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Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Tante Dimity und der unheimliche Sturm

Titel: Tante Dimity und der unheimliche Sturm
Autoren: Nancy Atherton
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des Raums ein, und die Wand gegenüber dem Spülbecken wurde von einem großen viktorianischen Herd aus Gusseisen ausgefüllt, der in den Kaminsims eingelassen war.
    Ein einfacher Messingkronleuchter hing von der Decke, und an den Wänden ragten Messinglampen in den Raum, doch als ich die Lichtschalter neben der Hoftür anknipste, tat sich nichts.

    »Der Sturm muss die Stromversorgung lahmgelegt haben«, sagte ich, während ich den Schnee von meiner Jeans klopfte. »Übrigens, ich heiße Lori Shepherd.«
    »Wendy Walker«, sagte die Rucksackträgerin.
    Während ich weiterhin damit beschäftigt war, meine Kleidung vom Schnee zu befreien, streifte Wendy die Träger ihres Rucksacks von den Schultern und lehnte ihn gegen die weiße Anrichte. Sie war so klug, ihren Parka anzubehalten, nahm aber die Sonnenbrille ab, und ein Paar blaugrauer Augen kam unter einem flauschigen grauen Pony zum Vorschein. Als sie die Kapuzenmütze vom Kopf zog, befreite sie eine hüftlange Wolke grauer Haare, die ein rundes, vom Wind gerötetes Gesicht einrahmte. Sie schien ein paar Jahre älter zu sein als ich, Ende dreißig, Anfang vierzig, schätzte ich.
    »Ich freue mich sehr, Ihnen begegnet zu sein, Wendy«, sagte ich überschwänglich. »Es war nicht gerade eine schöne Aussicht, dem Sturm allein die Stirn zu bieten.«
    »Nein, ein Spaß wäre das bestimmt nicht gewesen.« Wendy verstaute das Stemmeisen und die Kapuzenmütze im Rucksack, schlang ihre langen Haare im Nacken zu einem Knoten und ging dann von Tür zu Tür, um einen Blick in die angrenzenden Räume zu werfen. Als sie die erste Tür öffnete, fragte sie über die Schulter zurück:
    »Sind Sie aus den Vereinigten Staaten?«
    »Ja.« Ich entledigte mich ebenfalls meines kleinen Wanderrucksacks und legte ihn auf den Eichentisch. »Ich bin in Chicago auf gewachsen, aber seit sechs Jahren lebe ich in England. Und Sie?«
    »Ich komme aus Long Island, New York.« Sie spähte in einen dunklen Flur, schloss die Tür wieder und ging zur nächsten. »Leben Sie hier in der Nähe?«
    Da ich mich nicht mehr genau an die Strecke erinnern konnte, die Emma gefahren war, sagte ich nach bestem Wissen: »Ich lebe in einem kleinen Dorf ungefähr …« – im Geiste legte ich mir willkürlich eine Entfernung zurecht – »… dreißig Kilometer von hier. Allerdings war ich noch nie zuvor in Ladythorne. Ich wusste nicht einmal von seiner Existenz, zumindest nicht, dass die Gebäude der Abtei erhalten sind. Ich dachte, es sei eine Ruine.«
    »So ist sie auf der Karte auch eingezeichnet«, sagte Wendy. »Aber Karten können irreführend sein.«
    »Haben Sie sich ebenfalls verirrt?«
    »Der Sturm hat mich von meiner Route abgebracht.«

    »Mich auch«, sagte ich, auch wenn das nur die halbe Wahrheit war. »Glücklicherweise ist die Farbe Ihres Rucksacks so … hell. Ansonsten hätte ich Sie womöglich nicht entdeckt. Ich habe noch nie so einen Rucksack gesehen.«
    »Ich habe ihn selbst gemacht.« Wendy zuckte mit den Schultern. »Das heißt, ich habe die Hülle genäht, den Rahmen habe ich mir von einem Online-Versand schicken lassen.«
    »Ah«, sagte ich und rieb die Hände aneinander, um sie warm zu bekommen, »Sie sind also eine passionierte Wanderin. Folgen Sie einem der zahlreichen Fernwanderwege, die es hier in England gibt?« Von Emmas Kartensammlung wusste ich, dass ein ganzes Netz aus Wanderwegen England durchzieht, sodass man das Land der Länge und Breite nach durchwandern kann.
    »Das war ich, bis ich heute vom Schneegestö ber überrascht wurde.« Wendy öffnete die Tür, die sich neben dem viktorianischen Herd befand, spähte in die Dunkelheit des angrenzenden Raums, förderte eine Taschenlampe aus ihrer Jackentasche zutage und murmelte: »Das zwanzigste Jahrhundert hält Einzug.«
    »Tatsächlich?«
    »Kommen Sie und überzeugen Sie sich selbst«, sagte sie und trat über die Schwelle.

    Ich folgte ihr in den Raum, der sich als eine zweite Küche entpuppte. Sie war sehr viel kleiner als die andere, und ihre Einrichtung war alles andere als viktorianisch. Der Lichtkegel von Wendys Taschenlampe glitt über glatte Teakholzflächen, über auf Hochglanz polierte Granitarbeitsflächen, zwei Mikrowellengeräte, eine Kocheinheit mit Marmorumrandung in der Mitte der Küche, einen Kühlschrank aus Edelstahl, Edelstahlregale, die vom Boden bis zur Decke reichten und mit allen möglichen Küchenutensilien gefüllt waren, und einen buttergelben Hightech-Gasherd.
    »Ich wette, dass hier gekocht
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