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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab
Autoren: Nancy Atherton
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Arbeitslager der Mutterschaft hatte deutliche Spuren hinterlassen.
    »Ruth?«, rief ich, indem ich zur Treppe ging.
    »Louise? Darf ich euch noch ein paar Minuten allein lassen?«
    »Nimm dir Zeit«, zwitscherte Ruth. »Wir kommen …«
    »… sehr gut klar.«
    Ich zögerte, dann ging ich entschlossen ins Bad, um zu duschen und mir die Haare zu waschen. Mir mitten am Vormittag die Haare zu waschen empfand ich als einen unglaublichen Luxus, auch wenn ich erst diverse Quietschtiere und Segelboote aus der Badewanne entfernen musste. Ich hatte fast Schuldgefühle, als ich, von Kopf bis Fuß frisch angekleidet und nach Seife statt nach Baby riechend, wieder das Wohnzimmer betrat.
    Das Schuldgefühl wuchs noch mehr, als ich sah, was hier inzwischen geschehen war. Das Spielzeug war in eine Ecke geräumt, die Kuscheltiere in eine andere, und die langen Flanellstreifen hatten sich in weiche Polster verwandelt, die säuberlich die Möbelecken umgaben. Der Wäschekorb samt Kindersöckchen war verschwunden, und meine Elternzeitschriften lagen ordentlich aufgestapelt unter der Fensterbank, so dass die Sonnenstrahlen wieder ungehindert durch das bleiverglaste Erkerfenster fallen konnten. Ruth und Louise standen beim Laufställchen, in dem meine Söhne, nunmehr ohne grüne Flecken und vollkommen zufrieden, Bläschen aus Spucke formten.
    Auf Zehenspitzen ging ich zur Küchentür, wo ich Wasser plätschern hörte, und blieb gebannt an der Tür stehen. Francesca putzte den Fußboden, nachdem sie bereits die Spuren meines Mixerunfalls von Wänden und Schranktüren beseitigt und das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte. Völlig überwältigt vom Anblick des sauberen Fußbodens und der leeren Spüle, lehnte ich am Türrahmen und fing an zu heulen.
    »Aber, was ist denn los?«, sagte Francesca und stellte den Schrubber hin.
    »Es … ist nur … alles so …« Ich schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte hilflos.
    »Etwas frische Luft …«
    »… wird dir sicher gut tun, Liebes.«
    Ruth und Louise kamen in den Flur getrippelt, nahmen mich links und rechts beim Ellbogen und steuerten mich hinaus in den Garten. Während Ruth die Steinbank unter dem Apfelbaum mit ihrem Batisttüchlein abstaubte, reichte Louise mir ihr gesticktes Taschentuch.

    Ich setzte mich und wischte mir die Tränen ab, eingerahmt von zwei fürsorglichen Schwestern.
    »Ihr müsst mich für eine schreckliche Mutter halten«, schluchzte ich.
    »Das tun wir keineswegs«, widersprach Ruth.
    »Du bist einfach nur …«
    »… eine frischgebackene Mutter«, sagte Louise. »Und egal, wie viele Bücher man liest, nichts kann eine Frau darauf vorbereiten …«
    »… was einem da wirklich abverlangt wird.«
    Ruth nickte. »Wir haben es schon …«
    »… so oft gesehen. Ach, als Mrs Farnham, die Frau des Gemüsehändlers, ihre drei entzückenden Töchterchen bekam …«
    »… war Mr Farnhams Laden monatelang völlig durcheinander!« Ruth lächelte bei der Erinnerung daran. »Pflaumen zwischen den Zwiebeln, Rosinen zwischen den Mandeln …«
    »… und überall Kohlköpfe!« Auf Louises Gesicht zeichnete sich das identische Lächeln ab.
    »Was kann man auch erwarten. Einer wirklich guten Mutter …«
    »… werden ihre Kinder immer wichtiger sein als ihre Kohlköpfe.«
    Ich sah von einem hellen Augenpaar zum anderen. »Und ist das auch bei mir der Fall?«
    »Natürlich!«, rief Ruth aus. »Deshalb haben wir dir Francesca mitgebracht. Damit sie sich, während du dich um die Jungen kümmerst …«
    »… um deine Kohlköpfe kümmert.« Louise rang entzückt die Hände in den Zwirnhandschuhen. »Sie kocht, putzt, näht …«
    »… und wie sie mit Kindern umgeht, grenzt an Zauberei«, erklärte mir Ruth.
    »Aber wer ist sie?«, fragte ich. »Kommt sie aus Finch?«
    »Francesca ist auf der Farm ihres Vaters geboren und aufgewachsen …«
    »… nicht weit vom Dorf entfernt«, ergänzte Louise. »Dort lebt sie nun mit ihrem ältesten Bruder und dessen Frau …«
    »… und ihren acht Kindern.«
    » Acht Kinder …?« Ich fürchtete, ohnmächtig zu werden.
    »Ja, auf der Farm der Sciaparellis geht es ziemlich lebhaft zu. Francesca hat …«
    »… sehr viel Erfahrung mit Babys.« Louise wechselte einen vorsichtigen Blick mit ihrer Schwester, ehe sie zögernd hinzufügte: »Wir hatten allerdings gehofft, dass sie bei dir wohnen könnte …«
    »… hier im Cottage«, sagte Ruth. »Francesca ist siebenunddreißig, musst du wissen. Sie hat bisher ihr ganzes
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