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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Autoren: Nancy Atherton
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Emmas Karte eingezeichnet, aber es ist keine Ruine, sondern ein großes altes Gebäude mit Dach und Wänden und …«
    »Ich kenne es«, sagte Bill.
    Einen Moment lang starrte ich sprachlos das Mobiltelefon in meiner Hand an, ehe ich es erneut ans Ohr legte. »Woher denn?«
    »Eine Mandantin hat das Anwesen samt Inventar vor ein paar Jahren gekauft«, erklärte Bill mir. »Ich hatte ihr davon abgeraten – das Haus war in einem furchtbaren Zustand –, aber sie war nicht davon abzubringen. Kein Preis war zu hoch für die Abgeschiedenheit und damit die private Atmosphäre, die Ladythorne Abbey ihr bot.
    Jedenfalls freue ich mich zu hören, dass es über ein Dach verfügt.«
    »Und ich erst«, sagte ich von ganzem Herzen,
    »aber dennoch würde ich es vorziehen, unter meinem eigenen Dach zu weilen. Bis wann schaffst du es, hier zu sein?«
    Bill seufzte. »Wenn ich das wüsste, Liebes.
    Wir sind vollkommen eingeschneit hier, und es schneit noch immer. Ich kann nicht einmal das Garagentor öffnen.«

    »Versuch es mit einem Stemmeisen«, schlug ich vor. »So sind wir hier hineingelangt.«
    » Was? «, rief Bill aus. »Was für ein Stemmeisen? Und wer ist wir? «
    »Ich bin einer Wanderin über den Weg gelaufen, einer von der eingefleischten Sorte, die bestens ausgerüstet ist. Das heißt, dass sie ihr komplettes Einbrecherset mit sich herumträgt.«
    »Lori …«, sagte Bill argwöhnisch.
    »Ich erzähle dir keine Märchen«, erwiderte ich.
    »Sie heißt Wendy Walker, kommt aus Long Island, trägt ein Stemmeisen im Rucksack mit sich herum, und ich glaube, dass sie mir ein paar fette Lügen aufgetischt hat. Bill«, fuhr ich mit leiser Stimme fort, »hast du in jüngster Zeit von irgendwelchen Einbrüchen in der Gegend gehört?«
    »In letzter Zeit nicht, und sicherlich nicht von Einbrechern, die zu Fuß unterwegs sind, falls du darauf anspielst. Heutzutage zieht man es vor, mit einem Lieferwagen am Haupteingang vorzufahren, alles Verwertbare einzuräumen und so schnell wie möglich davonzufahren. Deine Rucksackträgerin würde ganz schön Mühe haben, rasch das Weite zu suchen, und wenn sie die Nacht irgendwo in der Nähe des Tatorts verbringen müsste, würde sie sich sofort verdächtig machen.«

    Bills Argumentation war nicht ganz von der Hand zu weisen, aber dennoch war ich nicht bereit, so einfach meine These zu verwerfen. »Was, wenn sie sich nur als Wanderin ausgibt, um in Ruhe das Haus für die Jungs auszuspionieren, die in dem schnellen Lieferwagen sitzen?«
    »Dann würde sie nicht einen großen Trekkingrucksack mit sich herumschleppen«, erwiderte Bill. »Warum sollte sie sich unnötig Gewicht aufladen, wenn sie ebenso gut vorgeben könnte, eine Tageswanderin zu sein, so wie du?«
    »Sie behauptet, dass sie einem der Fernwanderwege folgt, aber auf Emmas Karte ist keiner eingezeichnet.«
    »Bist du dir sicher?«, frage Bill. Es war eine Fangfrage. Mein Mann wusste, dass Kartenlesen nicht gerade zu meinen Stärken zählte.
    »Ich bin mir ziemlich sicher«, sagte ich kleinlaut. »Vielleicht habe ich die Karte ja nicht richtig gelesen, aber was ist mit den fehlenden Fuß spuren?« Vor meinem geistigen Auge konnte ich sehen, wie Bill mit den Augen rollte, als ich ihm die Sache mit der makellosen Schneedecke auf der Vordertreppe erklärte.
    »Lori«, sagte er geduldig, als ich geendet hatte, »es schneit wie verrückt. Könnte es da nicht sein, dass Wendys Spuren schon wieder mit Schnee bedeckt waren, bis du hinzukamst? Ist es möglich, dass der Wind sie schon wieder verwischt hatte, sodass du sie nicht mehr erkennen konntest?«
    »Das ist möglich«, räumte ich ein und überdachte widerwillig meine Vermutung. Vielleicht hatte ich die Situation ja überinterpretiert. Es wäre nicht das erste Mal, dass meine Fantasie mit mir durchging.
    »Lori«, sagte Bill, »glaubst du wirklich, dass diese Wendy Walker eine Kriminelle ist?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte ich widerstrebend. »Das Stemmeisen hat mich wohl misstrauisch gemacht, das ist alles. Sie sagt, dass sie es braucht, um Holz zu spalten.«
    »Klingt einleuchtend«, sagte Bill. »Unverbesserliche Camper schleppen alles Mögliche an Werkzeugen mit sich herum. Wie schaut es mit Essen bei euch aus?«
    »Ich habe noch immer Emmas Lunchpaket.
    Falls wir mehr Verpflegung brauchen, dann wird Wendy uns wohl einen Elch schießen oder so was in der Art, nehme ich an.«
    Bills Kichern hörte sich an, als ob ihm ein Stein vom Herzen fiele. »Es tut gut, deine Stimme zu
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