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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel
Autoren: Nancy Atherton
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Superintendent Yarborough. Dessen Antworten wiederum waren so nichtssagend und unergiebig, dass die Horde schließlich abzog und sich darauf verlegte, Sir Rodney Spofford zu verfolgen und Brook House zu belagern. Jack Nunens schlimme Gehirnerschütterung hatte ihm zwar jede Erinnerung an seine Begegnung mit Abaddon geraubt, konnte ihn aber nicht daran hindern, eine exklusive Reportage über Sir Rodneys psychotischen Sohn zu schreiben. Dieser Knüller kam an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen im Morning Mirror groß heraus, ehe ihn der neueste Sexskandal verdrängte.
    Chief Superintendent Yarborough schloss die Untersuchung diskret und effizient ab. Gegen den toten Alfred Spofford konnte keine Anklage erhoben werden, doch Harold musste mit einer Gefängnisstrafe dafür büßen, dass er Alfred eine Pistole ausgehändigt hatte, und Sir Rodney wurde für die Vernichtung der Bibelseite, die er in der verkohlten Ruine seines Sommerhauses gefunden hatte, ebenfalls zur Verantwortung gezogen.

    »Scotland Yard ist Leuten, die kaltblütigen Mord vertuschen, nicht besonders wohlgesinnt«, kommentierte ich den Fall, als ich endlich wieder dazu kam, mit Tante Dimity zu konferieren.
    Das kann ich mir gut vorstellen . Wenn Sir Rodney nicht so versessen darauf gewesen wäre , den Ruf seiner Familie zu schützen , wäre viel Unheil vermieden worden . Und am Ende waren seine Bemühungen ja doch vergeblich . Die traurige Wahrheit ist trotzdem ans Licht gekommen .
    »Fast habe ich Mitleid mit ihm«, sagte ich.
    »Aber nur fast! Andererseits weiß ich nicht, was ich tun würde, wenn einer meiner Zwillinge verrückt würde. Psychische Erkrankungen sind wirklich etwas Schreckliches.«
    Du magst von Geisteskrankheit sprechen . Ich nenne so etwas einfach böse . Alfred Spofford hat Tiere und kleine Kinder gequält . Er hat seine Mutter umgebracht . Er hätte auch Deine fünfjährigen Söhne ermordet , wenn Du ihn nicht aufgehalten hättest . Und er hatte es eindeutig auf Dein Leben abgesehen . Nach zwanzig Jahren intensiver Therapie hat er sich voller Gier nach noch mehr Blut in die Welt zurückgeschlichen und die Heilige Schrift dazu missbraucht , seine Gelüste zu rechtfertigen . Als Damian Abaddons Tod Gottes Zorn zuschrieb , war das nicht nur als Scherz gemeint . Ich jedenfalls weine ihm keine Träne nach . Wenn je ein Mensch durch und durch böse war , dann er .
    Ich bezog in meine Überlegungen mit ein, dass Alfred Spoffords vorzeitiges Ableben weniger mit Gottes Zorn zu tun hatte als mit der unklugen Entscheidung, mitten in einem heftigen Gewitter an einer Stelle zu stehen, die Blitzen besonders ausgesetzt war, und noch dazu ein Metallstück am Körper zu tragen. Dennoch hatte ich nicht den geringsten Zweifel, dass er böse war. Aus der beängstigenden Leere in diesen kohlschwarzen Augen hatte mir etwas entgegengestarrt, was nichts Menschliches mehr hatte.
    »Glaubst du, dass er unser Cottage … besudelt hat, Dimity?«, fragte ich. »Bill will die alte Hecke fällen. Er sagt, dass sie ihn sein Leben lang daran erinnern wird, wie nahe Abaddon dran war, uns zu ermorden.«
    Es hat keinen Zweck , das Böse mit der Zerstörung von Leben zu bekämpfen .
    »Wie können wir es dann bekämpfen?«
    Wir küssen unsere Kinder . Wir backen unserem Mann Zitronenkuchen . Wir hegen und pflegen unsere Freunde . Wir lassen die herrliche Hecke zu noch mehr Pracht wachsen , damit sie den Vögeln , Mäusen und Spinnen ein Zuhause bietet .

    Wir besiegen das Böse mit Freundlichkeit und menschlicher Wärme . Und wenn nötig , strecken wir es mit einem Stein nieder .
    »Schon verstanden.« Ich nickte bedächtig. »Jeden Tag mit Freude füllen, aber immer einen Stein griffbereit haben, nur für den Fall der Fälle.«
    Treffender hätte ich es auch nicht ausdrücken können . Du musst diesen Spruch irgendwo hineinsticken , meine Liebe , und als Erinnerung an eine wertvolle Lektion aufhängen .
    Ich bin noch damit beschäftigt, die Lektionen zu verdauen, die mir auf Erinskil erteilt worden sind, aber meine Albträume werden schon weniger, und die Angst vor Gewittern habe ich fast ganz verloren. Die Zwillinge haben Gott sei Dank keine Spätschäden von ihren Strapazen davongetragen. Sie haben von mir erwartet, dass ich sie vor einem bösen Mann rette, und das habe ich getan. Punkt.
    Zum Entzücken meiner Söhne habe ich in den letzten Monaten ein echtes Interesse an Kricket entwickelt. Meine Schlagtechnik lässt zwar noch zu wünschen übrig, aber immerhin
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