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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel
Autoren: Nancy Atherton
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Griff. Will und Rob wichen zurück und musterten ihn ängstlich.
    »Ja, es ist schlimm«, antwortete er und sah von einem ernsten Gesicht zum anderen. »Aber es ist nichts, wovor ihr Angst zu haben braucht.
    Mummy und Daddy werden sich um alles kümmern.«

    »Wir können helfen!«, riefen sie im Chor.
    »Natürlich könnt ihr das.« Bill fuhr ihnen mit den Fingern durchs dunkle Haar. »Ihr könnt Mummy und mir helfen, indem ihr jetzt ins Cottage geht und genau das tut, was Annelise euch sagt.«
    Annelise Sciaparelli war unser wunderbares Kindermädchen, das uns täglich unschätzbare Dienste leistete. Nach dem Mittagessen hatten sie und ich durch einen Münzwurf entschieden, wer beim Kricket Dienst tun musste. Sie hatte gewonnen.
    »Ihr braucht eure Spielsachen nicht zu holen«, sagte Bill scharf, als sie zur Wiese zurücklaufen wollten. »Geht einfach ins Cottage und bleibt bei Annelise. Verstanden? Ich will, dass ihr bei Annelise drinnen bleibt. Keiner setzt einen Fuß vor das Cottage. Nicht einen Fuß.«
    »Nicht einen Fuß«, wiederholten die Jungs ernüchtert.
    »Mummy und ich werden eine Weile im Arbeitszimmer sein«, fuhr Bill fort. »Ich muss was mit ihr besprechen.«
    Will und Rob wechselten einen vielsagenden Blick. Wenn Daddy was mit Mummy besprechen muss, schien er zu besagen, ist irgendwas im Busch.
    Aber sie trotteten ohne Widerspruch ins Haus.

    Stanley, der den Kopf an Bills Hüfte gerieben hatte, um seine Aufmerksamkeit zu erheischen, stellte sich jetzt auf die Hinterbeine und drückte ihm die Pfoten an die Brust. Bill verstand den Hinweis, hob den Kater hoch und richtete sich auf. Während Stanley sich glückselig schnurrend über seine Schulter legte, blickte Bill auf mich hinab. Mit seinen gut eins achtzig war mein Mann mehr als einen Kopf größer als ich. Und er war ausgesprochen fit. Seine imposante Gestalt flößte mir normalerweise ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit ein, doch in diesem Moment verspürte ich nur den Drang, ihn fest in meine Arme zu schließen, um ihm Schutz zu gewähren.
    »Bill?«, fragte ich.
    »Nicht hier.« Er wandte kurz den Kopf zu den Hügeln. »Lass uns reingehen.«
    Wir überquerten die Sonnenterrasse zur Kü che, wo auf dem Herd eine Gemüsesuppe köchelte und im Ofen ein Kalbsrollbraten schmorte.
    Bill setzte Stanley in der Nähe seiner Futternäpfe auf dem Boden ab, worauf der Kater sich vergewisserte, dass man ihm gegeben hatte, was ihm zustand, und sogleich zu knabbern begann. Auf dem Weg durch den Flur zum Arbeitszimmer hörten Bill und ich im Bad oben Wasser in die Wanne laufen und Annelise fragen, ob die Jungs Schaum haben wollten. Alles schien völlig normal im Cottage, nur Bill war es nicht.
    Wortlos schloss er im Arbeitszimmer die Tür hinter sich, knipste die Lampen auf dem Kaminsims an, winkte mich zu einem der Ledersessel vor der Feuerstelle und ließ sich mir gegenüber nieder. Seine Aktentasche lag auf dem kleinen Tisch neben seinem Sessel. Er warf einen kurzen Blick darauf, dann beugte er sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestemmt, die Hände ineinander verhakt.
    »Es ist was passiert«, begann er. »Am Anfang hab ich’s nicht ernst genommen, aber jetzt bin ich dazu gezwungen, denn es betrifft dich und die Jungs.«
    »Okay«, sagte ich. Mehr brachte ich nicht hervor, denn mit einem Schlag war mein Mund völlig ausgetrocknet. Bill hatte mich mit seiner Angst angesteckt.
    »In den letzten drei Wochen habe ich mehrere
    …«, er zögerte und gab sich dann einen Ruck,
    »… Drohungen erhalten. Jemand hat sie mir über ein kompliziertes System aus verschiedenen Deckadressen per E-Mail zugesandt, sodass wir die ursprüngliche Quelle nicht ermitteln konnten.«

    »Was für Drohungen sind das?«, fragte ich beklommen.
    Bills Blick wanderte zu seiner Aktentasche.
    Schließlich straffte er die Schultern und schaute mir geradewegs in die Augen. »Jemand will mich umbringen.«
    »Todesdrohungen? Dir wurden Todesdrohungen geschickt?« Einen Moment lang wirbelten meine Gedanken wild durcheinander, ehe die Bedeutung seiner unglaublichen Feststellung zu mir durchdrang. »Aber wieso? Du bist doch kein Anwalt für Strafrecht. Mit Gewaltverbrechern hast du nie was zu tun. Du verfasst Schriftsätze und Klauseln und sorgst dafür, dass alles wasserdicht ist. Warum sollte jemand ausgerechnet dich umbringen wollen?«
    Bill zuckte mit den Schultern. »Offenbar aus Rache. Die Botschaften legen den Schluss nahe, dass ein ehemaliger Mandant sich von mir irgendwie
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