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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel
Autoren: Nancy Atherton
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Hand.
    Dann ließ er sie auf den Boden flattern und ergriff meine Hand. »Diese Fotos sind heute früh eingetroffen, zusammen mit der Botschaft, die du soeben gelesen hast. Kaum hatte ich einen Blick darauf geworfen, habe ich sofort von London aus ein Sicherheitsteam hierhergeschickt, damit es dich und die Jungs die ganze Zeit im Auge behält. Ich war ja noch beim Chief Superintendent.«
    »Mir ist niemand aufgefallen«, meinte ich.
    »Ich habe sie gebeten, sich bedeckt zu halten«, erklärte Bill. »Solange ich keine Gelegenheit hatte, mit dir darüber zu sprechen, wollte ich nicht, dass sie offen in Erscheinung treten. Sie gehen in den Wäldern, auf den Hügeln und auf der Zufahrt Patrouille. Wenn wir weg sind, werden sie im Cottage wohnen, um sicherzustellen, dass hier nichts passiert.«
    »›Alle, die du liebst, werden zugrunde gehen‹«, zitierte ich benommen aus dem Drohbrief.
    »Ich nehme an, dass damit in einem weiteren Sinn auch das Cottage gemeint ist.«
    Bill nickte. »Wir können es uns nicht leisten, das anders zu interpretieren.«
    »Und wo soll ich mit den Zwillingen hin?«, fragte ich.
    »Boston«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. »Ihr könnt bei meinem Vater unterschlüpfen.«
    Ich prallte zurück. » Boston? Bist du verrückt?
    Du weißt, wie sehr ich deinen Vater mag, Bill, aber nach Boston gehe ich nicht . Da wäre ja ein ganzer Ozean zwischen uns, und die Concord fliegt auch nicht mehr. Wenn dir was passieren würde, wäre ich eine Ewigkeit unterwegs, bis ich bei dir bin.«
    Bill brachte ein verschmitztes Lächeln zuwege.
    »Einen Versuch war es immerhin wert. Aber weil mir schon klar war, dass du keine Lust hast, nach Boston zu gehen, habe ich mir einen anderen Plan einfallen lassen, der es dir erlaubt, auf dieser Seite des Atlantiks zu bleiben.«
    »Und zwar?«
    »Das verrate ich dir nicht«, sagte er, und als ich zum Widerspruch ansetzte, schnitt er mir kurzerhand das Wort im Mund ab. »Tut mir leid, Lori, aber du bist einfach eine Quasselstrippe. Du brauchst dich nur einmal zu verplappern, und binnen fünf Minuten weiß ganz Finch Bescheid. Unsere Nachbarn mögen es ja gut meinen, aber sie sind leider auch allesamt Klatschmäuler. Ein beiläufiges Wort in der Teestube oder im Pub würde Abaddon direkt zu dir führen. Je weniger Leute wissen, wo du mit den Jungs bist, desto sicherer seid ihr. Darum behalte ich euer Ziel vorerst für mich. Du wirst mir in dieser Sache einfach vertrauen müssen, Schatz.«
    Bill hatte meine Hände fester gepackt, als wappnete er sich schon für einen hysterischen Anfall, aber ich dachte gar nicht daran, ihm eine Szene zu machen. Ich fühlte mich kühl, ruhig und extrem konzentriert. Mein Mann hatte eine unvorstellbar schwere Last auf sich genommen.
    Nichts lag mir ferner, als ihm noch mehr aufzubürden.
    »Gut«, sagte ich und stand auf.
    »Wohin gehst du?«
    »Packen.«

2
    DER REST DES Nachmittags verflog in hektischer Betriebsamkeit. Da es beim besten Willen nicht möglich war, die geeignete Kleidung auszuwählen, wenn man das Ziel nicht kannte, stopften Annelise und ich von Schneeanzügen bis zu Badesachen so ziemlich alles in die Koffer.
    Und da wir auch nicht wussten, wie lange wir wegbleiben würden, wurden es nicht wenige Gepäckstücke.
    Das Einzige, wovon ich sicher ausgehen konnte, war, dass unser geheimes Versteck kinderfreundlich sein würde, aber das wusste ich auch nur deshalb, weil Bill den Zwillingen versichert hatte, dass sie nicht jedes Spielzeug aus ihrer Sammlung mitzunehmen brauchten; dort, wo es hinging, würde es jede Menge Spielsachen für sie geben.
    Irgendwann rief mich Bill nach unten, um mich Ivan Anton, dem Chef des Sicherheitsteams aus London, vorzustellen. Meine Einladung, mit uns zu Abend zu essen, lehnte der breitschultrige junge Mann höflich ab. Er und seine Leute, erklärte er, würden die Nacht im Freien verbringen, um die Felder und Hügel und die schmale Zufahrt abzusichern.
    »Wir haben eine Sicherheitszone um das Cottage gezogen«, informierte er mich. »Niemand kommt an uns vorbei, Mrs Willis.«
    »Shepherd«, korrigierte ich ihn mechanisch.
    Ivan Anton war einem häufigen Irrtum unterlegen. Bei der Hochzeit mit Bill Willis hatte ich bewusst darauf verzichtet, seinen Nachnamen anzunehmen. »Ich bin Lori Shepherd. Aber nennen Sie mich Lori. Jeder nennt mich so.«
    Ivan nickte. »Sie können sich auf mich und mein Team verlassen, Lori. Wir werden auf Ihr Haus aufpassen, als wäre es unser eigenes.« Er
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