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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen
Autoren: Carter Brown
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am Ende doch noch zum Mann wurde.«
    »Was?« sagte Johnny.
    »Er hat das einzig Ehrenhafte
getan«, sagte Rafael. »Er hat sich erschossen.«
    »Das hab’ ich gern!« erklärte
Johnny empört. »Und nun kann er unsere Aussage vor der Polizei nicht mehr
bestätigen.«
    »Er hat sich erschossen,
nachdem er ein volles Geständnis unterzeichnet hat — und das steckt hier in
meiner Tasche«, sagte Rafael mild. »Es kränkt mich, Johnny, daß Sie mir so einen
Fehler Zutrauen.«
    Johnny lächelte ihn
entschuldigend an. »Ich hätte wissen müssen, daß Sie immer an alles denken«,
sagte er. »Aber wie haben Sie denn Arturo dazu bewogen, sich zu erschießen?«
    Rafael lächelte erneut. »Ich
habe ihn vor eine Alternative gestellt«, sagte er sanft. »Das genügte.«
     
    Es war halb fünf Uhr morgens,
als ich in meine Wohnung schlich, die beiden Musketiere auf den Fersen. Ich
sank in den nächsten Sessel, während Johnny ob des niedrigen Pegels in meiner
Notfallflasche bedauernd das Haupt schüttelte; Rafael nahm die Brille ab, damit
ich den betörenden Blick der verschiedenfarbigen Augen voll genießen könne.
    »Ich fürchtete schon, wir kämen
da überhaupt nicht mehr weg«, sagte ich.
    »Ist ja auch komisch«, sagte
Johnny und verteilte den Rest meines Whiskys peinlich genau auf zwei Gläser,
»man hätte doch meinen sollen , dieser Leutnant Fry
sei einem dankbar. Wir haben den ganzen Fall für ihn gelöst und ihm alles auf
dem Tablett präsentiert. Wir haben ihm sogar einen Toten serviert, von dem er
noch gar nichts wußte — Anderson. Aber ich habe so ein Gefühl — ich weiß nicht,
vielleicht bin ich ja zu sensibel...«
    »Haha!« machte ich.
    Er runzelte die Stirn.
»Vielleicht bin ich wirklich zu sensibel. Aber jedenfalls kam es mir vor, als
sei mir Fry nicht sonderlich gewogen. Was meint ihr beiden?«
    »Ich würde sagen, amigo «, meinte Rafael, »wenn Sie in den nächsten
Tagen eine Anzeige wegen Geschwindigkeitsübertretung erhalten, dann wird dieser
Leutnant es sich angelegen sein lassen, Ihnen dafür fünf Jahre Zuchthaus zu
besorgen!«
    »Immerhin hat er Terry noch
lebend erhalten«, sagte Johnny. »Da kann er wenigstens einen vor Gericht
bringen.«
    »Ich glaube nicht, daß Terry
jemals auf der Anklagebank sitzen wird, amigo «,
sagte Rafael. »Haben Sie sein Gesicht gesehen, als er weggebracht wurde? Bei
dem hat etwas geklickt — er hat den Verstand verloren.«
    »Wie dem auch sei«, sagte
Johnny und reichte Rafael ein Glas, »trinken wir auf unser Wohl.«
    »Salud y Pesetas!« sagte Rafael.
    Ich gähnte laut, aber sie
schienen es nicht zu bemerken.
    »Was unternehmen Sie jetzt?«
fragte Johnny.
    »In vier Stunden fliege ich
zurück in meine Heimat«, sagte Rafael. »Ich muß dem Präsidenten berichten.«
    »Viel Glück«, sagte Johnny.
    »Ich glaube, daß sich alles
einrenken läßt«, meinte Rafael. »Ich nehme eine Abschrift von Arturos
Geständnis mit, und der Präsident ist schließlich kein Narr. Es wird ihm lieber
sein, Arturo ist im Ausland gestorben — als daß er ihn hätte erschießen lassen
müssen.«
    »Ganz meine Meinung«,
pflichtete Johnny bei.
    »Senden Sie mir bitte eine
Rechnung für Ihre Bemühungen, amigo «, sagte
Rafael. »Ich werde dafür sorgen, daß meine Regierung sie auch bezahlt.«
    »Danke, amigo .«
Johnny sah gleich fröhlicher drein. »Ich habe schon darüber nachgedacht, wer
denn nun noch übrig ist, unsere Spesen zu tragen.«
    Rafael strahlte mich an. »Sie
müssen mich jetzt entschuldigen, Johnny«, sagte er. »Aber mir bleibt nur noch
so wenig Zeit, mich von Mavis zu verabschieden.«
    »Ich verstehe«, sagte Johnny.
»Sie müssen gleich weg, damit Sie Ihr Flugzeug noch erreichen und...«
    » Caramba !« donnerte
Rafael. »Nicht ich muß gleich weg, sondern Sie!«
    »Ich?« fragte Johnny unwirsch.
»Einen Augenblick mal — Mavis ist schließlich meine Partnerin, und wir haben
eine Menge Geschäftliches zu besprechen. Wichtige Dinge, die keinen Aufschub
dulden. Und wir müssen sie unter vier Augen besprechen. Tut mir leid, Vega,
aber daran läßt sich nichts ändern.«
    »Sie können morgen oder nächste
Woche in Ihrem Büro unter vier Augen mit ihr reden, solange Sie Lust haben,
Rio«, sagte Rafael kühl. »Aber jetzt werden Sie uns bitte allein lassen, damit
ich...«
    Ich stand mühsam auf und
bedachte beide mit unfreundlichen Blicken.
    »Muß euch leider enttäuschen,
Boys«, sagte ich. »Aber ich bin schon anderweitig verabredet.«
    »Anderweitig verabredet?«
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