Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
Sie werden sich bestenfalls vierundzwanzig Stunden in der Druckröhre aufhalten müssen.«
    Haben Sie schon einmal rote Nebel vor den Augen wallen sehen? Ja? Ich sah sie jetzt sehr deutlich!
    Man wollte uns also auf dem Meeresgrund lagern wie eine gefährlich gewordene Ware. Ich rief Kiny an. Sonst hatten wir keine Chance mehr.
    Als wir auf die Rolltreppe zueilten, vernahmen wir bereits das Dröhnen starker Atomtriebwerke. Die Jagdbomber der Afrikanischen Staatenföderation waren angekommen.
    Ich unterschied außerdem ein Heulen, dem gleich darauf eine heftige Detonation folgte.
    Man hatte dem Chef der NEW AFRICAN TRUST Ltd. unter totaler Mißachtung seines bedeutenden Namens eine leichte Kampfrakete vor den Bug geschossen.
     
     
11.
     
    Ein Erhobener hatte niemals die Fassung zu verlieren, geschweige denn zu schimpfen.
    Ich konnte mich noch einigermaßen beherrschen, aber Hannibal hatte jede Selbstkontrolle verloren. Er schrie Narko Menere wie von Sinnen an. Die junge dunkelhäutige Medizinerin hätte ums Haar um ihr Leben fürchten müssen.
    Ich erklärte seine Entgleisung – wenigstens versuchte ich es. Die Vorgänge in der großen Hochdruckkammer wurden fernbildlich verfolgt. Es war daher nötig, etwas zu Hannibals Verhaltensweise zu sagen. Es konnte uns sonst das Leben kosten.
    »Ich sehe mich genötigt, an Bockoschs Stelle um Entschuldigung zu bitten«, sagte ich schnell. »Sie werden verstehen, Doktor, seine DNS-Aufstockung ist nicht ganz gelungen. Das macht sich hier und da bemerkbar.«
    Die junge, grazil gewachsene Ärztin rieb sich den Hals. Hannibal hatte kräftig zugegriffen.
    Ihr Name war Dr. Miria Flabtone. Sie stammte wie Gmobala aus dem Zulu-Land, hatte in Kapstadt und Heidelberg Medizin studiert und war dann irgendwie mit dem Trust in Berührung gekommen. Von da an war sie verloren gewesen.
    Sie war eine erstklassige Medizinerin, von Gemüt aber eiskalt und skrupellos. Das war auch der Grund, warum Hannibal die Fassung verloren hatte und den Einsatz gefährdete.
    Wissen Sie, wenn man hilflos mitansehen muß, wie Säuglinge und Kleinstkinder bis zum Alter von höchstens sechs Monaten von einer Fachärztin für Kinderkrankheiten wie Maschinenteile verladen werden, kann man wohl zum Rasenden werden!
    Es war unerhört, was sich diese Verbrecher erlaubten.
    Ich wußte seit einigen Minuten, was der unbekannte Sprecher mit dem Begriff »die Formbaren« gemeint hatte.
    Das waren achtundzwanzig Kleinkinder arabischer und asiatischer Abstammung. Sie gehörten zweifellos zu den bedauernswerten Geschöpfen, die in den bevölkerungsreichen Gebieten des Riesenkontinents spurlos verschwunden waren; wahrscheinlich entführt oder gar mit dem Einverständnis ihrer kinderreichen Eltern »abgetreten« worden.
    Wir kannten Fälle dieser Art. Viele einfache Menschen dachten sich nicht viel dabei, etwa die zwölfte Tochter hilfreichen Organisationen anzuvertrauen.
    Diesen kleinen Geschöpfen standen wir nun gegenüber.
    Sie wurden in das offene Turmluk eines zylindrischen, etwa fünfzehn Meter langen Stahlkörpers hineingereicht, dort entge gengenommen und nebeneinander gebettet.
    Die Kinderärztin überwachte den Vorgang, sorgte für die An bordnahme geeigneter Nahrungsmittel und Milchgetränke, aber eine Spur von Mitleid zeigte sie nicht.
    Sie gehörte zu jenen verbrecherischen Experten, die irgendwo auf dieser Welt versuchten, die Menschheit durch die bakterielle Verformung des Erbkodes »aufzustocken«. Kleinkinder in die sem Alter schienen dafür besonders geeignet zu sein. Anders war ihr Verschwinden nicht zu erklären.
    Die schreiende und wimmernde Fracht verschwand im Rumpf. Die Hilfskräfte kletterten heraus; und Menere stieg mit Miria Flabtone nach unten.
    Ich umfaßte Hannibals Genick mit hartem Druck, bis er aufschrie.
    »Ich bitte mir Beherrschung aus, Bockosch«, forderte ich laut und schroff. »Du hörst sofort mit deinem unangemessenen Betragen auf. Was soll das?«
    Ich drückte zu, bis er wieder klar denken konnte. Es dauerte zu lange. Draußen dröhnten Detonationen. Die Jacht hatte noch immer nicht gestoppt, und das ließen sich die Bomberpiloten nicht mehr länger bieten.
    »So kommen sie doch!« schrie Menere aus dem Luk heraus.
    »Los schon«, rief ich Hannibal telepathisch an. »Das gefällt mir auch nicht. Reiße dich zusammen und kümmere dich lieber um die Kinder. Tarne deine Fürsorge mit der Aussage, du wärest um das formbare Material besorgt. Es bleibt dir keine andere Wahl. Mir auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher