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Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)

Titel: Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Autoren: Honoré de Balzac
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die Mademoiselle Laguerre unter ihnen hat einreißen lassen, auch Sie mit einigen Flintenkugeln bedenken wird ... Uebrigens kann ich hier nichts mehr tun, sie mißtrauen mir mehr als Ihren Wächtern.« Der Graf entlohnte den Spion, er fuhr fort und seine Abreise rechtfertigte den Argwohn der an Michauds Tode Beteiligten.
    Als der General zu seiner Familie und seinen Gästen zurück in den Salon kam, sah man auf seinem Gesichte Spuren einer so lebhaften und so tiefen Erregung, daß seine beunruhigte Frau ihn fragte, was er eben gehört habe.
    »Liebe Freundin, ich möchte dich nicht erschrecken, und doch ist es gut, wenn du folgendes erfährst: Michauds Ermordung ist ein indirekter Rat, den man uns gibt, das Land zu verlassen! ...«
    »Nie,« sagte Monsieur de Troisville, »würd ich's verlassen. Solche Schwierigkeiten, doch in anderer Form, hab' ich in der Normandie auch gehabt; ich bin fest geblieben, jetzt geht alles gut.«
    »Herr Marquis,« sagte der Unterpräfekt, »die Normandie und Burgund sind zwei sehr verschiedene Länder. Die Früchte des Weinbergs machen das Blut heißer als die des Apfelbaums. Wir kennen die Gesetze und das Prozeßverfahren nicht so gut, und sind rings von Wäldern eingeschlossen; die Industrie hat uns noch nicht gewonnen; wir sind wild ... Wenn ich dem Herrn Grafen einen Rat zu geben hätte, so wäre es der, seine Besitzung zu verkaufen und in Renten anzulegen; er wird seine Einkünfte verdoppeln und nicht die mindeste Sorge haben. Wenn er das Landleben liebt, mag er in der Umgebung von Paris ein ebenso schönes Schloß wie Les Aigues mit einem mauerumgebenen Park kaufen, den niemand betreten kann, und wird nur Höfe besitzen, die an Leute verpachtet sind, welche im Wagen kommen und ihn mit Banknoten bezahlen. Er wird uns nicht ein einziges Protokoll im Jahre aufnehmen lassen ... in drei oder vier Stunden kann er kommen und gehen ... Und Monsieur Blondet und der Herr Marquis werden uns nicht so oft fehlen, Frau Gräfin ...«
    »Ich vor den Bauern zurückweichen, der ich nicht einmal vor der Donau zurückgewichen bin?«
    »Ja, aber wo sind Ihre Kürassiere?« fragte Blondet.
    »Eine so schöne Besitzung! ...«
    »Sie wird Ihnen heute mehr als zwei Millionen einbringen!«
    »Das Schloß allein muß soviel gekostet haben.«
    »Eine der schönsten Besitzungen, die es auf zwanzig Meilen in die Runde gibt,« sagte der Unterpräfekt; »doch in der Nachbarschaft von Paris werden Sie etwas Besseres finden!«
    »Wieviel Rente hat man mit zwei Millionen?« fragte die Gräfin.
    »Heute etwa achtzigtausend Franken,« antwortete Blondet.
    »Alles in allem bringt Les Aigues nicht mehr als dreißigtausend Franken ein,« sagte die Gräfin. »Noch dazu haben Sie in diesen Jahren ungeheure Ausgaben gehabt, Sie haben die Wälder mit Gräben umgeben ...«
    »Man bekommt heute,« sagte Blondet, »in der Umgebung von Paris für viermalhunderttausend Franken ein königliches Schloß. Man kauft die Lusthäuser anderer.«
    »Ich glaubte, Sie hingen an Les Aigues?« fragte der Graf seine Frau.
    »Fühlen Sie denn nicht, daß ich tausendmal mehr an Ihrem Leben hänge?« erwiderte sie. »Im übrigen ist mir seit dem Tode meiner armen Olympe und seit Michauds Ermordung das Land hier verhaßt geworden. Alle Gesichter, denen ich begegne, scheinen mir einen finsteren oder drohenden Ausdruck zu tragen.«
    Am folgenden Abend wurde der Unterpräfekt in Monsieur Gaubertins Salon in Ville-aux-Fayes mit folgenden Worten empfangen, die der Bürgermeister zu ihm sagte:
    »Nun, Monsieur des Lupeaulx, Sie kommen von Les Aigues?«
    »Ja,« antwortete der Unterpräfekt mit leisem Triumph in den Mienen und Mademoiselle Elise einen zärtlichen Blick zuwerfend, »ich fürchte sehr, daß wir den General verlieren werden; er will seine Besitzung verkaufen ...«
    »Monsieur Gaubertin, ich lege Ihnen meinen Pavillon ans Herz ... ich halte es nicht mehr aus in diesem Lärm und diesem Staub in Ville-aux-Fayes. Wie ein armer Vogel im Käfig wittere ich die Feldluft und den Waldduft von ferne,« sagte Madame Isaure mit ihrer schmachtenden Stimme und mit halb geschlossenen Augen. Dabei legte sie den Kopf auf ihre linke Schulter und drehte nachlässig die langen Ringellocken ihrer blonden Frisur.
    »Seien Sie doch vorsichtig, Madame!« erwiderte ihr Gaubertin mit leiser Stimme, »mit Ihren Indiskretionen werd' ich den Pavillon nicht kaufen.«
    Dann, sich an den Unterpräfekten wendend: »Man kann also noch immer nicht die Urheber des an der
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