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Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling

Titel: Tamir Triad 01 - Der verwunschene Zwilling
Autoren: Lynn Flewelling
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kommen schnell«, sagte sie, und die Dringlichkeit in ihrer Stimme war unüberhörbar. »Tobin bei mir ist. Magie ist gebrochen.«
    Hastig trocknete sich Arkoniel das Gesicht ab und rannte hinaus zum Stall. Er sparte sich die Mühe, einen Sattel aufzulegen, ergriff einfach die Zügel und klammerte sich an der Mähne seines Wallachs fest, als er die Gebirgsstraße hinaufritt, um sich mit der Hexe zu treffen.
    Wie immer erwartete sie ihn am Waldrand. Er ließ das Pferd zurück und folgte ihr zu Fuß durch die Bäume. Die Strecke fühlte sich kürzer als sonst an. Seit mittlerweile mehr als zwei Jahren war er ihr Schüler und ihr Geliebter, dennoch hatte sie ihm immer noch nicht den Weg zu ihrem Heim anvertraut.
    Auf der Lichtung fand er Tobin am Feuer sitzend und in ein Berglöwenfell gehüllt vor. Das Gesicht des Kindes wirkte abgehärmt und blass, und unter den Augen prangten dunkle Ringe. Er hatte gedöst, schaute aber jäh auf, als sich Arkoniel und Lhel näherten.
    »Tobin, wie fühlst du dich?«, fragte Arkoniel und kniete sich vor ihn. War es Einbildung, oder hatten sich die vertrauten Züge jenes Antlitzes bereits geringfügig verschoben?
    »Ein wenig besser«, antwortete Tobin, der verängstigt aussah. »Lhel sagt, ich habe nicht die Pest.«
    »Nein, natürlich hast du sie nicht!«
    »Dann sagt mir, was mit mir geschieht!« Tobin zeigte ihm einen blutigen Fleck auf seiner flachen, glatten Brust. »Es sickert einfach heraus, und es hat wieder angefangen, wehzutun. Das muss der Rote und Schwarze Tod sein. Was sonst könnte so etwas bewirken?«
    »Magie«, erwiderte Arkoniel. »Eine Magie, die vor langer Zeit an dir gewirkt wurde und die verfrüht nachlässt. Es tut mir so leid. Du solltest es nie auf diese Weise erfahren.«
    Wie er befürchtet hatte, wirkte Tobin darob nur noch verängstigter. »Magie? An mir?«
    »Ja. Lhels Magie.«
    Tobin warf einen gekränkten Blick in die Richtung der Hexe. »Aber warum? Und wann? Als du mein Blut auf die Puppe aufgetragen hast?«
    »Nein, Keesa . Viel frühere Zeit. Wenn du geboren bist. Iya und Arkoniel zu mir gekommen sind und darum mich gebeten. Sie sagen, euer Mondgott es will. Dein Vater es will. Teil deines Kriegerpfads. Komm, ist besser, dir zu zeigen, als zu erzählen.«
     
    Ki hatte vorgehabt, geradewegs zur Feste zu reiten und Arkoniel zu holen, doch Bruder wollte davon nichts wissen.
    Folg mir , verlangte der Geist mit seiner heiseren Flüsterstimme. Ki wagte nicht, sich ihm zu widersetzen.
    Bruder geleitete ihn zu einem Wildpfad, der sich der Weide entlangschlängelte und den Fluss an einer Furt weiter stromaufwärts überquerte.
    Ki spähte während des Reitens in den Beutel auf die abgewetzte, alte Puppe und fragte sich, weshalb ein solches Dinge für einen Geist eine Rolle spielen konnte. Dennoch war dem eindeutig so, denn Bruder tauchte plötzlich an seinem Steigbügel auf, und eine eisige Kälte erfasste Kis gesamten Körper.
    Nicht für dich!, zischte Bruder und umklammerte sein Bein mit frostigen Fingern.
    »Ich will sie ja auch nicht!« Ki zog den Beutel zu und stopfte ihn zwischen sein Bein und den Sattel.
    Auf der anderen Seite der Furt wurde der Pfad rasch steiler und begann, vertraut auszusehen. Ki erkannte einen großen Stein, den sie eines Sommertags als Tisch verwendet hatten, an dem sie mit Arkoniel und Lhel ein Essen im Freien veranstaltet hatten. Nun konnte es nicht mehr weit sein.
    So müde und voll Unbehagen über Bruders Gegenwart Ki sein mochte, er musste beim Gedanken daran, wie überrascht alle sein würden, ihn zu sehen, unweigerlich lächeln.
     
    Tobin schauderte, als er sich über die glatte Oberfläche der Quelle beugte. Lhel hatte ihn seinen Kittel und sein Hemd ausziehen lassen. Als er hinabblickte, konnte er sein Gesicht und den roten Fleck auf seiner Brust sehen. Er überlegte, ob er ihn abwaschen sollte, wagte es jedoch nicht. Lhel und Arkoniel betrachteten ihn immer noch so merkwürdig.
    »Schau in Teich«, forderte Lhel ihn erneut auf und raschelte hinter ihm mit etwas. »Arkoniel, du sagst.«
    Der Zauberer kniete sich neben Tobin. »Es hätte dein Vater sein sollen, der dir das erzählt, oder Iya. Und du hättest älter und bereit sein sollen, deinen Platz einzunehmen. Aber anscheinend haben die Götter andere Pläne. Du hast doch gehört, dass die Leute sagen, dein toter Zwilling sei ein Mädchen gewesen. Nun, in gewisser Weise stimmt das.«
    Tobin schaute zu ihm auf und erblickte in den Zügen des Zauberers eine tiefe
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