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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab
Autoren: Nancy Atherton
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keiner meiner besseren Tage.
    »Meine liebe Lori«, sagte Ruth. Ruth sprach immer als Erste. Es war das einzige Merkmal, woran ich die Schwestern auseinander halten konnte. »Du bist ja der wahre Inbegriff …«
    »… einer beschäftigten Mutter«, fuhr Louise fort. Ein Gespräch mit den PymSchwestern war wie ein PingpongSpiel. »Wir hoffen, wir kommen …«
    »… nicht ungelegen. Wir hätten erst angerufen
    …«
    »… aber Bill riet uns, gleich herzufahren.«
    Das Auto der Pyms, ein altertümliches Vehikel mit Holzkonsole, Samtpolstern und Trittbrett, stand in der Kieseinfahrt neben meinem schwarzen Morris Mini und dem Mercedes, den Bill bei Regenwetter fuhr.
    »Ihr wisst, dass ich mich immer freue, euch zu sehen«, versicherte ich ihnen, wobei ich wünschte, ich hätte mir noch die Zeit genommen, den Jungen das Gesicht zu waschen, ehe ich die Tür öffnete.
    »Und wie geht es deinen …«
    »… goldigen Engelchen denn heute?«
    »Gut, sehr gut«, brachte ich heraus. Will und Rob hatten die vertrauten Stimmen der Pyms erkannt und versuchten beide, sich umzudrehen, um das einzige weitere Zwillingspaar zu sehen, das sie kannten. Wie Bill am Abend zuvor bemerkt hatte, war ich in der Minderheit, und als die dunkeläugige Frau die Hände nach Will ausstreckte, gab ich ihn ihr mit einem bisher nie gekannten Gefühl der Erleichterung.
    »Danke«, sagte ich. Als ich Rob herumdrehte, damit er sehen konnte, wo sein Bruder war, empfand ich eine leichte Enttäuschung, die eigentlich widersprüchlich war. Will hatte sich allzu leicht in sein Schicksal gefunden. Fröhlich sabberte er auf das Kleid der dunkeläugigen Frau und war viel zu eifrig damit beschäftigt, mit Ruth zu flirten, als dass er sich darüber hätte Gedanken machen können, auf wessen Arm er war.
    Ruth war gegen seinen Charme nicht immun, aber als sie sich vorbeugte, um ihre Nase gegen seine zu reiben, sagte sie verwundert: »Lori, bist du sicher, dass unser kleiner Liebling …«

    »… auch nicht krank ist?« Louises Vogeläuglein betrachteten meinen Sohn ebenfalls mit Besorgnis.
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich, bekam aber dennoch sofort Herzklopfen. »Warum? Was ist mit ihm?«
    Ruth zog die Stirn in Falten. »Es sieht aus, als ob er …«
    »… lauter kleine grüne Flecken auf der Haut hat. Und sein Brüderchen auch.«
    Louise betrachtete den sich windenden Rob eingehender. »Ich habe schon Babys mit roten Flecken gesehen und mit rosa Flecken auch …«
    »… aber niemals mit grünen«, sagte Ruth.
    »Ich hoffe doch, es ist keine …«
    »… Tropenkrankheit.«
    Mein Herz beruhigte sich wieder. »Es ist keine seltene Krankheit«, erklärte ich, »das sind Avocadoflecken. Ich hatte vergessen, den Mixer zuzudecken.« Ich trat zur Seite. »Bitte, kommt doch herein. Das Haus ist ziemlich unordentlich, aber …«
    »Na ja«, sagte Ruth, als sie eintrat. »Du hattest in letzter Zeit bestimmt auch Wichtigeres zu tun …«
    »… als dich um Hausputz zu kümmern«, beendete Louise den Satz fröhlich, indem sie mir durch den Flur und ins Wohnzimmer folgten.
    »Und mit Recht. Was könnte wichtiger sein, als
    …« Das verbale Duell der Pyms verebbte, gefolgt von einer peinlichen Stille.
    Ich war fast so überrascht wie Louise. Ich hatte unser Wohnzimmer immer als einen der gemütlichsten Räume des Hauses empfunden, aber jetzt sah es aus, als ob eine Bande Landstreicher hier ihr Lager aufgeschlagen hätte. Von den Tischecken baumelten Flanellstreifen, der Kamin wurde von einem überquellenden Wäschekorb verdeckt, ein paar der Elternzeitschriften, die sich auf den Kissen der Fensterbank stapelten, waren auf die Erde gerutscht, und auf dem Sofa und den Sesseln herrschte ein heilloses Durcheinander von Spielsachen, Kuscheltieren und etwas unförmigen Stricksöckchen.
    Die dunkeläugige Frau bahnte sich einen Weg von der Tür zum Laufstall, aber ich musste erst eine Reihe von Bauklötzchen, eine Handpuppe und einen ganzen Zirkus von Plastiktieren zur Seite schieben, ehe Ruth und Louise das Sofa erreichen konnten.
    »Entschuldigt die Unordnung«, murmelte ich, während ich vor ihnen zum Sofa eilte, um es von einer Ansammlung von Kuscheltieren frei zu machen, die ich kurzerhand auf den Boden fegte.

    »Es scheint wirklich, dass mir die Dinge etwas über den Kopf gewachsen sind.«
    »Darum sind wir ja gekommen«, sagte Ruth.
    »Deshalb haben wir dir …«
    »… ein weiteres Paar Hände mitgebracht«, fuhr Louise fort. »Dürfen wir vorstellen …«
    »… das
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