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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen
Autoren: Carter Brown
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zur Zeit habe ich meinen Wagen draußen geparkt — in der
Sonne.«
    In diesem Augenblick machte sich
in meiner Magengegend ein flaues Gefühl bemerkbar, das mir schwanen ließ, was
mir dieser Tag noch alles bringen sollte.
     
     
     

2
     
    Wären wir nur zu zweit — und
nicht zu dritt — gewesen, hätte mir die Fahrt sogar Spaß gemacht. Es saß sich
recht angenehm neben Rafael in seinem Thunderbird, und es war ein geradezu
idealer Nachmittag, die Sehenswürdigkeiten abzuklappern; aber mit seiner
Ungeduld verdarb er natürlich alles.
    »Mavis«, sagte er grimmig,
»jetzt ist es halb fünf — und zwei Stunden her, seit wir aus eurem Büro
weggefahren sind. Aber die Leiche sind wir immer noch nicht los.«
    »Na ja«, verteidigte ich mich,
»du wolltest ja nicht auf meinen Rat hören!«
    »Auf dem Hollywood Freeway anhalten, den Leichnam vor den Wagen legen und ein
paarmal drüberfahren, damit es nach einem Unfall aussieht«, knurrte er. »Das
soll ein guter Rat gewesen sein?«
    »Es hätte schon geklappt«,
meinte ich, »wenn der Verkehr nicht zufällig so dicht gewesen wäre. Das mußt du
doch zugeben, oder?«
    »Gewiß«, antwortete er. »Und
die Polizei sieht es ja auf den ersten Blick, wenn jemand einem Verkehrsunfall
zum Opfer gefallen ist — die Kugel im Kopf beweist es einwandfrei!«
    »Jetzt suchst du in den
Krümeln«, sagte ich beleidigt. »Aber wenn dir diese Idee schon nicht behagte,
was war denn an dem anderen Vorschlag faul?«
    Rafael schüttelte sich. »Du
meinst Grauman’s Chinese Theater ?«
    »Ich habe dir ja erklärt, daß
es ein weithin berühmtes Theater ist«, sagte ich. »Alle großen Stars verewigen
sich dort — mit Fußabdrücken im Zement, für alle Zeiten. Und mein Vorschlag war
ganz ausgezeichnet.«
    »Damit ich dir nicht
nachträglich unrecht tue«, meinte Rafael mit leicht belegter Stimme. »Wir
sollten vor dem Theater halten, und ich sollte die Leiche zu den Zementplatten
tragen?«
    »Und ein paar passende Abdrücke
heraussuchen und den Toten hineinstellen«, ergänzte ich. »Es wäre ein
Kinderspiel gewesen.«
    »Und jeder hätte ihn für einen
neuen Filmstar gehalten, der die Füße nicht schnell genug aus dem Zement
gezogen hat.« Rafaels Stimme bebte. » Santa Maria !«
    Er bog nach rechts auf den
Sunset Boulevard ein, und ein paar Minuten lang schwieg ich, weil er über
irgend etwas recht verärgert schien.
    »Wenn du diese Richtung
beibehältst, landen wir genau dort, wo wir hergekommen sind«, erklärte ich ihm
schließlich.
    »In eurem Büro, eben«, sagte
er. »Ich glaube, es ist doch besser, wenn ich die Sache allein erledige.«
    »Augenblick!« sagte ich
energisch. »Wir haben eine Abmachung getroffen, Rafael, die kannst du jetzt
nicht plötzlich brechen.« Schließlich konnte ich Johnny nicht sagen, daß ich
einen guten Kunden einfach wieder laufen ließ, denn nichts regt Johnny mehr auf
als entgangenes Honorar.
    »Hast du vielleicht einen neuen
Vorschlag, Mavis?« erkundigte Rafael sich sarkastisch.
    »Darauf kannst du dich
verlassen«, sagte ich. »Wir fahren jetzt hinaus zu den Pacific Palisades .«
    »Ich habe aber nicht den Wunsch
nach weiteren Sehenswürdigkeiten«, brummte er.
    »Okay«, meinte ich. »Wenn du
den Toten behalten willst, dann ist das deine Sache. Du kannst ja den Leuten
erzählen, er sei ein Souvenir aus Los Angeles — oder so.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
»Meinetwegen«, sagte er dann. »Wir fahren zu den Palisades ,
und dort wird sich herausstellen, ob dein neuer Einfall besser ist als die
vorangegangenen. Wenn nicht...« Er überlegte einen Augenblick. »Dort sind wir
doch am Meer, nicht wahr?«
    »Gewiß«, sagte ich. »Wo sonst?«
    » Bueno !«
Die Aussicht schien ihm zu behagen. »Dann werde ich dich, falls dein Vorschlag
nichts taugt, darin ertränken.«
    Wir brauchten etwa eine halbe
Stunde bis zu den Palisades . Ich zeigte
Rafael, wo er den Highway verlassen mußte. Er folgte meinen Weisungen, dann
stellte er den Motor ab und sah mich an. »Und?«
    »Wenn du dich umsiehst, Vega«,
sagte ich, »wirst du einiges bemerken. Der Strand liegt hier tiefer als die
Straße, und außerdem ist er völlig menschenleer.«
    »Und?« wiederholte er
begriffsstutzig.
    »Nun nimm schon den Toten aus
dem Kofferraum und leg ihn in den Sand«, sagte ich. »Niemand kann dich dabei
beobachten. Dann steigst du einfach wieder ein, und wir fahren weg.«
    Er hielt Umschau. »Ich kann’s
gar nicht fassen«, knurrte er. »Was du sagst, klingt wirklich
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