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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
Autoren: Lynn Flewelling
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der gerade breit genug für einen einzelnen Reiter war. Weniger als eine Meile dahinter lag Afra.
    Schweiß brannte Iya in den Augen und ließ sie blinzeln. Als Agazhar sie zum ersten Mal hierher geführt hatte, war Schnee gefallen.
     
    Iya war später als die meisten zur Zauberei gekommen. Sie war auf einem gepachteten Gehöft an der Grenze von Skalas Festlandgebiet aufgewachsen. Die nächste Ortschaft mit einem Markt lag jenseits des Keela in Mycena, und dort trieb Iyas Familie Handel. Wie viele Grenzländer hatte sich ihr Vater eine mycenische Gemahlin genommen und seine Opfer Dalna, der Schöpferin, statt Illior oder Sakor dargebracht.
    So begab es sich, dass sie beim Auftreten der ersten Anzeichen von Magie über den Fluss geschickt wurde, um bei einem alten Priester Dalnas zu lernen, der versuchte, eine drysische Heilerin aus ihr zu machen. Anfangs erntete sie Lob für ihr Geschick im Umgang mit Kräutern, doch sobald der ahnungslose alte Bursche entdeckte, dass sie in der Lage war, durch Gedanken Feuer zu entfachen, versah er ihr Handgelenk mit einem Hexenbann und schickte sie in Schimpf und Schande nach Hause.
    Mit diesem Makel befleckt war sie in ihrem Dorf wenig willkommen und hatte keine Aussicht, einen Ehemann zu finden.
    Als Agazhar ihr zufällig auf dem Marktplatz über den Weg lief, war sie bereits eine alte Jungfer von vierundzwanzig Jahren. Später verriet er ihr, dass es der Hexenbann gewesen war, der seine Aufmerksamkeit erregt hatte, während sie dastand und mit einem Händler über den Preis für ihre Ziegen feilschte.
    Sie hatte ihn nicht näher beachtet und nur für einen weiteren alten Soldaten gehalten, der sich aus dem Krieg den Weg nach Hause bahnte. Agazhar war so zerlumpt und hohlwangig wie sie alle gewesen, zudem hing der linke Ärmel seines Kasacks leer herab.
    Iya war gezwungen gewesen, einen zweiten Blick auf ihn zu werfen, als er auf sie zukam, ihre Hand ergriff und ein herzliches Lächeln des Erkennens aufsetzte. Nach einer kurzen Unterhaltung verkaufte sie ihre Ziegen und folgte dem alten Zauberer die Straße nach Süden hinab, ohne einen Blick zurück zu werfen. Hätte sich jemand die Mühe gemacht, nach ihr zu suchen, hätte man nur den Hexenbann im Unkraut neben dem Markttor gefunden.
    Agazhar hatte sie nicht wegen ihrer Gabe, Feuer zu entfachen, verhöhnt. Stattdessen erklärte er ihr, es handle sich um das erste Anzeichen dafür, dass sie eine der von Illior Gesegneten sei. Danach brachte er ihr bei, die unbekannte Kraft, die sie besaß, in die mächtige Magie der Orëska-Zauberer zu schmieden.
    Agazhar war ein freier, an niemanden gebundener Zauberer gewesen; Er verschmähte die Vorzüge eines einzigen Schirmherrn, wanderte umher, wie es ihm gefiel und fand in Adelshäusern ebenso freundliche Aufnahme wie in bescheidenen Heimen. Gemeinsam reisten er und Iya in die Drei Länder und darüber hinaus, segelten westwärts nach Aurënen, wo selbst das gemeine Volk so lange lebte wie Zauberer und Magie beherrschte. Dort erfuhr sie, dass die Aurënfaie die Ersten Orëska gewesen waren; ihr Blut, vermischt mit jenem von Iyas Rasse, hatte den Auserwählten von Skala und Plenimar Magie verliehen.
    Allerdings hatte die Gabe einen Preis. Menschliche Zauberer konnten weder Kinder zeugen noch gebären, aber Iya betrachtete sich als reichlich dafür entschädigt, sowohl durch ihre Magie als auch später durch so begabte und liebenswerte Schüler wie Arkoniel.
    Außerdem hatte Agazhar ihr mehr über den Großen Krieg beigebracht als all die Balladen und Legenden ihres Vaters, denn Agazhar war unter den Zauberern gewesen, die unter Königin Ghërilains Banner für Skala gekämpft hatten.
    »Es hat nie zuvor einen solchen Krieg gegeben, und ich bete zu Sakor, dass es nie wieder einen solchen Krieg geben wird«, pflegte er zu sagen, wenn er abends ins Lagerfeuer starrte, als könnte er darin seine gefallenen Kameraden sehen. »Eine erhebende Zeitlang standen Zauberer Schulter an Schulter mit Kriegern und fochten gegen die schwarzen Totenbeschwörer Plenimars.«
    Die Geschichten, die Agazhar über jene Tage erzählte, bescherten Iya Albträume. Der Dämon eines Totenbeschwörers – ein Dyrmagnos , wie er ihn nannte – hatte ihm den linken Arm ausgerissen.
    Doch so schaurig diese Geschichten waren, Iya klammerte sich dennoch an sie, zumal Agazhar ihr allein in ihnen flüchtige Hinweise auf die Herkunft der seltsamen Schale offenbart hatte.
    Er hatte sie schon damals bei sich gehabt, und in all
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