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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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euch. Immer so weiter, sie hörte überhaupt nicht mehr auf. Ob das wohl die Wahrheit war? Oder war es ihr völlig egal, wer die zwei Dutzend Flaschen Ingwerbrause trinkt, die sie vor der Abreise abgefüllt hat? Ich kann das nicht beurteilen, ich kann dazu nur sagen, dass es manchmal nicht reicht, von einem Ort zum nächsten zu ziehen, um der Einsamkeit zu entkommen. Wie viele Flaschen habt ihr noch, Harry?«
    »Achtzehn«, sagte ich.
    »Siebzehn und eine halbe«, sagte Cal, der immer noch in der Tür stand.
    »Ich habe sie gestern Abend noch gezählt.«
    »Ich habe vorhin eine aufgemacht.«
    »Das wirst du noch bereuen«, sagte ich. »Du hast doch gehört, was Papa gesagt hat. Wir trinken sie zu schnell. Wann warst du das letzte Mal im Waschhaus? Weißt du noch, was über dem Bottich an der Wand hängt?«
    »Aber ich hatte Durst«, sagte Cal. »Was bringt mir die ganze Ingwerbrause, wenn ich sie an einem heißen Tag nicht trinken darf?«
    »Das wirst du büßen, Kleiner.«
    »Möchte jemand eine Schnitte?«, fragte Mrs Kelly.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte ich und folgt ihr in die Küche in der Hoffnung, dass sie ihr leckeres Pflaumenmus daraufstreichen würde. »Das war interessant, was Sie da über die Einsamkeit gesagt haben«, erklärte ich. »Mr Dalloway hat auch kürzlich so etwas gesagt. Er hat gesagt, wir leben am Rand der Welt. Wir hier in Calliope Bay. Also, als wenn es ein Wunder wäre, dass wir noch nicht runtergefallen sind, weil wir so nah am Rand leben. Was meinen Sie, stimmt das?«
    »Ja und nein«, antwortete sie und strich Pflaumenmus auf das Brot. »Wie ist er denn darauf gekommen? Und wann hat er das gesagt?«
    »Am Nachmittag«, sagte ich, »in Erdkunde.«
    »Meinst du nicht, er hat nur einen Witz gemacht?«, sagte sie, reichte mir die Schnitte und ging zur Tür, wo Cal wartete.
    »Ich glaube, es war sein Ernst«, sagte ich und biss in das Brot.
    »Mir ist aufgefallen, dass Mr Dalloway immer gleich von diesem Rand verschwindet, wenn die Ferien anfangen«, sagte Mrs Kelly. »Mir scheint, er will nichts riskieren.«
    »Er ist bestimmt in die Stadt gefahren. Ich mag Ihr Pflaumenmus, Mrs Kelly.«
    »Ich auch«, sagte Cal.
    »Schmeckt mir besser als Himbeere«, sagte ich, »oder vielleicht liegt es einfach daran, wie man sie kocht. Die Marmelade von meiner Mutter ist zu flüssig.«
    »Das kommt manchmal vor, das hat nichts damit zu tun, wer sie zubereitet«, sagte Mrs Kelly. »Wer will noch eine Scheibe?«
    »Ich nicht, danke«, sagte ich. »Der Kleine kriegt auch bald sein Mittagessen. Ach, übrigens – können Sie Maracujas gebrauchen? Wir haben heute morgen eine Menge gepflückt, wir haben mehr als genug.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir haben ja selbst so viele. Ich muss Dibs sagen, dass er sie erntet, bevor der ganze Schuppen zusammenbricht.«
    »Was meinen Sie, wann kommt er zurück?«, fragte ich. »Wir haben uns überlegt, dass wir vor dem Unkraut noch ein Spielchen machen könnten.«
    »Er lässt sich immer ziemlich viel Zeit, wenn er zum Laden geht«, sagte sie. »Ich sage ihm aber, dass ihr nach ihm gefragt habt.«
    »Sagen Sie ihm, dass wir an der Fabrik sind. In der Nähe der Fabrik, nicht drin. Da ist etwas, das wir ihm zeigen wollen.«
    »Na gut, Jungs«, sagte Mrs Kelly. »Jetzt muss ich mich umziehen, Mr Wiggins kommt gleich.«
    Ich mache nun einen Sprung zum Nachmittag, wir waren in der Fabrik. Dibs Kelly war ja zu diesem Zeitpunkt schon abgestürzt. Das war also, als ich ihm schon gezeigt hatte, was Cal und ich in einem Schlachtraum der Fabrik gefunden hatten. Ich befand mich ganz oben in der Ruine und sah in die Durchbrüche, an denen früher die Rutschen angebracht waren. Ich war auf der Suche nach Cal.
    »Cal!«, rief ich, und Cal-Cal-Cal hallte es über das ganze Gelände. »Bist du soweit?«
    In einem der Durchbrüche entdeckte ich ihn, er wartete ein paar Stockwerke tiefer, am Ende der einzigen Rutsche, die die Männer nicht abmontiert hatten.
    Er winkte herauf.
    »Achtung, pass auf!«, rief ich und schickte acht Backsteine runter, sie stammten von der einzigen Mauer, die dort oben noch stand. Keine Ahnung, warum die Arbeiter gerade diese Mauer hatten stehen lassen, die anderen drei waren mit dem Dach abgerissen worden. Mich störte das überhaupt nicht, die Backsteine eigneten sich hervorragend, um Bäche zu stauen und Feuerstätten in Höhlen zu bauen.
    Früher in diesem Sommer hatten wir am Hang über dem Hafen eine neue Höhle gefunden, wir hatten
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