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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria
Autoren: Sandra Dageroth
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Paar mitgeben, wenn Sie mir Ihre Lieblingsfarben verraten. Oder war das Ihre einzige Nacht in unserem beschaulichen Örtchen?"
    Silvana war versucht, mit den Augen zu rollen. 'Beschaulich' war genau das Wort, das sie neben 'idyllisch' und 'verträumt' am wenigsten mit einem Ort in Verbindung bringen wollte, in dem sie
leben
sollte …
    Corrie bedachte ihre Freundin mit einem mahnenden Blick, bevor sie Mrs. Phenoms Lächeln unverbindlich erwiderte. "Das entscheiden wir nachher spontan, würde ich sagen. Könnten Sie uns denn vielleicht verraten, wo man am besten entlanggeht, um sich Woodmoore in all seinen Facetten ansehen zu können?"
    Keine Stunde später spazierten Corrie und Silvana in ihre dicken Jacken gehüllt durch die ruhigen Gassen von Woodmoore. Zuerst folgten sie dem kleinen Bach, der sich durch den östlichen Teil des Ortes zog und den verschiedene, unbekannte Künstler mit ihren Skulpturen am oder direkt im Lauf zu verschönern gesucht hatten. Mit manchen war es ihnen sogar gelungen.
    Sie passierten dabei auch eine der insgesamt drei Kirchen von Woodmoore; diese hier war im 12. Jahrhundert erbaut worden. Trotz des depressiv-grauen Winterhimmels entschlossen sich die beiden Freundinnen, einen kurzen Blick auf den Friedhof zu werfen und waren überrascht über die liebevoll gestalteten Gräber, unter denen kaum eines ohne Skulptur war - sie fanden Engel, betende Hände, Herzen und sogar eine Gruppe kleiner Marmorhasen, die an jeder der vier Ecken der schmalen Begräbnisstätte wachten.
    Bisher waren ihnen nur zwei ältere Damen begegnet, die sie freundlich gegrüßt hatten, obwohl sie sie nicht kannten. Corrie hatte Silvana nach der zweiten Frau herausfordernd angestoßen. "Na, glaubst du, die haben die Fackeln in ihren Einkaufstaschen versteckt? Oder die Mistgabeln unter dem Mantel? Pass auf, hinter der nächsten Ecke erwarten uns bestimmt die Männer, und die Frauen waren nur das Ablenkungskommando, um uns in Sicherheit zu wiegen."
    "Wahrscheinlich", stimmte Silvana zu und verzog missmutig das Gesicht.
    Aber nichts geschah. Sie setzten ihren Weg in Richtung Ortsmitte alleine und unbehelligt fort.
    Als sie die Fußgängerzone erreichten, die zum Marktplatz führte, wurde das Treiben schon etwas geschäftiger. Hausfrauen mit ihren Einkäufen eilten durch die Straßen, ältere Paare und Schulkinder bummelten an den Schaufenstern der Läden vorbei und vor einem kleinen Café, das scheinbar auch als Pub fungierte, saßen ein paar Männer mit Kaffeetassen und Sandwiches. Niemand warf ihnen forschende, oder, wie Silvana befürchtet hatte, feindselige Blicke zu. Vermutlich hielt man sie für harmlose Touristen.
    Corrie sprang unterdessen um Silvana herum wie ein junger Hund und zog sie von einem Laden zum nächsten, weil sie überall etwas entdeckte, das ihr gefiel. Und es dauerte nicht allzu lange, da hatte sie es geschafft, Silvana mit ihrem Enthusiasmus anzustecken. Auch wenn sie sich ab und an noch etwas unbehaglich umblickte …
    In einem Laden gab es nur Seife und Badekugeln in nahezu allen Duftrichtungen, direkt daneben befand sich ein Wollstübchen, das wundervolle Plaids und Kissenhüllen anbot. Und wieder ein Haus weiter, wurden alle erdenklichen Süßwaren angeboten, von Schokolade bis Zuckerlinsen. Außerdem gab es Blumen zu kaufen, Obst und Gemüse in einem winzigen Lädchen mit bunter Markise über dem Eingang, direkt daneben war die Post und schließlich standen die beiden Freundinnen auf dem Marktplatz. Um diesen hatten sich der Pub, bei dem sie gestern nach dem Weg gefragt hatten, sowie weitere Cafés und schließlich auch die Pommesbude angesiedelt.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes führte ein Kiesweg durch ein Eisentor in Woodmoores Park und Corrie steuerte mit Silvana im Schlepptau als Nächstes darauf zu. "Ist im Sommer bestimmt richtig schön hier", stellte Corrie fest und ließ ihren Blick zu den entlaubten Blutbuchen emporwandern.
    "Jetzt ist es ein bisschen trostlos", stimmte Silvana zu.
    "Ist im Winter fast alles draußen. Besonders wenn es regnet und nicht alles unter einer dicken weißen Decke versunken ist."
    "Die in den Städten meistens schon schwarz ist, wenn sie noch vom Himmel fällt."
    "Das kann dir hier vermutlich nicht passieren." Corries Blick wanderte in die Ferne. "Ist bestimmt toll, hier durch die Felder zu gehen, wenn es geschneit hat."
    "Du kannst ja mal jemanden hier fragen, ob du damit in den nächsten Wochen noch rechnen kannst."
    Corrie winkte ab.
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