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syrenka

syrenka

Titel: syrenka
Autoren: Elizabeth Fama
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lächelte, sorgsam darauf achtend, ihre Zähne nicht zu zeigen.
    »Kwe«, sprach sie ihn in seiner Sprache, auf Wampanoag an.
    »Kwe«, flüsterte er zurück.
    Sie versuchte ihre Stimme sanft und leise klingen zu lassen, unbedrohlich. »Es tut mir leid. Ich habe dein Netz zerstört.«
    Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Er war nicht zornig. Sie sah, wie er schluckte.
    »Das ist das schönste Kanu, das ich je gesehen habe«, sagte sie und ließ ihre Finger über den Rumpf gleiten, während sie seitlich daran entlangschwamm.
    »Danke«, antwortete er. Und dann schien ihm etwas einzufallen. Vielleicht, dass er einen Knüppel hatte und einen Bogen und dass er der älteste Sohn des Häuptlings war.
    »Wer bist du?«, wollte er von ihr wissen.
    »Ich bin Syrenka. Und du bist Pukanokick.«
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    Sie war ihm noch nie so nahe gewesen. Die Muskeln an seinem Unterarm entspannten sich, als er nun seine Faust öffnete. Ihre Augen glitten seinen Arm entlang zu seiner Schulter hinauf, zu seinem starken Kinn, zu seiner breiten Nase und seinem festen Blick.
    »Ich habe dich gesehen. Beim Fischen. Ich habe gehört, wie andere deinen Namen gerufen haben. Ich folge dir mit den Augen. Und ich lausche.«
    »Warum folgst du mir?«
    Ihre Hand fuhr über die Kante des Boots. »Du bist noch nicht bereit für meine Antwort.«
    Er stand auf, mühelos das Kanu im Gleichgewicht haltend. »Doch, das bin ich.«
    Sie begann mit dem Schwanz zu schlagen, vorsichtig und gleichmäßig, um ihn nicht nass zu spritzen, und hob auf diese Weise ihren Oberkörper wie ein Delfin aus dem Wasser, bis sie miteinander auf Augenhöhe waren. Syrenka reckte den Arm und streichelte seine Wange. Ohne auch nur einen Augenblick zurückzuzucken, ließ er ihre Berührung geschehen.
    »Noo´kas sagt, ich muss dir Zeit geben. Du musst dich an mich gewöhnen. Du bist noch zu jung«, gab sie die Worte wieder.
    »Ich bin ein Mann.« Sein Atem stockte, als sie der Linie seines Kinns mit dem Finger folgte.
    Er hob das Kinn. »Wer ist Noo´kas? Wer stellt mich infrage?«
    »Noo´kas ist die Mutter des Meeres. Ich muss ihr gehorchen.«
    Pukanokicks Augen wurden groß. »Squauanit! Willst du mir sagen, Squauanit denkt, ich sei noch kein Mann – die Hexe des Meeres, die den Sturm geschickt hat, der den Vater meiner Mutter getötet hat?«
    »Schhhh«, machte Syrenka und legte den Finger auf seine Lippen. Ihre Nägel waren lang und scharf, aber sie selbst war sehr sanft.
    Dann sank sie ins Wasser zurück und schwamm davon.
    »Komm zurück!«
    Fast hätte sie den gedämpften Schrei nicht gehört. Überrascht hielt sie inne. Ein Gefühl der Hoffnung ließ ihre Haut prickeln.
    Sie drehte um, schwamm zurück und tauchte im Schatten des Bootes, in dem Pukanokick kniete, einige Male hin und her. Sie brauchte Zeit. Zeit zum Nachdenken. Zeit, um ruhig zu werden. Um eine kluge Wahl zu treffen.
    Er wartete. Und seine Geduld ermutigte sie.
    Sie tauchte auf. »Du hast recht. Noo´kas ist eine Hexe. Im Lauf des endlosen Wechsels der Jahreszeiten ist sie hässlich geworden. Sie wird ewig leben. Aber sie wird niemals mehr schön sein. Sie hat ihre Zeit vertan. Was weiß sie schon? Ich muss selbst für mich entscheiden.«
    Pukanokick stützte seine Unterarme auf den Rumpf des Kanus und lehnte sich so weit vor, dass sein schwarzes Haar beinahe ins Wasser tauchte. Wieder stellte er ihr seine Frage, dieses Mal jedoch mit milder Stimme: »Warum folgst du mir?«
    Sie hob ihr Gesicht nahe an das seine heran. »Ich folge dir, weil ich dich liebe.«
    Sie drückte ihre Lippen auf seinen Mund. Warmer Atem entstieg ihm. Er schlang seine Arme um sie und küsste sie. Seine Lippen erschienen auf ihrer Haut geradezu heiß, doch stark und sanft. In Syrenka stieg ein Verlangen nach seiner Berührung auf, das sie nicht länger unterdrücken konnte.
    Ohne dass das Kanu kippte, verlor Pukanokick das Gleichgewicht. Von Syrenkas Armen umfangen, fiel er ins Wasser. Augenblicklich ließ sie ihn los. Er konnte schwimmen – das hatte sie oft gesehen –, und lachend kam er wieder an die Oberfläche. Sie schwamm zu ihm. Er küsste sie erneut, und gemeinsam tauchten sie unter. Sie bemerkte, dass er den Gürtel seiner hirschledernen Hose löste. Dann schwamm er wieder nach oben, um Atem zu holen.
    Syrenka tauchte ebenfalls auf und sah, dass der Sonnenaufgang den Himmel rosa, violett und blau färbte wie am allerersten Tag.
    Pukanokick streichelte ihre Wange. »Ich will nackt sein, hier im
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