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Tante Dimity und das verborgene Grab

Tante Dimity und das verborgene Grab

Titel: Tante Dimity und das verborgene Grab
Autoren: Nancy Atherton
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braucht, um zu überleben, ebenso wie ein Dorf. Jeder Bewohner hier in unserem Dorf muss starke Wurzeln entwickeln und in den Boden senken und sie jeden Tag gießen und pflegen, sonst verdorrt das Dorf.
    Manchmal brauchen wir einen Menschen wie Dr. Culver, der in unserer Vergangenheit gräbt und uns daran erinnert, dass wir alle Mitglieder einer Familie sind, deren Geschichte weiter zurückreicht, als wir es verfolgen können. Finch ist für uns ein Geschenk aus der Vergangenheit.
    Und es liegt an uns, ob unser Dorf stark genug ist, um auch in Zukunft weiter zu gedeihen.
    Sie und ich – wir alle müssen an uns arbeiten, damit wir Zeit und Energie finden, unser Dorf am Leben zu erhalten. Finch hat seine Söhne und Töchter mit einem Denkmal geehrt, weil sie etwas taten, um den Ort, den sie liebten, zu beschützen, statt sich zurückzulehnen und es anderen zu überlassen.
    Vielleicht sind unsere Anstrengungen historisch nicht so bedeutsam wie die jener Menschen damals, aber sie sind genauso wichtig. Es sind die Kämpfe des normalen Lebens, es ist die ganz alltägliche Arbeit, die unser Dorf jung erhält.«
    Peggy trat zwischen die Stechpalmenbüsche vor das schwarze Seidentuch, das über der steinernen Pyramide hing. Ihre Brille blitzte in der Sonne, und eine sanfte Brise kräuselte den Saum ihres geblümten Kleids. Die versammelten Dorfbewohner waren still geworden. Selbst Rainey stand mucksmäuschenstill da und sah ernst zu den Studenten hinüber, das sommersprossige Gesicht klebrig von den gefüllten Konstantinskeksen, die Zöpfe im Auflösen begriffen.
    Peggy holte tief Luft, ergriff einen Zipfel des schwarzen Tuchs und zog. Ein erschrockenes Gemurmel ging durch die Menge. Das keltische Kreuz auf dem Denkmal war nicht gereinigt worden. Es war nach wie vor beschämend schmutzig, eine Erinnerung an Jahre der Vernachlässigung, ein stummes, aber aussagekräftiges Symbol dafür, was passiert, wenn Menschen sich zurücklehnen und die Arbeit anderen überlassen.
    Peggy räusperte sich. »Wenn Sie jemals eine Erinnerung dafür brauchen, dass auch Kleinigkeiten etwas bewirken können, dann sehen Sie sich nur dieses Kreuz an.«
    Aus den gemieteten Lautsprechern ertönte blechern »God Save the Queen«, und die versammelte Menge erhob sich. Das Erntedankfest war vorüber.
    Besucher aus benachbarten Orten schlenderten zurück zum Parkplatz, der auf dem Feld gleich hinter der Buckelbrücke eingerichtet worden war, und überließen die Dorfbewohner ihren Aufräumungsarbeiten. In der allgemeinen Geschäftigkeit jedoch verharrten vier reglose Gestalten immer noch in der Nähe des Kriegerdenkmals. Adrian und Burt hielten sich etwas abseits, während Francesca und Annie innerhalb des Kreises aus Stechpalmenbüschen standen, die Arme umeinander gelegt, und die Namen lasen, die in den Stein gemeißelt waren. Sie schienen gar nicht zu bemerken, dass ringsumher die Menschen mit den Aufräumarbeiten begonnen hatten.
    Auch ich wollte gerade mein Bündel zusammenpacken und zum Auto zurückbringen, als Rob mich am Kragen zog. Ich sah zu ihm hinunter und dann auf das blaue Tagebuch.
    Geh mit mir zum Kriegerdenkmal , Lori .
    »Bill«, sagte ich, »lass uns mit Rob und Will zum Denkmal gehen.«
    Ich nahm Rob auf den Arm und das Buch in die andere Hand. Als wir im Kreis der Stechpalmen standen, schien es, als sei der Lärm der geschäftigen und plaudernden Menschen und des letzten Krächzens des Lautsprechers in weite Ferne gerückt. Will gab ein lautes Gurgeln von sich, und Francesca sah mich mit ihren dunklen Augen an.
    »Wussten Sie es?«, fragte sie leise.

    Ich sah sie verständnislos an. »Was soll ich gewusst haben?«
    »Das hier …« Francesca deutete auf den einzigen Fleck auf dem Denkmal, wo der Stein frisch gemeißelt und golden in der Spätnachmittagssonne leuchtete.
    Piero Alessandro Sciaparelli . Der Name, so barock und musikalisch, fiel völlig aus dem Rahmen der einheimischen englischen Namen, die darüber eingemeißelt waren, aber dennoch gehörte er dort hin. Piero hatte dem Land seiner Geburt genauso gedient wie später seiner Wahlheimat. Er war bereit gewesen, für das eine zu sterben, und genauso bereitwillig hatte er für das andere gelebt.
    Ich wusste, dass die Söhne und Töchter von Finch ihn willkommen heißen würden.
    »Ich habe nichts damit zu tun«, sagte ich.
    »Aber ich glaube, ich weiß, wer es war.«
    Francesca nickte bedächtig, dann sah sie über den Platz. »Komm, Annie. Mrs Kitchen braucht uns.«
    Bill
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