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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt
Autoren: David Eddings
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anderen Seite des Grabens unerreichbar für sie machte.
    »Ulath!« donnerte Sperber. »Gib Kring das Signal zum Öffnen des Tores!«
    Und wieder schallte das Ogerhorn.
    Die schweren Torflügel schwangen langsam auf, und die goldenen atanischen Riesen donnerten in perfektem Gleichschritt wie eine Lawine in den Schloßgarten.

30
    »Ich weiß einfach nicht, wie sie es gemacht haben, Sperber«, sagte Caalador mit finsterem Gesicht. »Krager wurde schon seit Tagen nicht mehr gesehen. Er ist glatt wie ein Aal, nicht wahr?« Caalador hatte sich zu Sperber auf den Wehrgang gesellt.
    »Das ist er allerdings. Was ist mit den anderen? Elron zum Beispiel. Ihm hätte ich so etwas gar nicht zugetraut.«
    »Ich auch nicht! Hat nur noch gefehlt, daß er sich ›Verschwörer‹ auf die Stirn schrieb. All dieses auffällige Umhanggeflattere und das theatralische Umherschleichen durch dunkle Gassen.« Caalador schüttelte den Kopf. »Wie dem auch sei, er hat im Haus dieses hiesigen edomischen Edlen gewohnt. Wir wußten, daß er sich in dem Haus aufhielt, denn wir hatten beobachtet, wie er es durch die Vordertür betrat. Dann haben wir pausenlos jede Tür und jedes Fenster im Auge behalten; deshalb wußten wir, daß Elron das Haus nicht verlassen hatte. Aber er war nicht darin, als wir eindrangen, um ihn festzunehmen!«
    Von einem nahen Gebäude erklang ein Krachen, als die Ataner die Tür einbrachen, um an die Rebellen heranzukommen, die sich in dem Bau verkrochen hatten.
    »Haben Eure Leute in dem Haus nach geheimen Gängen und Räumen gesucht?« fragte Sperber.
    Caalador schüttelte den Kopf. »Nein. Statt dessen haben sie den edomischen Edlen barfuß in ein Becken mit glühenden Kohlen gestellt. Das beschleunigte die Sache. Tut mir leid, Sperber, es gab kein Versteck in diesem Haus. Wir konnten alle Helfer mühelos festnehmen, aber die Anführer …« Er spreizte hilflos die Hände.
    »Wahrscheinlich hat sich jemand der Magie bedient. Das wäre nicht das erste Mal.«
    »Kann man so was wirklich mit Magie tun?«
    » Ich nicht. Aber ich bin sicher, daß Sephrenia die entsprechenden Zauber kennt.«
    Caalador blickte über die Brustwehr. »Nun, zumindest ist es uns gelungen, diesen Anschlag auf die Regierung zu verhindern. Das ist die Hauptsache.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, widersprach Sperber.
    »Es lag mir wirklich ziemlich am Herzen, Sperber. Hätten die Rebellen Erfolg gehabt, wäre das Tamulische Imperium auseinandergebrochen. Sobald die Ataner mit den Aufräumarbeiten fertig sind, können wir damit beginnen, die Überlebenden zu befragen – und jene Unterführer, die wir schnappen konnten. Vielleicht können sie uns zu den eigentlichen Verschwörern bringen.«
    »Das bezweifle ich. Krager ist in solchen Dingen sehr geschickt. Ich fürchte, wir werden feststellen, daß die Helfershelfer kaum etwas wissen. Es ist zu schade! Ich hatte wirklich gehofft, mich ein wenig mit Krager unterhalten zu können!«
    »Eure Stimme hat immer diesen seltsamen Tonfall, wenn Ihr von ihm sprecht«, bemerkte Caalador. »Ist da etwas Persönliches zwischen euch beiden?«
    »O ja! Und es liegt schon sehr lange zurück. Ich habe viele Gelegenheiten versäumt, Krager zu töten – meistens, weil er lebend von größerem Nutzen war. Ich war immer mehr an dem Mann interessiert, für den er arbeitete, und das war möglicherweise ein Fehler. Krager hat stets dafür gesorgt, daß er ausreichend Informationen hat, so daß er mir lebend nützlicher war. Aber wenn ich ihm das nächste Mal begegne, wird das keine Rolle spielen.«
    Die Ataner leisteten ganze Arbeit. Wenn sie eine Gruppe bewaffneter Aufständischer umzingelt hatten, boten sie ihnen eine Gelegenheit, sich zu ergeben, aber keine zweite.
    Zwei Stunden nach Mitternacht war es in der Schloßanlage wieder völlig ruhig. Einige atanische Streifen durchkämmten die Höfe, Gärten und Gebäude nach versteckten Rebellen, aber sie wurden kaum noch fündig.
    Sperber war todmüde. Obwohl er nicht mit dem Schwert in der Faust an der Niederschlagung des Aufstands beteiligt gewesen war, hatte die nervliche Anspannung ihn mehr erschöpft, als eine zweistündige Schlacht es vermocht hätte. Er stand auf dem Wehrgang, blickte müde über die Brustwehr hinunter und beobachtete ohne großes Interesse, wie die Gärtner und Hausmeister, die man für diese unangenehme Arbeit eingesetzt hatte, widerstrebend die auf dem öligen Wasser des Grabens treibenden Toten herausfischten.
    »Warum legt Ihr Euch nicht
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