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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Autoren: Nancy Atherton
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wird«, sagte ich.
    »Die Eigentümer müssen die andere Küche als museales Objekt erhalten haben.«
    Wendy ging an den Schrankflächen entlang, zog eine Schranktür nach der anderen auf und warf einen Blick in den Kühlschrank.
    »Wenn das die Küche ist, wo üblicherweise gekocht wird, dann müssen die Bewohner streng Diät halten«, lautete ihr Kommentar, »denn die Vorratsschränke sind gähnend leer.« Sie seufzte und rieb sich mit einer behandschuhten Hand die Nase, um sie zu wärmen. »Ich weiß nicht, wie es mit Ihnen ist, aber ich könnte jetzt eine Tasse Tee gebrauchen.«

    »Ich würde mich sogar mit einer Tasse heißen Wassers zufriedengeben«, sagte ich und berührte den ultramodernen Gasherd. Er war kalt. »Das Gas muss abgestellt sein. Und die Mikrowellengeräte werden ebenfalls nicht funktionieren, weil kein Strom da ist.«
    »Sieht so aus, als müssten wir auf die historische Technik zurückgreifen«, sagte Wendy, während sie in die viktorianische Küche zurückging.
    Ich trottete hinter ihr her. »Wollen Sie den Herd ausprobieren? Er sieht so aus, als hätte er mindestens hundert Jahre auf dem Buckel. Wissen Sie, wie er angeht?«
    »Noch nicht.« Wendy hob einen leeren Kohleneimer von dem gekalkten Kaminsims, deutete auf einen übergroßen Wasserkessel auf der Herdplatte und ging auf den fast dunklen Flur hinaus. »Würden Sie inzwischen den Wasserkessel mit Wasser füllen? Ich versuche, Kohlen aufzutreiben.«
    Eingeschüchtert von ihrer zupackenden Art und ihrer augenscheinlichen praktischen Kompetenz, tat ich wie mir geheißen. Um den komplizierten Herd machte ich einen Bogen, aber mit einem Wasserhahn würde ich schon fertig werden, sagte ich mir.
    Ich war noch immer dabei, Wasser in den Kessel laufen zu lassen, als Wendy mit einem vollen Eimer zurückkehrte und Kohle in den Schlund des altmodischen Herds füllte.
    »Der Kohlenkeller ist neben dem Boilerraum«, erklärte sie. »Vom Flur gehen die Zimmer der ehemaligen Bediensteten ab, und er führt zum Hauptteil des Hauses. Ich glaube nicht, dass au ßer uns noch jemand hier ist.«
    Ich stimmte ihr zu. Da der Gasofen kalt und es in der Küche eisig war und es kein fließendes warmes Wasser gab, nahm ich an, dass die Bewohner von Ladythorne Abbey momentan nicht zugegen waren. Ich drehte den Wasserhahn zu, wuchtete den schweren Wasserkessel auf den Herd und sah zu, wie Wendy mit Streichhölzern, Zunder und Rauchabzug hantierte. Binnen Kürze strahlte der Herd einen ersten Hauch von Wärme ab.
    »Ich bin sprachlos«, sagte ich, während ich die Hände über den Herd hielt.
    Wendy warf einen Blick auf meine leichte Daunenjacke. »Sie sind zu leicht angezogen für dieses Wetter, finden Sie nicht auch?«
    »Ich hatte nicht erwartet, in einen
    Schneesturm zu geraten«, sagte ich. »Niemand hat es erwartet. Jedenfalls war den Wettervorhersagen nicht die leiseste Andeutung davon zu entnehmen.«

    »Es ist eine ziemlich launische Jahreszeit. Am besten, man ist für jedes Wetter vorbereitet.«
    Ich sah sie von der Seite an. »Tragen Sie deshalb ein Stemmeisen mit sich herum? Ich dachte, dass die meisten Wanderer sich mit einem Schweizer Taschenmesser begnügen.«
    »Ich war in den letzten Jahren damit beschäftigt, mein Haus umzubauen.« Wendy ging zu der weißen Anrichte und zog sämtliche Schubladen und Schranktüren auf. »Seither habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, gewisse Werkzeuge griffbereit zu haben. Das Stemmeisen beispielsweise ist gut zu gebrauchen, wenn man Holzsplitter machen will.«
    Und um in anderer Leute Häuser einzubrechen . Der Gedanke kam mir so unerwartet, dass ich nicht wusste, wohin ich schauen sollte. Beherzt richtete ich den Blick auf den Wasserkessel und beäugte aus den Augenwinkeln den roten Rucksack.
    Ein winziges Saatkorn Misstrauen hatte sich in meinem Kopf eingenistet. Plötzlich kam es mir merkwürdig vor, dass eine erfahrene Wanderin sich so eine tückische Jahreszeit ausgesucht hatte, um in England zu wandern; und noch merkwürdiger schien es mir, dass eine Amerikanerin, die mit einem Stemmeisen ausgerüstet war, sich ausgerechnet eine so abgelegene Ecke der Cotswolds aussuchte. Obwohl ich nur ungefähr dreißig Kilometer von der Abtei entfernt wohnte, war ich bisher noch nie auf Ladythorne Abbey gestoßen.
    Und beim besten Willen gelang es mir nicht, mich daran zu erinnern, einen Fernwanderweg, der durch das Tal hier führte, auf einer von Emmas Karten eingezeichnet gesehen zu haben.
    Als mein Blick zum
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