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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
Autoren: Lynn Flewelling
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»Nein, Keesa . Nicht Pest.«
    Die Hexe zog seinen Fuß aus dem Steigbügel, kletterte hinter ihm aufs Pferd und übernahm die Zügel.
    Tobin erinnerte sich an wenig des folgenden Rittes, nur an die Wärme ihres Körpers an seinem Rücken. Sie fühlte sich gut an.
    Das Nächste, was er mitbekam, war, dass sie ihm mit Händen so kühl wie Flusswasser aus dem Sattel half. Sie befanden sich an der Eiche mit ihren Körben und Ablagen und dem runden, glitzernden Teich, der hinter dem Baum wie ein grüner und goldener Spiegel schimmerte.
    Hinter der Tür knisterte ein behagliches Feuer. Lhel führte ihn zu einem Holzklotz daneben, schlang eine Fellrobe um ihn und legte ihm eine Holzschale mit heißem Kräutertee in die Hände. Tobin nippte daran, dankbar für die Wärme. Das weiche Fell war gelblich braun – das eines Berglöwen. Kis Berglöwen, dachte er und wünschte, sein Freund wäre hier.
    »Was stimmt nicht mit mir«, krächzte er.
    »Zeig Blut.«
    Tobin zog den Kragen seines Rocks hinab, um ihr den nassen Fleck auf der Brust zu zeigen. »Du sagst, ich bin nicht krank, aber schau nur! Was könnte das sonst sein?«
    Lhel berührte das feuchte Fleisch und seufzte. »Wir viel von der Mutter verlangt. Zu viel, ich denke.«
    »Meiner Mutter?«
    »Ihr auch, ja, aber Göttin Mutter ist, von der ich rede. Du hast Schmerzen hier?«
    »Ein bisschen, aber am meisten im Bauch.«
    Lhel nickte. »Blut an andere Stelle?«
    Verlegen zog Tobin sein Wams hoch und zeigte ihr, wo der erste Fleck durch seine Hose gedrungen war.
    Lhel legte ihm die Hände auf den Kopf und sprach leise einige Worte, die er nicht verstand.
    »Ah, zu früh, Keesa , zu früh«, sagte sie und hörte sich traurig dabei an. »Vielleicht ich falsch, dass gemacht Bruders Hekkamari dich binden so eng. Ich muss bringen Arkoniel. Du essen, während ich gehe.«
    »Kann ich dich nicht begleiten? Ich will Nari sehen!«, bettelte Tobin.
    »Später, Keesa .«
    Sie brachte ihm warmen Haferbrei, Beeren und Brot, dann stapfte sie zwischen den Bäumen hindurch davon.
    Tobin kuschelte sich tiefer in das Fell und biss von dem Brot ab. Zweifellos war es aus Köchins Küche stibitzt. Der Geschmack erfüllte ihn mit noch schlimmerem Heimweh. Er sehnte sich danach, hinter Lhel herzulaufen und sich mit Köchin und Nari ans Küchenfeuer zu setzen. In solcher Nähe und in seinen alten Kleidern war es einfach, sich vorzugaukeln, er hätte sein Zuhause nie verlassen.
    Abgesehen davon, dass Ki nicht hier war. Tobin fuhr mit den Fingern am Saum des Berglöwenfells entlang und überlegte, was er zu ihm sagen würde, wenn er in die Stadt zurückkehrte. Was mussten Ki und Tharin und die anderen mittlerweile denken?
    Tobin hob sich diese Sorge für später auf und berührte abermals das Blut an seiner Brust. Er war also doch kein Seuchenbringer, dennoch stimmte etwas nicht mit ihm. Vielleicht sogar etwas noch Schlimmeres.
     
    Es herrschte schon fast Tageslicht, als Ki die Abzweigung der Straße nach Alestun erreichte, dennoch übersah er sie beinah, da er diesen Weg erst einmal zuvor geritten war. Er war bereits deutlich daran vorbei, als Bruder plötzlich auf der Straße vor ihm auftauchte und sein Pferd erschreckte.
    »Da bist du ja!«, murmelte Ki und zog an den Zügeln, um Drache, der scheute, zu beruhigen.
    Der Geist deutete den Weg zurück, den Ki gekommen war. Ki drehte sich um und erblickte den Wegweiser, den er an der Kreuzung hinter sich übersehen hatte. »Vielen Dank, Bruder.«
    Mittlerweile hatte er sich beinah an den Geist gewöhnt. Oder vielleicht war er einfach zu müde, hungrig und besorgt darüber, was er am Ende des langen Ritts dieser Nacht vorfinden würde, um Angst für etwas anderes übrig zu haben. Was immer zutreffen mochte, er war recht froh darüber, als Bruder bei ihm blieb und ihn nach Alestun führte.
    Für Mitte des Erasins war es ein warmer Morgen. Von den triefenden Bäumen stieg ein Dunstnebel auf, der im zerbrechlichen Licht des falschen Morgengrauens gespenstisch wirkte.
    »Geht es Tobin gut?«, fragte er in der Annahme, dass Bruder etwas über den Zustand seines Zwillings wusste. Doch Bruder drehte sich weder um, noch erwiderte er etwas, sondern bewegte sich nur auf jene merkwürdige Weise vor ihm weiter, die kein Gehen war. Ki beobachtete ihn eine Weile und gelangte allmählich zu dem Schluss, dass er sich doch alleine behaglicher gefühlt hatte.
     
    Arkoniel schaute von seinem Waschbecken auf und erblickte Lhels vor ihm schwebendes Gesicht.
    »Du
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