Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
ganzen Welt.
    Ich bemerkte Hannibals angespannte Haltung. Er wollte mir etwas mitteilen, riskierte es aber nicht mehr. Ich wußte auch so, welche Befürchtungen er hegte.
    Abel Gabriel Gmobala hatte dem Anarchistenwissenschaftler Professor Toterlay einige Zeit lang sehr nahegestanden. Das wußten wir von Toterlay selbst. Wir hatten ihm geheimste Erinnerungen und Geschäftsabwicklungen aus dem Erinnerungszentrum entlockt und es in unseren Gehirnen gespeichert. Kenntnisse dieser Art waren lebenswichtig.
    Ich ging noch einige Schritte vor und blieb vor der Sesselgruppe stehen. Gmobala musterte uns aus großen, klugen Augen.
    Er saß in seinem Rollstuhl und hatte die Beine mit einer Decke verhüllt. Ich neigte grüßend den Kopf.
    Dann fühlte ich wieder seine telepathischen Impulse. Sie waren so schwach wie zuvor, bestenfalls wegen der Nähe jetzt etwas intensiver. Jedenfalls wurden sie uns nicht gefährlich.
    In dem Augenblick kam ich auf eine Idee, die ich schon früher hätte haben sollen.
    Seit wann war dieser Mann ein Telepath? Zwar war seine Fähigkeit unzulänglich, gewiß; aber er war immerhin paratechnisch modifiziert. Früher war er das nicht gewesen, das stand fest. Ahnungslose Menschen konnte er durchaus sondieren.
    Meine Überlegungen liefen mit einer Schnelligkeit ab, die ich mit dem bewußten Willen kaum noch kontrollieren konnte. Das war wieder dieser seltsame Instinkt, der nicht nur bei mir, sondern auch bei Hannibal immer stärker spürbar wurde.
    Schließlich sprach ich Worte, an die ich wenige Minuten zuvor nicht annähernd gedacht hatte. Sie waren mir nicht in den Sinn gekommen. Nun kamen sie über meine Lippen.
    »Es erstaunt mich, Sir, einen Mann mit Ihren Fähigkeiten im Rollstuhl anzutreffen. Wer immer Ihre gesundheitliche Betreuung übernommen hat, sollte auch fähig sein, zerstörte oder krankhaft angegriffene Nervenleiter wiederherzustellen. Ich bin bereit, Sie als Mensch meiner hohen Klassifizierung anzuerkennen.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Meneres weit aufgerissene Augen. Sein Instinkt überlappte seinen bewußten Willen und programmierte sein Gehirn zum Angriff.
    »Lassen Sie es sein, Kapitän«, fuhr ich ihn scharf an. »Mr. Gmobala ist in unserer Obhut wesentlich sicherer als in Ihrer. Treten Sie gefälligst zurück.«
    Die dunklen Augen des Trustgewaltigen schienen mich sezieren zu wollen. Er unternahm nochmals einen kläglichen Tastversuch, ehe er unvermittelt anordnete: »Es ist gut, Menere, ich benötige Sie nicht mehr. Ich werde Sie gegebenenfalls rufen.«
    »Aber …«
    »Es ist gut!«
    Menere ging. Ein Blick des Hasses traf uns. Der Kapitän verschwand im Vorraum. Gmobala ließ die Panzertür aufgleiten.
    »Sie nehmen hoffentlich nicht an, ich würde mich leichtfertig verhalten«, begann er.
    Ich musterte ihn nochmals. Er wirkte jünger als früher. Das schmale, von Krankheit gezeichnete Gesicht hatte sich gestrafft. Man sah ihm seine achtundsechzig Jahre zwar an, aber er erweckte nicht mehr den Eindruck eines todkranken Mannes.
    »Männer wie Sie handeln selten leichtfertig. Ich wäre Ihnen verbunden, Sir, wenn Sie sich erheben würden. Der Rollstuhl paßt schlecht zu Ihrem Gesundheitszustand und zu meinem Wissen. Sie sind geheilt.«
    »Eine Heilung haben alle Mediziner dieser Welt bestritten«, erklärte er mit einem schwachen Begleitlächeln.
    »Jener, den ich meine und den ich demnächst zu sehen hoffe, denkt in dieser Beziehung anders. Mir ist bekannt, daß Sie bereits meinen verehrungswürdigen Lehrmeister, Professor Toterlay, dahingehend ansprachen, obwohl er gewiß kein Mediziner oder Biologe war, sondern ein Techno-Spezialist für marsianische Maschinen.«
    Hannibal hielt den Atem an, als Gmobala die Decke zur Seite legte und mühelos aufstand.
    »Sie gehören zu den wenigen Menschen auf dieser Welt, die über meine Wiederherstellung informiert sind, Apoll. Wie würden Sie sich an meiner Stelle verhalten? Ich meine der Logik entsprechend?«
    Er stand zu nahe an seinen Schaltanlagen, um in uns den Gedanken aufkommen zu lassen, ihn eventuell anzugreifen. Ich dachte auch nicht mehr daran!
    Das war nie und nimmer der Mann, der für Dr. Angelo Percellis Vergreisung verantwortlich war. Gmobala hatte sich bestenfalls mit Haut und Haaren an die Unbekannten verkauft, weil er nur durch deren Fähigkeiten gesunden konnte.
    Was aber ist für einen Mann, der allen Reichtum und alle Macht bereits erlangt hat, am wichtigsten? Gesundheit und ein möglichst langes Leben!
    Seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher