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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter
Autoren: K. H. Scheer
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gefallen.
    Ich drückte die Visiphontaste nieder. Auf dem kleinen Bildschirm erschien das Gesicht eines dunkelhaarigen, schlanken Mannes. Er trug die Uniform der GWA-Raumgarde.
    »Willkommen, Sir«, meldete ich mich. »Wir mußten uns lei der erst etwas verändern.«
    »Das soll unter aktiven Schatten so üblich sein«, entgegnete er ungerührt. »Sind Sie fertig?«
    »Bitte, treten Sie ein. Entschuldigen Sie die Unordnung.«
    »Erholungssuchende haben das Recht, eine gewisse Unord nung zu machen.«
    Ich hörte das Zischen des äußeren Schleusenschotts. Nach dem geringfügigen Druckausgleich öffnete sich die innere Tür – jedoch nicht, bevor sich das Außentor wieder geschlossen hatte.
    Sicherheitsmaßnahmen dieser Art waren auf Raumstationen so selbstverständlich wie für einen Landwirt das Düngen seiner Fel der. Es kam immer wieder einmal zu unverhofften Druckverlusten. Das Schleusensystem sollte sie lokalisieren und größere Schäden vermeiden helfen. Die Maßnahmen hatten sich schon Ende der achtziger Jahre bewährt.
    Nunmehr, an diesem 19. August 2011, galten immer noch die gleichen Vorschriften. Sie waren gut und richtig, nur etwas lästig.
    Als er unsere große Kabine betrat, flüchtig grüßte und sich dann gewohnheitsmäßig prüfend umblickte, fragte ich mich ebenfalls, ob wir ihm nicht auffallen mußten.
    Hannibals »besondere« Figur war schon immer ein Ärgernis für unsere Maskenbildner gewesen. Reichte es, wenn er lediglich sein Gesicht verbarg?
    »Fragen dieser Art werden uns immer häufiger beschäfti gen«, empfing ich Hannibals telepathische Durchsage. »Davon aber später. Imman hat jedenfalls keine Ahnung, daß er vor den angeblich ermordeten GWA-Schatten HC-9 und MA-23 steht. Für ihn sind wir tot. Außerdem hat er uns nie in unserer wahren Gestalt gesehen. Da hing immer irgendeine Einsatzmaske dazwischen.«
    Ich ertappte mich bei einem zustimmenden Nicken. Der Klei ne hatte recht. Wer außer General Reling hatte uns eigentlich jemals wirklich gesehen?
    Melby Imman war ein scharfer Beobachter. Ich fühlte seinen Blick.
    »Wenn ich stören sollte, Sir, so …«
    »Unsinn«, unterbrach ich ihn. »Wir sind nur etwas überrascht. Persönliche Botschaften aus dem HQ verheißen meist nichts Gu tes.«
    Er schmunzelte und setzte sich. Hannibal schritt zum Geträn keautomaten hinüber.
    »Tomatensaft«, bat der Kommandeur der Raumstation hastig. Hannibals letzter Streich schien ihm noch bewußt zu sein.
    Der Zwerg lachte, sagte aber keinen Ton. Wir hielten es für gut, wenn er seine »markante« Stimme nicht zu häufig ertönen ließ. Das fiel ihm schwer, aber die Logik erforderte es.
    Imman legte eine Visiphonspule auf den Tisch. Ich fühlte wieder den prüfenden Blick.
    »Die Mitteilung ist aufwendig verschlüsselt«, begann er. »Für Ihr spezielles Kodegerät dürfte das jedoch kein Problem sein. Die Vorankündigung kam im gerafften Stationskode durch. Die Na mensnennung des Absenders oder auch des wahrscheinlichen Unterzeichners hat meine an mancherlei Überraschungen gewöhnten Nachrichtenexperten gewissermaßen … äh …«
    »… senkrecht aus den Druckstiefeln in den Raum zischen las sen«, vollendete der Zwerg den Satz.
    Ich hielt die Luft an und warf ihm einen bitterbösen Blick zu.
    Wenn Imman überhaupt jemals auf die Idee kam, einen von uns früher gekannt zu haben, so waren derart blödsinnige Redewendungen genau die richtige Spur. Sie waren für Hannibals eigentümlichen Humor symptomatisch.
    Imman hüstelte aber nur. Er beherrschte sich mustergültig. Nein, er schöpfte keinen Verdacht.
    »Noch einen Vergleich dieser Art, und du landest im Aufnahmestutzen der atomaren Müllverbrennung. Mein Wort darauf, Zwerg!« ließ ich ihn telepathisch wissen. »Das ist doch wohl die Höhe.«
    »… nicht gerade aus den Stiefeln fahrenlassen«, korrigierte Imman, der von unserem stummen Zwiegespräch nichts ahnte. »Immerhin aber sprachlos werden lassen, Sir …«
    Er unterbrach sich und sah sich wie ein Mensch um, der einen Lauscher vermutet.
    »Sir, darf ich etwas fragen?«
    »Natürlich.«
    »Die näheren Umstände Ihrer Ankunft, Ihre Sonderanweisungen und mehr lassen mich vermuten, daß Sie mit Ereignissen konfrontiert wurden, die wahrscheinlich als Alpha-Geheimnis einzustufen sind. Daher meine nachfolgende Frage: Würde es Sie sehr überraschen, wenn General Arnold G. Reling, Chef der GWA, plötzlich wieder unter den Lebenden weilte? Dem Vernehmen nach ist er auf dem Mond von dem
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