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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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Courte-Cuisse, Bonnébault, Godain, Tonsard, seine Töchter, seine Frau, Vater Fourchon, Vaudoyer und mehrere Tagelöhner beim Abendbrot in der Schenke; der Mond schien und es herrschte Frost, so daß der Boden festgefroren war. Der erste Schnee war weggetaut; daher ließen die Schritte eines Mannes auf dem Felde keine jener Spuren zurück, mittels welcher man in ernsten Fällen schließlich Indizien von Verbrechen herausbekommt.
    Sie aßen ein Ragout, das aus Hasen hergestellt worden war, die man mit Schlingen gefangen hatte. Man lachte, man trank; es war der Tag nach der Hochzeit der Godain, die man in ihr Heim bringen mußte. Ihr Haus war nicht weit von dem Courte-Cuisses entfernt. Wenn Rigou einen Arpent Land verkaufte, lag es stets isoliert und in der Nähe des Waldes. Courte-Cuisse und Vaudoyer hatten ihre Büchsen bei sich, um die Neuvermählten heimzugeleiten. Das ganze Land war eingeschlafen, nicht ein Licht zu sehen. Nichts war wach als diese Hochzeit, auf der man nach bestem Können Lärm machte. Da trat die alte Bonnébault ein: alles blickte sie an. »Die Frau,« sagte sie Tonsard und ihrem Sohn ins Ohr, »will, scheints, niederkommen. Er hat eben sein Pferd gesattelt und will den Doktor Gourdon aus Soulanges holen.«
    »Setzt Euch, Mutter,« sagte Tonsard zu ihr, räumte ihr seinen Platz am Tisch ein und legte sich auf eine Bank schlafen.
    In dem Moment hörte man den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes, das auf der Straße hinjagte. Tonsard, Courte-Cuisse und Vaudoyer eilten schnell hinaus und sahen Michaud durchs Dorf reiten.
    »Wie er seine Sache versteht!« sagte Courte-Cuisse, er ist längs des Perrons heruntergekommen und reitet über Blangy, das ist der sicherste Weg...«
    »Ja, aber er wird Monsieur Gourdon bei sich haben,« sagte Tonsard.
    »Er wird ihn vielleicht nicht antreffen,« warf Courte-Cuisse ein, »man erwartete ihn in Conches der Postmeisterin wegen, die zu dieser Stunde alles auf den Kopf stellt!«
    »Dann wird er aber die Hauptstraße von Soulanges nach Conches nehmen, das ist der kürzeste Weg.«
    »Das ist für uns der sicherste,« sagte Courte-Cuisse, »in diesem Augenblick scheint der Mond hübsch hell; auf der Hauptstraße gibt's keine Wächter wie in den Wäldern. Man hört weit; und da wo die Pavillons hinter den Hecken an den kleinen Wald stoßen, könnte man auf einen Menschen von hinten, wie auf einen Hasen, auf fünfhundert Schritte zielen...«
    »Es wird halb zwölf sein, wenn er dort vorbeikommt,« sagte Tonsard; »er wird 'ne halbe Stunde brauchen, um nach Soulanges zu kommen, und eben so viel zur Rückkehr ... Ei, meine Kinder, wenn Monsieur Gourdon unterwegs wäre ...«
    »Mach dir doch keine Sorge,« sagte Courte-Cuisse, »ich werde zehn Minuten von dir entfernt stehen, auf dem direkten Wege von Blangy nach Soulanges, Vaudoyer wird zehn Minuten von dir nach Conches zu stehen, und wenn jemand kommt, ein Postwagen, die Briefpost, die Gendarmen, kurz, wer's sein möge, geben wir einen Schuß in die Erde ab, einen gedämpften Schuß!«
    »Und wenn ich ihn verfehle? ...«
    »Er hat recht,« sagte Courte-Cuisse. – »Ich bin ein besserer Schütze als du. Vaudoyer soll mit dir gehen. Bonnébault wird mich ersetzen, wird einen Schrei ausstoßen, der läßt sich besser vernehmen und ist weniger verdächtig.«
    Alle drei gingen wieder hinein; die Hochzeit wurde weiter gefeiert. Nur um elf Uhr gingen Vaudoyer, Courte-Cuisse, Tonsard und Bonnébault mit ihren Flinten hinaus, ohne daß eines der Weiber acht darauf gab. Sie kamen übrigens dreiviertel Stunden später wieder zurück und beschäftigten sich bis ein Uhr morgens mit Trinken. Tonsards beide Töchter, ihre Mutter und die Bonnebault hatten den Müller, die Tagelöhner und die beiden Bauern wie Fourchon so lange trinken lassen, bis sie sich auf den Fußboden langgelegt hatten und, als die vier Gäste aufbrachen, schnarchten. Bei ihrer Rückkehr schüttelten sie die Schläfer, die sie jeden an seinem Platze fanden.
    Während diese Orgie ihren Lauf nahm, war Michauds Haus in tödlichster Aufregung. Olympe hatte falsche Wehen gehabt und ihr Gatte war in der Meinung, daß sie niederkäme, auf der Stelle und in aller Hast fortgeritten, um den Arzt zu holen. Die Schmerzen der armen Frau ließen aber nach, sowie Michaud draußen war; denn ihr Geist beschäftigte sich so sehr mit den Gefahren, die ihr Ehemann zu dieser vorgerückten Stunde in einem feindlichen Lande voll entschlossener Taugenichtse laufen konnte, daß die
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