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Tango Mosel

Tango Mosel

Titel: Tango Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Gaszufuhr an und zündete kurz darauf die Flamme unter der Reflektorhaube. Noch während er versuchte, eine für Monika und Gabi angenehme Temperatur einzustellen, servierte die Kellnerin eine weitere Runde Getränke. Walde nahm sein Weinglas und prostete den anderen zu. Gabi trank Cola, Grabbe und Monika waren auf Wasser umgestiegen.
    »Du kommst ja zu Fuß nach Hause«, sagte Gabi, die offenbar seine Gedanken gelesen hatte.
    Am Tisch kam kein neues Gespräch mehr auf. Lautes Lachen klang vom Fluss herüber. Sie blickten zu dem Schiff, auf dessen Deck sich immer noch ein paar Leute aufhielten. Entlang der Reling hing Kleidung. So weit es Walde erkennen konnte, handelte es sich hauptsächlich um Arbeitskleidung wie Latzhosen und Overalls.
    Über dem dunklen Rumpf erhob sich auf Deck ein zur Länge des Schiffs verhältnismäßig kleines Führerhaus, das oben nur ein kleines Fenster in der Tür hatte.
    »Was ist denn das für ein Kahn?«, fragte Monika.
    »Darf der überhaupt hier vor Anker gehen? Sonst liegen hier doch nur Passagierschiffe.«
    »Das Schiff hat mal zur Marine gehört«, bemerkte Grabbe, »aber es scheinen nur Zivilisten an Bord zu sein.« Eine Flasche flog über Bord und landete platschend im Wasser.
    »Schweine!« Gabi schnippte ihre bis knapp an den Filter gerauchte Zigarette in Richtung Uferböschung. Sie landete Funken versprühend auf dem Teerweg neben der Terrasse.
    »Das ist ein Minensuchboot, entweder aus Beständen der Bundeswehr oder der Nationalen Volksarmee«, sagte Grabbe.
    »Schlafen die Kerle auf Deck?«
    »Wo denkst du hin?«, lachte Grabbe. »Das Schiff ist größer, als du glaubst. Ich schätze mal, es ist gut und gerne fünfzig Meter lang. Da passen jede Menge Kajüten unter Deck.«
    »Aber die haben überhaupt keine Fenster.«
    »Luken.« Grabbe wies mit dem Arm in Richtung des Schiffes. »Das sind die kleinen runden Dinger da direkt über der Wasserlinie.«
    »Seh ich nicht, oder meinst du die da?« Gabis Zeigefinger stieß ins Dunkle. »Die sind ja winzig.«
    »Es sollte ja auch kein Vergnügungsdampfer werden und wurde so gebaut, dass es durchaus auch mal in ein Scharmützel geraten konnte.«
    Wieder flog eine Flasche von Deck.
    »Woher weißt du eigentlich so gut Bescheid, sonst hast du es doch gar nicht mit der Seefahrt?«
    Grabbe grinste: »Da hab ich mich als Kind für interessiert. Ich kenne mich auch in der Raumfahrt aus. Dafür muss man auch nicht im Weltall gewesen sein.«
    »Die nächste Runde geht auf mich«, Gabi winkte der Bedienung.
    »Was gibt’s zu feiern?«, fragte Grabbe.
    »Ich weiß nicht, ob es ein Grund zu feiern ist, wieder ein Jahr älter geworden zu sein«, brummte Gabi.
    *
    Rockys Mobiltelefon vibrierte. Er zog den Kopf vom Guckloch im Bauzaun zurück.
    »Ja?« Rocky sah zwei junge Frauen sich gemeinsam an ein Guckloch drängen.
    »Wat iss?«, fragte eine Stimme aus dem Telefon.
    »Rückzug!«
    »Is klar, wat is denn?«
    »Erzähl ich dir später, ich helf euch aufladen.« Rocky steckte das Telefon ein. Die beiden Frauen waren weitergegangen. Er lauschte noch einmal am Bauzaun, von der anderen Seite kam kein Laut. Dann machte er sich schnellen Schrittes zum anderen Ende des Baugeländes auf, was durch den Umweg an den angrenzenden Gebäuden entlang eine Strecke von mehreren hundert Metern bedeutete.
    Der Pritschenwagen parkte bereits in der Baustellenzufahrt zwischen einem Container und einem Bagger. Rocky hörte erst ein Keuchen und etwas, das über den Boden schleifte, bevor er die dunklen Konturen der beiden Männer erkennen konnte, die sich langsam zwischen niedrigen Mauerresten auf ihn zubewegten.
    »Wat war denn los?« Ein Mann, kaum größer als Rocky, ließ das hinter sich hergeschleifte Kabelbündel auf einen Stapel plumpsen. Ein zweiter tat es ihm nach und entfernte sich gleich wieder.
    »Da ist einer vorne aus dem Abbruchhaus gefallen.«
    »Scheiße.« Der Mann drehte sich eine Zigarette. »Von wo?«
    »Von ganz oben, von der kaputten Alutreppe, oder aus was die is.«
    »Edelstahl. Die hatt ich auch schon im Auge.« Der Mann führte das Papier zum Mund und leckte die Gummierung. Die Zigarette sah zwischen seinen breiten Fingern winzig aus. »Wat wollt der denn da?«
    »Ihr habt nix mitgekriegt?«
    »Nee, wir waren ja auch weit weg. Un wat is mit dem Kerl?«
    »Keine Ahnung. Sollen wir mal gucken?«
    »Nee, wir hauen ab.« Er schüttelte den Kopf. »Der ist sowieso hinüber.«
    Rocky half, die schweren Kabelrollen, bei denen teilweise schon das
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