Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Tillman-Anteile nicht aufkaufen. Dein Vater wird für die Dauer seines Lebens …«
    Shevaun und er setzten Arm in Arm ihren Weg fort, während er ihr seinen Plan erläuterte. Aber sie hörte ihm nicht mehr zu. Ein Jahr, dachte sie frohlockend und verbarg ihre Freude. Die Freiheit in einem Jahr. Befreit von diesem verfluchten Ort! Und mein Vater hat noch immer seine Anteile! O Gott, du hast meine Gebete erhört. Ich danke, danke, danke dir. Armer Dirk, meine große Liebe! Jetzt bin ich frei, aber du bist tot.
    Sie blickte zu dem russischen Dreimaster hinüber. Ja, dachte sie, der Tai-Pan ist tot. Aber du bist frei, und der Großfürst wäre eine ausgezeichnete Wahl.
    »Entschuldige, Jeff, aber was hast du eben gesagt? Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders.«
    »Ich möchte dich nur bitten, deinem Vater ein paar private Schriftstücke zu übergeben.«
    »Selbstverständlich, mein Lieber. Und ich danke dir, danke dir sehr. Das Jahr wird schnell vorbei sein.«
    Gordon Tschen verneigte sich in der zerstörten Pagode vor dem Buddha und zündete ein letztes Joss-Stäbchen an. Er hatte um seinen Vater und um May-may getrauert.
    Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, um zu trauern, dachte er. Joss ist Joss. Jetzt ist es Zeit zum Nachdenken. Noble House ist tot.
    Culum hat nicht die Kraft, die Sache fortzuführen. Brock wird ihn beherrschen und die beiden Firmen vereinen. Mit Brock werde ich nicht fertig. Wenn sich Culum mit Brock zusammentut, ist er erledigt. Dann kann er mir auf keine Weise helfen. Kann ich ihm helfen? Ja. Aber bei den Barbaren bin ich ihm keine Hilfe, und ebensowenig kann ich ihm helfen, der Tai-Pan zu sein. Das ist etwas, was ein Mann sich selber erkämpfen muß.
    Der Rauch des Räucherwerks wirbelte wie zarter Nebel empor; er folgte ihm mit den Augen. Der Duft tat ihm wohl.
    Nur mein Vater hat von unserer Vereinbarung gewußt. Ich habe ein Lac Silber, und im Lauf der Zeit werden daraus fünfzig, sogar hundert. Ich bin der reichste Chinese auf der Insel Hongkong. Und der mächtigste. Der Tai-Pan der Chinesen.
    Seien wir ehrlich – ich bin weder Chinese noch Engländer. Nein. Aber ich bin mit meinem Joss zufrieden und mehr Chinese als Engländer. Ich werde eine Chinesin heiraten, und auch meine Kinder und Enkel werden sich mit Chinesen verbinden.
    Hongkong? Die Insel soll stark werden. Dabei will ich mithelfen. Heute habe ich den Plünderern das Handwerk gelegt. In Zukunft wird es Arbeitskräfte zur Genüge geben, und sie werden gehorchen.
    Ich glaube an das, was mein Vater gesagt hat: die britische Regierung wird stürzen. Sie muß stürzen. Götter, ich bitte darum, daß sie um der Zukunft Chinas willen stürzt! Du bist Chinese – denk an China. Ich werde die größte Pagode im südlichen China stiften … zumindest eine Pagode, die des Hauptquartiers der Tongs und Tai Ping Schans würdig ist, sobald die Regierung gestürzt und Hongkong mit Sicherheit britisch ist.
    Er machte Kotau und berührte mit der Stirn den Boden vor der Buddhastatue, um diese Zusage zu bekräftigen. Ja, nur Vater weiß, wie reich wir werden sollten. Jetzt gehört die Hälfte Culum. Jeden Monat werde ich ihm eine Abrechnung vorlegen, und wir teilen uns den Gewinn aus dem Geschäft, solange er Vaters Verpflichtungen erfüllt. Das bedeutet, daß ich alles in der Hand habe. Fragen werden nicht gestellt; es bleibt eine Sache unter vier Augen – nur zwischen uns beiden.
    Such ihn jetzt auf und sprich ihm dein Beileid aus.
    Ein Jammer, daß Culum Brocks Tochter geheiratet hat. Das bedeutet seinen Sturz. Ein Jammer, daß er nicht die Kraft hat, allein auf seinen Füßen zu stehen. Wenn wir nur unsere Plätze tauschen könnten. Ich würde den Barbaren schon zeigen, wie man Noble House leitet. Wenn es sein müßte, würde ich es auch dem Kaiser zeigen. Wenn Culum etwas mehr Kraft in sich hätte und bereit wäre, Ratschläge anzunehmen, könnten Tschen Scheng und ich die Brocks und all die anderen Schakale in Schach halten.
    Schon gut. Ich werde jedenfalls meinem Vater und seiner Tai-tai eine Beisetzung ausrichten, von der man noch in hundert Jahren sprechen wird. Ich werde ihm und seiner Tai-tai je eine Tafel stiften und hundert Tage trauern. Dann werde ich die Tafeln um ihrer glücklichen Wiedergeburt willen verbrennen.
    Ich werde Duncan und die Kleine holen und sie wie meine eigenen Kinder aufziehen. Und ich werde eine Dynastie gründen.
    Es war die Stunde des Sonnenuntergangs. Culum saß auf den Stufen der verlassenen Kirche auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher