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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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bei uns wohl fühlt, ihr könnt ihr zeigen, wie gastfreundlich die Menschen auf dem Land sind.«
    »Klar, Papa«, sagte ich, »du kannst dich auf uns verlassen.«
    »Da hab ich so meine Zweifel«, sagte er grimmig, aber als er zum Ofen hüpfte, wo seine Krücke lehnte, huschte ein Lächeln über seine Lippen. »Lasst das Geschirr nicht so lange stehen«, sagte er, als er zur Tür ging, »sonst kommen die Fliegen.«
    »Mach ich gleich, wenn ich mich angezogen habe«, sagte ich.
    Er warf noch einen Blick auf unsere Schlafanzüge. »Wird Zeit, dass die in die Wäsche kommen. Erinnert mich noch einmal daran, am Montag.«
    »Ich hole Treibholz für den Bottich«, sagte ich, »wenn ich mit dem Unkraut fertig bin.«
    »Lass mal, das eilt nicht. Das machen wir später in der Woche.«
    Cal und ich standen auf den Stufen an der Gartentür und sahen ihm zu, wie er auf sein Fahrrad stieg, es war immer ein interessanter Anblick. Er stieß sich am Gestell des Wassertanks ab und trat, so schnell er konnte, mit dem einen Bein ins Pedal, um das wankende Rad aufzurichten. Schon auf dem kleinen Weg kam er ordentlich in Fahrt.
    In der Küche nahm ich ein Glas Himbeermarmelade und warf es Cal zu. »Fang!«, rief ich.
    Er griff daneben. Das Glas explodierte an der Wand, alles war voller Spritzer.
    »Papa!«, rief Cal und rannte zur Haustür. »Papa, warte!«
    »Zu spät«, sagte ich. »Er ist bestimmt schon fast am Fluss.«
    Papa ist immer sehr schnell am Fluss, dachte ich, als ich die Scherben zusammenkehrte und begann, die Marmelade aufzuwischen. Die halbe Meile schaffte er mit seinem Bein genauso schnell wie jeder andere. Nur wenn er in den tieferen Schotter geriet, wurde er langsamer, dann stieß er sich mit der Krücke immer wieder ab, um sich auf dem Rad zu halten. Ich hatte ihn einmal beobachtet, er war ins Schlittern geraten und wäre beinahe im Graben gelandet. Großartig, wie er das machte, er war ein ausgezeichneter Fahrer.
    Cal kam zurück. Er sagte: »Ich hätte mich fast geschnitten.«
    »Ist mir aus der Hand gerutscht«, erklärte ich. »Wenn du jetzt nicht sofort das Geschirr spülst, könnte es mir noch mal passieren.«
    Aber das war ein Witz. Spülen war meine Aufgabe, er war viel zu klein dazu. Ich ließ ihn aufwischen.
    Als wir fertig waren, zogen wir die Pyjamas aus und rannten eine Weile nackt herum. Wir rannten über den Flur und durch die Zimmer, eine Weile versuchte er, mich zu fangen, und dann umgekehrt. Wenn ich ihn hatte, versohlte ich ihm den Hintern. Der Fairness halber ließ ich mich zwei Mal von ihm kriegen. Meistens spielten wir nur drinnen, aber es kam auch vor, dass ich ihn aus dem Haus jagte. Dann schloss ich ihn aus, er hämmerte von außen gegen die Tür und sah sich ständig um, weil er Angst hatte, dass jemand über den Weg kommen könnte oder dass Mrs Prosser von nebenan zufällig aus dem Klofenster schaute. Sie konnte vom Klofenster aus unsere Veranda sehen.
    Einmal musste ich aufs Klo, als wir so rumgelaufen waren. Das Klo ist direkt neben dem Waschhaus. Plötzlich dachte ich, wenn jetzt jemand vorbeikommt, stecke ich hier fest, dann muss ich so lange bleiben, bis der Besuch verschwunden ist. Und wenn der Besuch kapiert, dass ich hier drin bin, und beschließt zu warten, bis ich rauskomme? Ich war so nervös, dass erst einmal nichts passierte, es ging erst, als ich mir den Fluss an einem kalten Tag vorstellte. Als ich aus dem Klohäuschen trat, stellte ich erleichtert fest, dass die Luft rein war.
    »Geht doch, Kleiner, und jetzt das Unkraut«, sagte ich, als ich Cal zum zweiten Mal übers Knie legte. »Zehn Minuten Gartenarbeit, bevor es zu heiß wird.«
    »Wir können doch die Maracujas ernten«, schlug Cal vor. »Papa hat gesagt, dass ich helfen darf.«
    »Jetzt bestimme aber ich .«
    Wir pflückten dann doch die Maracujas, ich fand es auch irgendwie netter. Ich stand auf dem Schuppen und warf die Früchte runter, Cal stand unten und musste sie fangen, und wenn er sich nicht gerade ducken musste, weil ich auf seinen Kopf zielte, erwischte er auch die meisten.
    Vom Dach aus konnte ich in alle fünf Gärten sehen. Früher gab es natürlich noch viel mehr Gärten, eine halbe Meile weit, fast bis hinunter zum Fluss. Aber jetzt, wo die Fabrik geschlossen war, gab es in Calliope Bay nur noch fünf Häuser, der Rest war abgerissen worden. Die Gärten sahen alle gleich aus – Gemüse, ein Schuppen, Maracujaranken – nur die Kellys bildeten eine Ausnahme. Bei ihnen lag alles voller Schrott, ein
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