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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel
Autoren: Daniel Depp
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Augen zu treten. Sie wollen sich mit ihm aussprechen, aber an einem neutralen Ort. Sie hätten eben die Hosen voll.«
    »Wieso sollte er darauf eingehen? Kann ihm doch scheißegal sein, ob ich zurückkomme oder nicht.«
    »Savan ist verschwunden, Tavit ist bei Ihnen. Atom hat drei seiner besten Leute eingebüßt und obendrein Locatelli am Hals. Im Augenblick ist jede seiner Unternehmungen ein Rohrkrepierer. Er vertraut Ihnen vielleicht nicht, aber er braucht Sie. Zumindest vorläufig noch.«
    »Und wenn er misstrauisch wird?«
    »Mal ganz unter uns gesagt, Ihr Onkel hält nicht gerade besonders große Stücke auf Sie. Sollte er den Verdacht haben, dass Sie etwas gegen ihn im Schilde führen, wird er deswegen bestimmt nicht ins Schwitzen geraten.«
    »Autsch«, grinste Araz. »Das hat gesessen. Man sieht, Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht.«
    »Er unterschätzt Sie. Darauf bauen wir auf, das ist sein Schwachpunkt. Außerdem will er Ihnen sicher auf den Zahn fühlen. Er ist neugierig.«
    »Sie haben das ja anscheinend bis ins letzte Detail geplant«, sagte Araz. »Was soll’s? Ich hab nichts mehr zu verlieren.«
    »Dann gibt es nur noch eine offene Frage: Tavit.«
    »Den hab ich an der Kandare. Der hat auf eine Begegnung mit Onkel Atom auch nicht mehr Bock als ich. Tavit macht, was ich ihm sage.«
    »Gut. Also, Sie schlagen ihm einen Treffpunkt vor. Er wird Sie in die Metzgerei bestellen wollen, aber nicht im Ernst damit rechnen, dass Sie darauf eingehen. Jetzt machen Sie ihm einen anderen Vorschlag, den wiederum er ablehnt. Sie zicken ein bisschen rum, aber nur zum Schein. Und am Ende überlassen Sie die Wahl ihm. Wenn uns der Treff nicht passt, ändern wir ihn eben. Damit rechnet er ebenfalls.«
    »Was wird aus Atom, wenn alles nach Plan läuft?«
    »Würde Ihnen das schlaflose Nächte bereiten?«
    Araz musterte Spandau eine Zeit lang. »Das alles geht Ihnen gegen den Strich, was?«, meinte er schließlich. »Sie haben moralische Bedenken.«
    »Ich tue, was getan werden muss. Und es gefällt mir nur in den seltensten Fällen.«
    »Onkel Atom sagt, wir Menschen haben keine Seele. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Gewalt finde ich jedenfalls bescheuert, außer es geht nicht anders. Ich bin nicht aus moralischen Gründen dagegen, sondern nur, weil sie meistens unnötig ist, strunzdumm und schlecht fürs Geschäft. Onkel Atom kann das nicht sehen. Er hat aber auch einen richtig fetten Knacks in der Birne.«
    »Und deshalb müssen Sie an seine Stelle treten.«
    »Aha«, sagte Araz. »Jetzt kapiere ich auch, wieso Sie sich da einmischen. Sie sind auf einem Kreuzzug. Sie wollen das voll abgekackte moralische Gleichgewicht des Universums wiederherstellen. Na, dann viel Glück.«
    Araz lachte. Nachdem er sich zu Ende amüsiert hatte, sagte Spandau: »Also los. Rufen Sie ihn an.«

61
    Das Gespräch lief genau so, wie Spandau es vorhergesagt hatte.
    Araz brauchte seine Angst nicht zu spielen, die Stimme zitterte ihm ganz von allein. Er gab sich kleinlaut und verzagt. Nach allem, was Onkel Atom ihm angedroht hatte, habe er Schiss, sich bei ihm blicken zu lassen. Als Atom ihn zu einer Aussprache ins Büro beorderte, lehnte er ab. Er wolle sich lieber an einem öffentlichen Ort mit ihm treffen. Und am besten nicht allzu weit entfernt. Darauf konnten sie sich schließlich einigen.
    Inzwischen war es Abend geworden. In Santa Monica saß Araz im hell erleuchteten Starbucks am Fenster wie eine Figur auf einem Hopper-Gemälde.
    Und wartete.

62
    »Genau wie ein Hopper-Gemälde, finden Sie nicht auch?«, sagte Locatelli.
    Sie saßen in einem französischen Restaurant schräg gegenüber und konnten Araz von ihrem Tisch aus sehen.
    »Haben Sie neuerdings auf Kunstgeschichte umgesattelt?«, fragte Spandau zurück. »Aber wo Sie gerade so mitteilsamer Stimmung sind, könnten Sie mir vielleicht verraten, was ich hier eigentlich soll? Davon war nie die Rede.«
    »Ich wollte Sie an meinem Triumph teilhaben lassen. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie lange mir dieser alte Sack schon auf den Zeiger geht.« Locatelli studierte die Speisekarte. »Ich kann die Daube provençale empfehlen. Mit Orangenschale. Danach können Sie im Großraum L.A. sonst lange suchen.«
    »Dann essen Sie wohl öfter hier?«
    »Das Lokal gehört mir. Wer Wert auf Qualität legt, kauft am besten gleich den ganzen Laden. Andernfalls unterliegt man den Gesetzen des Marktes und der Entropie. Wenn man nicht alles selber
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