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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel
Autoren: Nancy Atherton
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Geld nicht aufzuwiegende Gabe, die ich immer wieder dankbar annahm.
    Das Feuer knisterte und prasselte, als ich mich mit untergeschlagenen Beinen auf den Sessel kuschelte. Kurz blickte ich zum Fenster über dem Schreibtisch mit seinen rautenförmigen Scheiben hinüber, halb in der Erwartung, den König des bodenlosen Abgrunds durch den in der Brise raschelnden Efeu hereinspähen zu sehen, dann schlug ich das blaue Tagebuch auf.
    »Dimity?«, begann ich und konnte fast sofort spüren, wie sich der Knoten in meiner Kehle auflöste, als sich die vertrauten Buchstaben mit ihren vielen Schleifen über die Seite kringelten und mir neuen Mut einflößten.
    Guten Abend , meine Liebe . Wie war Dein Tag?
    »Na ja …« Ich schürzte nachdenklich die Lippen. »Wenn man mal den Umstand weglässt, dass Bill, die Jungs und ich von einem blutrünstigen Wahnsinnigen bedroht werden, der unseren Namen für immer aus dem Buch des Lebens lö schen will …«, ich holte tief Luft, »… war er gar nicht mal so schlecht.«
    Wie bitte?
    »Es stimmt, Dimity. Unglaublich, aber wahr.
    Irgendein Durchgeknallter schickt Bill seit Wochen Todesdrohungen per E-Mail. Weil er die Drohungen heute Morgen auf die Jungs und mich erweitert hat, verfrachtet Bill uns jetzt in ein Versteck, während er in London bleibt, um mit Chief Superintendent Wesley Yarborough von Scotland Yard zusammenzuarbeiten.«
    Gute Güte ! Wer um alles auf der Welt sollte denn Bill ermorden wollen?
    »Ein früherer Mandant«, sagte ich. »Er nennt sich Abaddon.«
    Ah . Der Engel des Abgrunds . Die Offenbarung des Johannes bietet leider einen ganzen Schatz an abstoßenden Inspirationen für auf Abwege geratene Gemüter , und ich denke , wir können mit einiger Sicherheit davon ausgehen , dass das auch hier der Fall ist . Unzufriedene Mandanten äußern ihr Missvergnügen in der Regel nicht in Form von Drohungen , ihren Anwalt samt seiner Familie zu ermorden .
    »Stimmt, bei Bill ist es das erste Mal«, bestä tigte ich. »Wenn seine Mandanten durchdrehen, fallen sie übereinander her, aber nicht über ihn.
    Sie hegen vielleicht einen Groll gegen Onkel Hans in Deutschland, weil er zehntausend Euro nicht ihnen, sondern einem Asyl für heimatlose Dackel hinterlassen hat, aber doch nicht gegen Bill, weil er das Testament verfasst hat.«
    Abaddon verübelt Bill offensichtlich irgendetwas . Es könnte die sprichwörtliche Situation sein , in der der Bote der schlechten Nachricht erschossen wird , wenn Du mir meine unglückliche Formulierung verzeihst . Was beabsichtigt Bill in London zu tun?
    »Er wird ein Team aus Ermittlern von Scotland Yard unterstützen. Sie wollen seine ganzen Akten daraufhin durchforsten, ob sich vielleicht ein möglicher Verdächtiger identifizieren lässt.
    Bill ist nicht gerade erbaut davon – schließlich sind die Akten streng vertraulich –, aber einen besseren Ansatzpunkt kann auch er sich nicht vorstellen. Trotzdem fällt es ihm schwer zu glauben, dass jemand, den er kennt – oder kannte –, seinen Tod will.«
    Armer Mann . Wie sehr ich mit ihm fühle . Als damals mein Leben bedroht war , fand ich es extrem schwierig …
    »Wann war dein Leben bedroht?«, unterbrach ich sie verblüfft.

    Ich glaube , ich habe Dir mal von einer Serie vergifteter Briefe erzählt , die ich erhielt , als ich in London angestellt war?
    »Stimmt!«, rief ich. »Du hast mir davon erzählt, als wir im Hailsham House übernachteten.
    Das war, als Simon Elstyn diese widerwärtigen anonymen Mitteilungen bekam. Du hast gesagt, dass eine Frau dahintersteckte, die für dich gearbeitet hat, eine Assistentin, zu der du vollstes Vertrauen hattest. Aber von Todesdrohungen hast du nie was erwähnt.«
    Ich wollte Dich nicht im Nachhinein beunruhigen . Trotzdem kann ich mich noch gut an das Gefühl von unaussprechlicher Fassungslosigkeit erinnern , das mich überwältigte , als ich begriff dass irgendjemand , ein gesichtsloses Monster , meinem Leben ein Ende setzen wollte . Selbst als man den Schuldigen gefasst hatte , wirkte die Situation noch lange danach … surreal .
    »Ich weiß, was du meinst. Das ist die Art von Dingen, die immer anderen passiert, aber nie einem selbst. Wenn ich nicht einen Stapel Koffer im Flur stehen hätte, hätte ich wohl immer noch Zweifel daran, dass wir davon betroffen sind. Ich bin es nicht gewöhnt, dass Menschen mich hassen. Na gut …«, gab ich nach kurzem Überlegen zu, »… Sally Pyne war mal auf mich sauer, weil ich ihr Blumenarrangement im
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