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Symbiose Herbstgewitter

Symbiose Herbstgewitter

Titel: Symbiose Herbstgewitter
Autoren: K. H. Scheer
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Motive waren mir völlig klar.
    Selbstverständlich konnte er aus diesem Teufelskreis nicht mehr aussteigen. Wahrscheinlich war er daran auch gar nicht interessiert, denn er, der kluge Kopf, konnte sich ausrechnen, was demnächst geschehen würde.
    Mich musterte er mit verstohlener Bewunderung. Das war gut so. Hannibal bedachte er mit den aufmerksamen Blicken seines Arztes, dem klar ist, daß ihm sein Eingriff nicht ganz gelang.
    Die Frage war, wie weit ich bei ihm gehen durfte. Ich probierte es.
    »Sir, Menschen Ihrer und meiner Art gelten als Erhobene. So unterrichtete mich Professor Toterlay. Ihre parapsychischen Fähigkeiten sind bemerkenswert.«
    »Sie blocken sich ab«, überlegte er. »Wieso?«
    »Wir hatten nicht das Glück, im Verlauf der DNS-Aufstockung außerordentliche Fähigkeiten zu erlangen«, berichtete ich. »Wohl aber können wir Tastversuche sofort feststellen. Meneres Nervosität war deutlich zu spüren.«
    Er versuchte es tatsächlich noch einmal. Allmählich widerte er mich an.
    Schließlich gab er seine wachsame Haltung auf und entspannte sich.
    »Sie sind die ersten Menschen, die mir widerstehen«, behauptete er. »Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor? Hat Dr. Davanger dahingehende Bemerkungen gemacht?«
    »Bemerkungen schon, nur gab er keine reellen Daten. Wir schlossen ein Bündnis auf Gegenseitigkeit. Ich verhalf ihm zur Primärflucht, er hatte für die Sekundärabsetzung zu sorgen. Sie ist, abgesehen von dem wohl notwendigen Unfall, gelungen.«
    Er lachte leise und völlig ungerührt über den gewaltsamen Tod eines Mannes, den er sicherlich sehr gut gekannt hatte.
    »Davanger war ein Narr«, erklärte der Afrikaner sachlich. »Seine Dienstleistungen waren wertvoll, aber seine persönlichen Wünsche konnten auf keinen Fall realisiert werden. Vergessen Sie ihn. Welchen Neu-Orbton-Quotienten besitzen Sie, Apoll?«
    Meine vorübergehend gelockerte Haltung wurde wieder unpersönlich.
    »Was tut das zur Sache, Sir?«
    Er schritt hinter seine Schaltanlagen und kontrollierte einige Instrumente.
    Hannibal schickte einen kurzen, schnellen Warnimpuls. Seine Hand lag auf dem Aktivierungsschalter des Schirmfeldprojektors.
    »Ich wünsche es zu erfahren. Sie sind nach meiner Auffassung etwas zu plötzlich in der Haftanstalt von Hainan aufgetaucht. Weshalb wurden Sie von der GWA an Huang-Ho Feng ausgeliefert?«
    Das waren Fragen, die Davanger nicht zu stellen gewagt hatte, obwohl auch er sicherlich darüber nachgedacht hatte. Gmobala, der sich ebenfalls als Übermensch fühlte, hatte weniger Hemmungen.
    Wir hatten selbstverständlich vorgesorgt, und zwar der ausgefeilten GWA-Psychologie entsprechend.
    »Ich erlaube Ihnen, sich danach zu erkundigen«, erklärte ich mich einverstanden. »Wir wurden von einem GWA-Kommando verhaftet, als wir versuchten, Professor Toterlay aus seinem Mondstützpunkt zu bergen. Das gelang nicht mehr, weil wir mit Hilfe marsianischer Roboter bezwungen wurden.«
    Er sah überrascht auf.
    »Von marsianischen Robotern?«
    »Ja. Sie wurden aus der ›1418‹ ausgeschleust und eröffneten das Feuer. Ehe unsere Schutzschirme zusammenbrachen, entschlossen wir uns, vorübergehend aufzugeben. Wir hatten jedoch noch Zeit genug, unsere Mitarbeiter in der Andenfestung des Saghon zu informieren. Sie setzten sich später per Transmitter zum Mond ab und vollendeten die Ausrüstung des vom Meister persönlich startklar gemachten Kleinen Kreuzers.«
    Er wurde in seiner vorgefaßten Meinung schwankend. Die Lügen waren so faustdick aufgetragen, aber so passend zu den letzten Ereignissen, daß ihm keine andere Wahl blieb, als nachdenklich zu werden.
    »Sie besitzen demnach ein raumflugtaugliches Marsschiff?« meinte er spröde.
    Ich ahnte, daß sein in solchen Aspekten geschultes Gehirn bereits an der nutzbringenden Auswertung der neuen Erkenntnisse arbeitete.
    Ich zeigte ihm ein unpersönliches Lächeln.
    »Allerdings, Sir. Ich bin bereit, den Kleinen Kreuzer als Gegenleistung für Ihre Unterstützung und die Ihrer vorgesetzten Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen.«
    Der Begriff »vorgesetzte Mitarbeiter« hatte ihm gar nicht gefallen! Das störte mich nicht. Ich sprach weiter.
    »Die Ziele der Erhobenen waren Professor Toterlay klar – und uns, seinen vertrauten Schülern, ebenfalls. Einige Geheimberichte der GWA stehen uns zur Verfügung. Danach sind alle aufgestockten Menschen aus den Reihen der ehemaligen Calthur-Priester auf dem Mond vernichtet worden. Eine gewisse Moroina, die Leiterin
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