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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter
Autoren: K. H. Scheer
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Anarchistenwissenschaftler Professor Toterlay erschossen worden.«
    Ich wußte längst, was in seinem Gehirn vorging. Trotz der gu ten Vorsätze hatte ich es doch nicht unterlassen können, kurzfristig seinen Gedankeninhalt zu sondieren.
    Das scheint aber das Schicksal eines jeden Telepathen zu sein. Ab und zu überschreitet man die Grenzen; nämlich dann, wenn man den Verdacht hegt, der Gesprächspartner wüßte mehr als man vermutet. Man möchte dann gewappnet sein.
    »Würde es Sie überraschen?« hakte Imman nach. Er war hartnäckig.
    Ich offenbarte einen Teil meines Wissens. Der Anarchistenwissenschaftler Marcus Owen Toterlay war von mir dargestellt worden. Der angeblich tödliche Schuß war von meiner Hand ausgelöst worden. Hannibal und ich wußten es genau; auf jeden Fall sehr viel besser als Melby Imman.
    »Nein«, beantwortete ich endlich seine Frage. »General Reling ist auch nicht im Sinne des Wortes erschossen worden. Er starb durch einen explosiven Druckverlust. Das Projektil zerstörte das Lebenserhaltungssystem seines Raumanzug-Tornisters.«
    Er musterte mich eingehend. Dann stand er unvermittelt auf.
    »Das genügt mir, Sir. Auf der Erde überstürzen sich die Berichte. Es heißt, nicht Reling selbst, sondern ein vorsichtshalber eingesetztes Double wäre dem Anschlag zum Opfer gefallen.«
    »Möglich, Colonel.«
    Er nickte sinnend und griff nach seiner leichten Dienstmütze.
    »Ich darf mich verabschieden. Ihre Hinweise waren für mich aufschlußreich. Wissen Sie, Sir, Relings Tod hat einige Unruhe unter passiven und aktiven Mitgliedern der GWA ausgelöst. Ich bin glücklich, dieses Problem mit Relings Wiederauftauchen gelöst zu sehen. Wenn Sie mich brauchen, ich bin in der Zentrale jederzeit zu erreichen. Es könnte sein, daß Sie wider Erwarten sehr schnell abreisen müssen. Die vor einer Viertelstunde angekommene Versorgungsfähre ist vorerst auf eine Parkbahn eingewiesen worden.«
    »Von Ihnen?«
    Er lächelte, salutierte und ging.
    Natürlich von ihm, von wem sonst! Imman konnte denken, oder er wäre niemals Kommandant des wichtigen Satelliten SCOUT I geworden.
    Wir warteten, bis die Kontrollampen den Verschlußzustand der äußeren Schleusenpforte anzeigten. Ich zog die Dienstmaske vom Kopf und fuhr mit gespreizten Fingern glättend durch die Haare. Hannibal schaltete die Tonübertragung der Kommunikationsanlagen ab. Die Fernbilder blieben erhalten.
    Für einen Augenblick sah ich das im Weltraum schwebende Gespinst der wohl gigantischsten Radio-Teleskopantenne, die bislang von Menschen erbaut worden war.
    Sie besaß einen Durchmesser von dreißig Kilometern und wä re auf der Erde in dieser Größenordnung als fest stationierte Einheit niemals zu bewegen gewesen. Hier, im schwerelosen Or bitflug rund um den Heimatplaneten der Menschheit, war es möglich.
    »Tonabhörerschutz steht«, meldete Hannibal überraschend sachlich. Sein Gesicht war irgendwie ausdruckslos. »Wollen wir anfangen?«
    Ich ergriff die Bandaufzeichnung und schritt zu unserem Dechiffriergerät hinüber. Es enthielt Kodeschlüsselprogramme, die nicht einmal von Imman entziffert werden konnten.
    »Der Alte hat sich also entschlossen, ab sofort wieder unter den Lebenden zu weilen, was?« fuhr der Kleine im gleichen, nichtssagenden Tonfall fort. Das verriet mir, wie aufgewühlt er innerlich war.
    »Du wirst dir einige Dinge einfallen lassen müssen, Großer. Wenn der Alte behauptet – und das ist für mich jetzt schon sicher –, damals wäre nur ein Double erschossen worden, so ist der Begriff ›nur‹ bereits moralisch anrüchig.«
    »Er könnte sich mit einer Roboterkonstruktion aus dem Schußfeld der Kritik bringen.«
    Hannibal winkte heftig ab. Der Ausdruck seiner wasserblauen Augen gefiel mir immer weniger.
    »Phantasiere doch nicht! Wer auf dieser Welt kennt marsianische Robotkonstruktionen besser als du, der autorisierte Kodatorträger und befehlsgebende Erbvollstrecker des Admiral Saghon? Du willst doch wohl der Erdbevölkerung nicht weismachen wollen, der GWA wäre es gelungen, einen absolut Reling-ähnlichen Spezialroboter in den Gefahreneinsatz zu schicken? Wer sollte den für unsere Belange passend konstruiert haben? Vielleicht irdische Wissenschaftler? Leute, die nach wie vor angstschwitzend vor marsianischen Farborgel-Schaltungen stehen und nicht wissen, auf welches Rot von tausend anderen nuancierten Rottönen sie das Fingerchen legen sollen? Oder willst du aussagen, die GWA-Experten wären schon soweit, eigene
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