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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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Bäume, die ich heute früh von der Schloßterrasse aus gesehen habe, und die mich hierher gezogen haben, um nach der Ursache dieses Phänomens zu suchen. Die Würmer rühren sich, es sind aber Ihre Bauern, die aus dem Holz herauskommen!«
    Der Wächter stieß einen Fluch aus und lief, von Blondet gefolgt, zur Gräfin zurück, die er bat, seine Frau mit sich zu nehmen. Er nahm Josephs Pferd, den er zu Fuß nach dem Schlosse zurückgehen ließ, und verschwand mit äußerster Schnelligkeit, um dem Weibe, das seinen Hund eben getötet hatte, den Weg abzuschneiden und sie mit einer blutigen Hippe und dem Werkzeug, mit dem sie die Einschnitte in die Stämme machte, zu überraschen.
    Blondet setzte sich zwischen die Gräfin und Madame Michaud und erzählte ihnen Prinzens Ende und die traurige Entdeckung, die es verursacht hatte.
    »Mein Gott, sagen wir's dem General, ehe er frühstückt,« rief die Gräfin, »ihn könnte sonst vor Zorn der Schlag rühren!...«
    »Ich werde ihn vorbereiten,« sagte Blondet.
    »Sie haben den Hund umgebracht...« sagte Olympe und wischte ihre Tränen ab.
    »Sie liebten also den armen Windhund sehr, meine Gute,« sagte die Gräfin, »weil Sie ihn so beweinen?«
    »Ich denke an Prinz nur als an eine unheilvolle Vorbedeutung; ich zittre, daß meinem Manne ein Unglück zustößt!«
    »Wie haben sie uns diesen Morgen verdorben!« sagte die Gräfin, indem sie auf entzückende Weise den Mund verzog.
    »Wie sie das Land verderben!« antwortete die junge Frau traurig.
    Sie trafen den General am Tore.
    »Woher kommen Sie denn?« fragte er.
    »Sie sollen's erfahren,« antwortete Blondet mit geheimnisvoller Miene und ließ Madame Michaud, deren Traurigkeit den Grafen befremdete, aussteigen.
    Einen Augenblick später standen der General und Blondet auf der Terrasse vor den Gemächern.
    »Sie sind wohl mit genügend moralischem Mute versehen, Sie werden nicht in Zorn geraten, nicht wahr?«
    »Nein,« antwortete der Graf, »aber kommen Sie zur Sache, oder ich glaube, Sie wollen sich über mich lustig machen.«
    »Sehen Sie dort die Bäume mit abgestorbenem Laubwerk?«
    »Ja.« »Sehen Sie die, welche sich verfärben?«
    »Ja.«
    »Nun gut; all die abgestorbenen Bäume sind von jenen Bauern vernichtet worden, die Sie durch Ihre Wohltaten gewonnen zu haben glaubten.«
    Und Blondet erzählte, was sie am Morgen erlebt hatten.
    Der General war so bleich, daß Blondet erschrak.
    »Nun, fluchen Sie, poltern Sie los, geraten Sie außer sich!... Wenn Sie alles still hinterschlucken, so kann Ihnen das noch mehr schaden als der Zorn.«
    »Ich will rauchen!« sagte der Graf und ging in seinen Kiosk.
    Während des Frühstücks kam Michaud zurück; er hatte niemanden finden können. Der vom General herbeibefohlene Sibilet erschien auch.
    »Monsieur Sibilet und Sie, Monsieur Michaud, machen Sie vorsichtig im Lande bekannt, daß ich dem tausend Franken geben will, der mir hilft, die in flagranti zu erwischen, die mir meine Bäume so vernichten. Man muß das Werkzeug kennenlernen, dessen sie sich bedienen, muß erfahren, wo es gekauft ist, und ich habe meinen Plan.«
    »Die Leute verkaufen sich nie,« antwortete Sibilet, »wenn es sich um Verbrechen handelt, die zu ihrem Nutzen und mit Vorbedacht ausgeführt werden; denn man kann nicht leugnen, daß diese teuflische Erfindung überlegt und berechnet ist.«
    »Ja, aber tausend Franken bedeuten für sie ein oder zwei Arpent Ackerland.«
    »Wir wollen's versuchen,« sagte Sibilet; »bei fünfzehnhundert stehe ich dafür, einen Verräter zu finden, besonders wenn man ihm Verschwiegenheit zusichert.« »Aber wir wollen tun, als ob wir nichts wüßten, ich vor allem. Es ist viel besser, wenn Sie das alles ohne mein Wissen entdeckt haben; sonst werden wir Opfer eines Schwindels. Diesen Räubern muß man mehr mißtrauen als dem Feinde in Kriegszeit.«
    »Aber das ist ja der Feind!« sagte Blondet.
    Sibilet sah ihn mit dem versteckten Blick eines Menschen an, der die Tragweite dieses Wortes verstand, und ging hinaus.
    »Ich liebe Ihren Sibilet nicht,« fuhr Blondet fort, als er ihn das Haus hatte verlassen hören, »er ist ein falscher Kerl.«
    »Bis jetzt gibt's nichts gegen ihn einzuwenden,« antwortete der Graf.
    Blondet zog sich zurück, um Briefe zu schreiben. Er hatte den unbekümmerten Frohsinn seines ersten Aufenthalts verloren; er war unruhig und sorgenvoll. Er hatte nicht Vorahnungen wie Madame Michaud, er sah vielmehr das sichere Eintreten von Unglücksfällen voraus.
    Er
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