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syrenka

syrenka

Titel: syrenka
Autoren: Elizabeth Fama
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packte. Unerbittlich hielt er sie fest, während sich das Wasser mit starker Strömung zurückzog und an Hesters Kleidern zerrte. Dann stand sie schon wieder auf den Beinen, seine Arme fest um ihre Hüfte.
    Sie sah zur Treppe. Ihr Rucksack war verschwunden. Panisch glitt ihr Blick im bläulichen Licht der bevorstehenden Dämmerung hin und her, bis sie den Rucksack im Wasser treiben sah – Richtung offenes Meer. Damit wäre das Journal verloren!
    Hester stieß Ezra von sich und lief dem Journal durch die wilde Brandung hinterher, ins Meer hinein.
    »Hester!«, schrie Ezra. Er konnte ihr nicht folgen. Sein Fluch fesselte ihn an den Strand.
    Mit einem Sprung war Hester bei ihrem Rucksack und schob ihren Arm durch einen Gurt. Sie kam auf die Füße und arbeitete sich ein Stück Richtung Ufer zurück, bis eine neue Welle sie einholte. Die Woge überflutete sie, zog ihr die Füße weg und tauchte sie unter. Noo´kas wollte alles: das Journal, Hester – und ihre Lieblingstrophäe Ezra.
    Die Welle zog Hester nach hinten. Hester fasste in den Grund unter ihrem Körper und versuchte sich gegen den wirbelnden Sog des Wassers zu stemmen. Dann kam die nächste Welle und schob sie ein kleines Stück Richtung Strand. Sie versuchte auf die Füße zu kommen, aber bevor sie sich aufrichten konnte, strauchelte sie und wurde unter Wasser vorangewälzt. Als sie wieder auftauchte, erblickte sie Ezra. Er stand knietief im Wasser und streckte die Hand nach ihr aus. Hester richtete sich auf und versuchte das letzte Stück zu ihm zu laufen. Aber das brodelnde Wasser hinderte sie daran. Bis die nächste Welle heranrollte. Hester wurde umgeworfen und fiel vornüber.
    Ein Paar kräftige Hände fassten sie unter die Achseln und zerrten Hester Richtung Strand. Es war Ezra. Wenigstens mit dem Oberkörper war Hester auf sein Gebiet gefallen. Er zog sie aus dem Wasser heraus und trug sie ohne Mühe an Land.
    Nach wenigen Schritten aber begann er schwächer zu werden. Er wankte, schien allen Willen aufbringen zu müssen, um die Steilküste, wo sich Meer und Land berührten, zu erreichen. Dort brach er schließlich zusammen – Hester noch immer auf den Armen. Das Meer tobte derart unter der Sturmflut, dass die Ausläufer der Wellen trotz der Entfernung an ihnen leckten.
    »Ezra«, stammelte Hester.
    Ezra hielt sich die Brust. »Nimm es weg, bitte«, flehte er.
    Hester wusste, dass er das Journal meinte. Es befand sich in ihrem Rucksack – zu nahe bei ihm. Er hatte Hester gerettet und sich dadurch dem Werkzeug seines Todes ausgeliefert.
    Sie küsste ihn. »Es tut mir so leid«, sagte sie und ihr Hals wurde eng und schmerzte. Sie begann zu weinen, während sie den Rucksack öffnete und das Journal herausnahm.
    »Vor vielen Jahren hat Syrenka einen Fehler begangen, indem sie sich in einen Sterblichen verliebte und dessen Seele bannte – deine.« Hester drückte das Journal an ihre Brust. In ihrem Gesicht mischten sich heiße Tränen mit Regen. Sie musste diese Sache hinter sich bringen, bevor sie der Mut verließ. »Und nun mache ich ihren Fehler wieder gut – ebenfalls aus Liebe zu dir.«
    Sie drückte einen Kuss auf das Journal. Er stieß einen markerschütternden Schrei aus, als sie ihm das Buch in die Hand gab.
    Dann warf sie sich auf ihn. »Vergib mir«, schluchzte sie.
    »So lange habe ich auf dich gewartet«, flüsterte er.
    »Ich weiß. Ich auch auf dich.«
    Sie richtete sich wieder auf. Ein Blutfleck hatte sich unter seinem weißen Hemd gebildet. Durch das nasse Leinen war er aquarellartig zerlaufen.
    Hester knöpfte das Hemd auf. Die kleine Wunde war aufgesprungen und blutete. Die lange Narbe von seinem Brustbein abwärts aber war noch geschlossen. Hester befühlte die kleinere Wunde vorsichtig. Es war ein glatter Schnitt von einem Messer. Als sie die Verletzung berührte, fühlte Hester den Schmerz in ihrem eigenen Herzen. An dieser Wunde also war Ezra vor langer, langer Zeit gestorben.
    Sein Atem wurde flach und schnell. Sanft strich Hester ihm ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Warum wolltest du dein Leben nicht mit mir verbringen?«, brachte er keuchend hervor. Seine Haut war nun aschgrau. Bis zu diesem Moment hatte Hester ihn noch nie anders als vollkommen gesund gesehen.
    »Oh, Ezra«, murmelte Hester unter Tränen. »Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir uns niemals trennen müssen.« Sie küsste zärtlich seine Schläfen und fühlte dabei an den Lippen, wie kalt seine Haut war. Sie küsste seine perfekten
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