie geht doch nicht. Deshalb verlassen manche von um den Schauplatz, und wenn wir die Leere dieses Riesenhaufens Unrat erst einmal losgeworden sind, erleben wir die Fülle des Nichts.
    Ein besonders schönes Beispiel für den Wert des Nichts ist eine Begebenheit aus dem Leben des japanischen Kaisers Hirohito. Kaiser in einem so streng konfuzianisch durchorganisierten Land zu sein ist nicht unbedingt sehr erbaulich. Vom frühen Morgen bis in die späte Nacht hinein ist praktisch jede Minute der kaiserlichen Zeit mit Treffen, Audienzen, Reisen, Besichtigungen und dergleichen ausgefüllt. Durch einen dermaßen eng mit Terminen gepflasterten Tag, dem gegenüber eine Felswand geradezu durchlässig erscheinen würde, muß der Kaiser hindurchgleiten wie ein Segelschiff in einer stetigen Brise.
    Mitten an einem besonders hektischen Tag wurde der Kaiser einmal zu irgendeiner Veranstaltung in einer Versammlungshalle gerufen. Aber als er dort ankam, war niemand da. Der Kaiser schritt in die Mitte der großen Halle, stand einen Augenblick schweigend da und verneigte sich dann vor dem leeren Raum. Daraufhin wandte er sich mit lächelndem Gesicht an seine Begleiter. „Wir müssen mehr solche Veranstaltungen einplanen“, sagte er. „Seit langem hat mir nichts soviel Freude gemacht!“
    Im 48. Kapitel des Tao Te King schreibt Lao-tse: „Wer das Lernen übt, vermehrt täglich. Wer den SINN übt, vermindert täglich.“ Chuang-tse beschreibt dieses Prinzip auf seine humorvolle Art so:
     
    Yen Hui sprach: „Ich bin vorangekommen.“
    Der Meister sprach: „Was meinst du damit?“
    Er sagte: „Ich habe Güte und Gerechtigkeit vergessen.“
    Der Meister sprach: „Das geht an, doch ist's noch nicht das Höchste.“
    An einem andern Tag trat er wieder vor ihn hin und sprach: „Ich bin vorangekommen.“
    Der Meister sprach: „Was meinst du damit?“
    Er sprach: „Ich habe Umgangsformen und Musik vergessen.“
    Der Meister sprach: „Das geht an, doch ist's noch nicht das Höchste.“
    An einem andern Tag trat er wieder vor ihn und sprach: „Ich bin vorangekommen.“
    Der Meister sprach: „Was meinst du damit?“
    Er sagte: „Ich bin zur Ruhe gekommen und habe alles vergessen.“ Der Meister sprach bewegt: „Was meinst du damit, daß du zur Ruhe gekommen bist und alles vergessen hast?“
    Yen Hui sprach: „Ich habe meinen Leib dahinten gelassen, ich habe abgetan meine Erkenntnis. Fern vom Leib und frei vom Wissen bin ich eins geworden mit dem, das alles durchdringt. Das meine ich damit, daß ich zur Ruhe gekommen bin und alles vergessen habe.“
    Der Meister sprach: „Wenn du diese Einheit erreicht hast, so bist du frei von allem Begehren; wenn du dich so gewandelt hast, so bist du frei von allen Gesetzen und bist weit besser als ich, und ich bitte nur, daß ich dir nachfolgen darf.“
     
    Erkenntnisse sammeln, analysieren, einordnen und speichern — diese und andere Funktionen kann der Geist so automatisch, gekonnt und mühelos ausüben, daß der komplizierteste Computer dagegen nur ein Plastikspielzeug ist. Aber er kann noch unendlich viel mehr. Den Verstand so zu gebrauchen, wie er gemeinhin nur zu gern gebraucht wird, und für das, wofür er normalerweise gebraucht wird, ist genauso unsinnig und unangebracht, wie mit einem Zauberschwert eine Büchse Bohnen zu öffnen. Die Kraft, die aus der Klarheit des Geistes kommt, ist mit Worten nicht zu beschreiben. Aber wer das Nichts in seinem Wert begreift und sich zunutze macht, der kann sie auch erlangen.
    Nehmen wir einmal an, du hast eine Idee — oder, wie Puh es genauer ausdrücken würde, dir kommt eine
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