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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter
Autoren: K. H. Scheer
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Luftreibungswiderstands war wieder einmal gut bewältigt worden.
    Die Fähre war ein Versorgungsschiff vom SPACE- SHUTTLE- Typ; ein Lastentransporter nach dem Billig-Prinzip. Shuttles die ser Art waren Ende der siebziger Jahre erstmals mit Erfolg erprobt worden.
    Man startete sie noch immer im Huckepack-Verfahren auf dem Rücken eines Trägerkörpers, der in etwa siebzig Kilometer Höhe seinen Brennschluß erreichte und im aerodynamischen Flug zum Einsatzhafen zurückkehrte. Dort landete die geflügelte Trägerrakete nach Flugzeugart, wurde aufgetankt und konnte erneut verwendet werden.
    Ihre Last jedoch, die eigentliche Versorgungseinheit, eilte mit Hilfe ihrer internen kernchemischen Atomstrahltriebwerke weiter bis zur Orbitbahn einer zu versorgenden Raumstation, flog ein Anpassungsmanöver und entlud ihre Güter.
    Unsere Fähre hatte dreihundertfünfundachtzig Tonnen Nachschub zur Raumstation SCOUT I gebracht. Darunter waren hundert Tonnen Frischwasser und siebzig Tonnen Flüssigsauerstoff gewesen.
    Das Huckepack-Verfahren wurde neuerdings von vielen Experten abgelehnt. Sie bezeichneten es als vorsintflutliches Unterfangen und verwiesen auf das längst begonnene Zeitalter der ausgereiften kernchemischen und fusionswilligen Kernstrahltriebwerke.
    Wir hatten es Relings Intervention zu verdanken, daß die GWA-eigenen und auch die anderen US-Raumstationen nach wie vor von SPACE-SHUTTLES versorgt wurden.
    Ihre Startraketen arbeiten mit ungefährlichen chemischen Brennstoffen. Die Shuttles selbst zündeten erst weit jenseits der dichten Lufthülle die Kernbrennkammern. Radioaktive Überreste, die trotz der Absorber hier und da doch noch ins Freie schossen, waren dort oben wesentlich gefahrloser als bei einer Startphase dicht über dem Erdboden.
    Das Verfahren war nach den Erkenntnissen des Jahres 2011 veraltet – gewiß! Aber es war nach wie vor preiswert, hatte sich bewährt, und die Nutzlastkapazität der großen Fähren war durchaus zufriedenstellend.
    Sie und die Trägerraketen konnten immer wieder verwendet werden. Es gab keine kostspieligen Totalverluste mehr.
    Wir fühlten uns an Bord des narrensicheren Schiffes recht wohl. Das durch die Zellenschwingungen übertragene Rumoren der beiden chemisch betriebenen Hilfsstrahltriebwerke hatte das heimkehrende Raumschiff in ein großes Flugzeug verwandelt.
    Wir befanden uns allein in der vierzehn Personen fassenden Passagierkabine. Direkt hinter uns begann der riesige, nach oben aufklappbare Laderaum.
    Die beiden erfahrenen Piloten erledigten ihr Geschäft mit gebotener Sorgfalt und doch, wie es schien, überaus lässig. Die Zeiten der ersten, äußerst risikovollen Eintauchmanöver in die irdische Atmosphäre waren vorbei. Wenn das einige längst verstorbene NASA-Leute aus der Anfangszeit der ballistischen Raumflüge hätten miterleben dürfen, hätten sie entweder vor Freude gejubelt, oder sie hätten still und verklärt in einer Ecke gesessen. Sie hatten recht behalten! Der Mensch konnte fast alles. Und das, was er nicht konnte, vermochte er zu erlernen. Eigentlich brauchte er dazu nur den weltweiten Frieden und eine gesicherte Finanzierung der Großprojekte. Den Rest besorgten die klugen Männer und Frauen in den Entwicklungszentren.
    Unser Eintauchkurs führte von West nach Ost. Zur Zeit befanden wir uns über dem Pazifischen Ozean. In wenigen Minuten mußte die amerikanische Westküste auftauchen. Von dort aus war es bis zum GWA-Raumflughafen der Gila-Fields nur noch ein »Katzensprung«.
    Die Fähre fiel sehr schnell. Als wir die Küste überquerten und gleich darauf die südliche Sierra Nevada mit der San-Bernardino-Kette, wurde bereits die Mohave-Wüste sichtbar.
    Jenseits des Colorado begann die Gila-Wüste. Dort lag unser Ziel. Ich rief den Chefpiloten über Bordvisiphon an.
    »Sir?« meldete er sich.
    »Ich möchte Sie bitten, Captain, ausnahmsweise auf Total-Fernsteuerung zu schalten. Ich zweifle nicht an Ihrem Geschick, aber auch mir wurde befohlen …«
    »Wird gemacht, Sir«, unterbrach er mich. Er war jung, sah aus wie ein historischer Seeräuber und meisterte die Fähre mit der Gelassenheit des Könners. Er würde zu den Männern gehören, die auch ohne marsianische Hilfe den Raum erobern konnten.
    Sekunden später vernahm ich seine Durchsage.
    »Fernsteuerung steht, Sir. Gila-Center hat bestätigt, Lenk impuls fällt ein. Wenn Sie zwei arbeitslos gewordene Astropilo ten in der Kanzel besuchen wollen, bitte. Es sei gewährt. Die Oma hängt sicher in
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