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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen
Autoren: Carter Brown
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Präsidenten.«
    »Wie schrecklich«, sagte ich
teilnahmsvoll. »Und durch die Revolution hast du deinen Job verloren? Na, es
tut mir wirklich leid, aber im Augenblick können wir keine weiteren Hilfskräfte
brauchen. Ich will trotzdem mal mit Johnny reden und...«
    »Chiquita«, sagte er eisig. »Du
bist, wie immer, ein reizendes Wesen — und wie immer redest du zuviel. Du
sollst mir zuhören!«
    »Sag mal, wie sprichst du
eigentlich mit mir?« sagte ich. »Was meinst du denn, wer du bist?«
    »Vielleicht ein Kunde«,
erwiderte er gehässig. »Ein zahlender Kunde.«
    »Na ja«, murmelte ich. »Das
ändert natürlich manches.«
    »Zu Hause bin ich immer noch
Chef der Geheimpolizei«, fuhr er fort. »Hierher führt mich ein überaus
delikater Auftrag.«
    »Dabei kann ich dir nicht
helfen«, belehrte ich ihn. »Wenn du auf Blondinen aus bist, die sich nach einem
Leben im Süden mit Gitarrenklängen und so weiter verzehren...«
    Rafael schüttelte bedächtig den
Kopf. »Ich bin nicht unterwegs, um dem Präsidenten einen Harem zu beschaffen,
Mavis«, erklärte er ungehalten. »Er will auch gar keinen. Er ist alt und dick
und hat viel mehr Spaß daran, seine Generäle bei den Füßen statt am Hals
aufzuhängen.«
    »Entschuldige, aber weil du
etwas von >delikat< sagtest...«
    Er seufzte. »Unser neuer
Präsident hat einen Sohn namens Arturo; bei uns nennt man ihn allgemein >den
Fabelhaften<«
    »Weshalb denn das?«
    »Weil er von einem geradezu
fabelhaften Drang nach zwei Dingen besessen ist«, erklärte Rafael. »Das eine
sind Frauen, und das andere ist Geld. Nicht etwa Geld verdienen oder Geld
sparen, sondern lediglich Geld ausgeben. Wie Arturo das Geld hinauswirft, das
ist schlichtweg fabelhaft — und von diesem seinem Talent werden dann auch die
Frauen magisch angezogen, die fabelhaften.« Rafael rümpfte die Nase. »Unser
Volk liebt Arturo sehr«, meinte er. »Für die Leute ist er so etwas wie ein
Märchenprinz — in meinen Augen ist er freilich ein Nichtsnutz und Tagedieb.
Leider ist er jedoch ein überaus einflußreicher Tagedieb, und deshalb muß ich mich um ihn kümmern.«
    »Soll das heißen, daß du ihn
umbringen willst?«
    »Nein!« zischte er zwischen
zusammengepreßten Zähnen. »Ich habe dafür zu sorgen, daß ihm kein Härchen
gekrümmt wird. Es ist so: Unser neuer Präsident braucht Geld, sein
Amtsvorgänger hat alles, was vom Staatsschatz noch übrig war, mit nach
Brasilien ins Exil genommen. Wir befinden uns in einer schlimmen Krise,
verstehst du? Unser Präsident muß eine Anleihe aufnehmen, natürlich geheim,
denn wenn das Volk erfährt, daß wir pleite sind, könnte es unruhig werden. Aus
diesem Grunde weilt Arturo hier. Sein Vater hat ihn in geheimer Mission
entsandt, um mit einem privaten Geldgeber in Los Angeles über die Aufnahme der
Anleihe zu verhandeln.«
    »Ja, aber was soll ich...«
    »Chiquita«, meinte er lächelnd.
»Ich weiß natürlich, daß die Rio Investigations keine
zehn Millionen Dollar im Safe liegen haben. Wegen Geld bin ich bestimmt nicht
hergekommen. Es geht vielmehr darum, daß ich als Arturos Leibwache fungiere;
denn schon vor unserer Abreise kursierten Gerüchte, daß ein Attentat gegen ihn
geplant sei.«
    Ich erwiderte sein Lächeln
wohlwollend. »Warum hast du denn das nicht gleich gesagt? Selbstredend bist du
bei uns an der richtigen Adresse. Wir werden Arturo Tag und Nacht bewachen, wir
werden ihn nicht aus den Augen lassen, wir werden...«
    Rafael schoß aus seinem Sessel
hoch. Seine Faust krachte auf die Schreibtischplatte. »Auf Arturo kann ich
selbst aufpassen! Da brauche ich keine Hilfe. Wie du weißt, Mavis, bin ich ein
bescheidener Mensch. Und ich sage nur die reine Wahrheit, wenn ich behaupte,
über einen außergewöhnlichen Verstand zu verfügen. Ich bin ein unübertroffener
Pistolenschütze, und meine körperlichen Kräfte finden eine Parallele einzig und
allein in meinen geistigen Kräften. Ich bin also Manns genug, Arturo zu
beschützen.«
    »Na ja, ich wollte dich nicht
kränken. Aber wozu sonst brauchst du unsere Unterstützung?«
    Rafael sank wieder in den
Sessel und brannte sich umständlich einen seiner kohlrabenschwarzen Stumpen an.
»Vergangene Nacht«, sagte er, »um genau zu sein, in den frühen Morgenstunden,
wurde ich von Arturo geweckt. Er hatte gehört, wie sich ein Verdächtiger auf
dem Grundstück in Beverly Hills zu schaffen machte, wo wir uns eingemietet
haben. Ich sollte nachsehen, und das habe ich auch getan.«
    »Und was ist
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