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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan
Autoren: James Clavell
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immer Stellvertretender Kolonialsekretär sind und der Krone durch einen feierlichen Eid verpflichtet. Ich habe die Papiere Ihrem Vater zur Aufbewahrung gegeben. Es handelt sich dabei um höchst geheime diplomatische Schriftstücke, die sich auf eine ›befreundete Macht‹ beziehen. Karten, Schriftstücke in russischer Sprache und in englischer Übersetzung. Suchen Sie sie. Sobald Sie sie gefunden haben, melden Sie sich wieder bei mir. Auf jeden Fall melden Sie sich bei Sonnenuntergang an Bord. Falls Sie mit der Sache nicht fertig werden, werde ich sie selber in die Hand nehmen. Ach ja, noch etwas: Ich werde eine bestimmte Menge Saatgut an Sie liefern lassen. In ein paar Tagen muß es hiersein. Sie werden dieses Saatgut an mich weiterleiten und die Angelegenheit ebenso diskret behandeln. Ordonnanz!« rief er.
    Die Tür wurde umgehend aufgerissen. »Jawohl, Sir?«
    »Bringen Sie Mr. Culum zur Gangway!«
    In tiefer Verwirrung kehrte Culum zum Beiboot zurück. Er eilte zur Resting Cloud. Sie lag inmitten des schwimmenden Dorfes der Sampans und zeigte kaum Schlagseite. Um sie gegen Plünderer zu schützen, waren Posten an Bord aufgezogen. Er stieg an Bord und ging nach unten.
    Vor Struans Kajüte stand Lim Din mit einem Hackmesser auf Wache.
    »Maste' tot?« fragte er.
    »Ja.«
    Lim Din antwortete nicht. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert.
    »Wenn Tai-Pan Papiere haben – wichtige Papiere –, wohin tun?« fragte Culum.
    »Heja?«
    »Papiere – in Sicherheit haben. Tresor haben? Eisenkasten?«
    Lim Din machte ihm ein Zeichen einzutreten und zeigte ihm den Tresor, der im Schott von Struans Schlafraum eingelassen war. »Dies Stück?«
    »Schlüssel?«
    »Schlüssel nicht haben. Tai-Pan haben, keine Sorge.«
    Wo aber konnte er den Schlüssel aufbewahren, fragte sich Culum verzweifelt. Bei sich! Selbstverständlich hatte er ihn bei sich! Ich muß … konnte Vargas einen Zweitschlüssel haben? Lieber Gott im Himmel, hilf mir. Es muß ja auch eine Beisetzung stattfinden, wir müssen einen Sarg haben. Wo kann ich nur … und … was ist mit dem Mädchen, der Chinesin? Kann sie mit ihm zusammen beigesetzt werden? Nein, das darf nicht sein. Hatte er eigentlich Kinder mit ihr? Hat er das nicht gesagt? Wo sind sie? Unter den Trümmern? Denk nach, Culum! Wach auf, um Himmels willen! Was ist mit den Schiffen? Und dem Geld? Hat er ein Testament hinterlassen? Laß das beiseite, das ist jetzt nicht wichtig – das alles ist nicht wichtig. Zunächst mußt du die Geheimpapiere finden. Was hat Longstaff gesagt? Karten und ein russisches Schriftstück?
    Unbemerkt hatte Brock die Kajüte betreten. Er sah die Furcht und die Hilflosigkeit in Culums Gesicht und die Blutspuren an seinen Händen und auf seinen Kleidern. »Guten Morgen, mein Junge«, sagte er freundlich. »Bin gekommen, sobald ich Bescheid gewußt hab'. Tut mir leid, aber behalt klaren Kopf. Werd' schon alles für dich tun.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Brock«, antwortete Culum, und es war ihm anzusehen, wie erleichtert er war. »Es ist nur, daß ich …« Kraftlos ließ er sich auf einen Stuhl sinken.
    »Tess hat gesagt, ohne dich wär' sie tot und Glessing auch. Is' 'n schlimmer Joss mit deinem Vater, aber nur nich' den Kopf verlieren. Bin in der Faktorei gewesen und hab' alle Vorkehrungen getroffen. Habe Orlow befohlen, Löwe und Drache auf halbmast zu setzen, und die Resting Cloud haben wir im Handumdrehen wieder flott. Komm nur wieder zu Atem. Kümmer' mich schon um alles.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. Brock. Aber haben Sie seinen Schlüssel gesehen? Ich muß nämlich etwas holen.« Culum stand schon im Begriff, ihm die Sache mit den Dokumenten zu erklären, aber da fiel ihm ein, was ihm Longstaff bezüglich des Landesverrats gesagt hatte, und er unterbrach sich gerade noch rechtzeitig. »Ich habe nur gedacht«, fuhr er zögernd fort, »daß ich seine Papiere durchsehen müßte.«
    »Hab' seine Taschen nich' durchstöbert«, brummte Brock ein wenig schroff. »Habe nur ihn richtig hingelegt und die Frau weggeschafft, daß keiner sie sieht.« Ach, Dirk, dachte er, niemals vergesse ich, wie du ausgesehen hast, du und die Heidin. Ihr beide zusammen. Aber um deiner selbst und um deiner Kinder willen wirst du allein als Christ beigesetzt.
    »Für sie treffe ich Vorbereitungen in aller Stille.«
    »Ja, natürlich«, sagte Culum.
    »Wir schließen uns jetzt zusammen, Culum. Die Firmen Brock und Struan. Is' für uns alle das beste. Noble House wird jetzt Brock-Struan. Lasse
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